Unterschriftenaktion Oberbachemer wollen Ortsmitte stärken

OBERBACHEM · 351 Unterschriften haben die Initiatoren aus Oberbachem gesammelt, um Verkauf und Neubebauung des Grundstücks der ehemaligen Gaststätte "Zur Post" mitten im Ort zu verhindern und stattdessen einen Parkplatz zu bekommen.

 Die leerstehende Gaststätte zur Post (hinten) gehört der Gemeinde Wachtberg. Renate Pütz (von links), Antonia Phiesel, Jochen Schmitz, Benjamin Menke und Paul Giersberg fordern wie die insgesamt 351 Unterzeichner einer Unterschriftenliste, dass hier nach dem Abriss ein Parkplatz gebaut wird.

Die leerstehende Gaststätte zur Post (hinten) gehört der Gemeinde Wachtberg. Renate Pütz (von links), Antonia Phiesel, Jochen Schmitz, Benjamin Menke und Paul Giersberg fordern wie die insgesamt 351 Unterzeichner einer Unterschriftenliste, dass hier nach dem Abriss ein Parkplatz gebaut wird.

Foto: Axel Vogel

Die Ortsvertretung Oberbachem hatte den Verkaufsplänen der Verwaltung im Oktober bereits zugestimmt. Wegen des Bürgerprotests hat der Gemeinderat in seiner Dezembersitzung beschlossen, das Thema in den Finanzausschuss zu vertagen und sich vorher die Situation vor Ort anzusehen.

"Es geht hier nicht allein um Parkplätze, es geht um die Ortsmitte", erklärte Benjamin Menke, Vorsitzender des Vereins für Brauchtumspflege und Ortsverschönerung Oberbachem. Man müsse "weg vom Investorenmodell, bei dem ein Bauherr die Gewinnmaximierung anstrebt, hin zu einer vernünftigen Planung für die Bürger". Die Parkplatzsituation im Ort sei prekär, besonders bei den mehr als 100 Veranstaltungen, die pro Jahr in Oberbachem stattfänden, so Menke. Neben den Vorstellungen des Laienspielkreises und den großen Festen sind auch Taufen, Hochzeiten und Trauerfeiern in der benachbarten Kirche mitgezählt. "Es kommt bei den zahlreichen Veranstaltungen bereits jetzt zu massiven Verkehrsbehinderungen im Bereich der Dreikönigenstraße und des Hochheimer Weges bei den zahlreichen Veranstaltungen", sagte Menke. Das bereite auch für die Linienbusse Probleme.

Vertreter von verschiedenen Vereinen, aber auch Anwohnerinnen wie Antonie Phiesel unterstützen die Unterschriftenaktion. "Wir sind neu zugezogen und profitieren davon, dass wir einen lebendigen Ortskern haben", sagte Phiesel. Auch Renate Pütz vom Ortsausschuss Heilige Drei Könige hält einen neuen Parkplatz für wichtig: "Die Kirchgänger werden immer älter. Manche sagen, sie kommen nicht mehr nach Oberbachem zur Messe, weil man zu weit weg parken muss." Außerdem sei die geplante Bebauung des Geländes mit sechs Wohneinheiten und zwei Doppelhaushälften für den Kern Oberbachems überdimensioniert.

Auch zu den jährlich 15 Vorstellungen des Laienspielkreises mit jeweils rund 185 Besuchern kommen nach Angaben des Vorsitzenden Jochen Schmitz viele ältere Leute. Altbürgermeister Paul Giersberg erinnert daran, dass das Grundstück möglicherweise für einen neuen Dorfsaal gebraucht wird, sollte der Saal neben der Gaststätte Hüllen nicht mehr zur Verfügung stehen. Es sei im Rat bis 2009 Konsens gewesen, das Areal für Oberbachemer Bedürfnisse freizuhalten.

"Es fehlt ein Gesamtkonzept für unseren Ortskern", sagt Menke. Deshalb geht es für ihn um mehr als um 20 neue Parkplätze, die nach dem Abriss auf der Fläche mitten im Ort entstehen könnte. Der Ortskern diene als zentrale Stätte des örtlichen Lebens. "Die Entwicklung und das Wachstum der Gemeinde Wachtberg beruhen auch auf der Funktionsfähigkeit der bestehenden Dorfgemeinschaften", heißt es in dem Brief der Bürger an Bürgermeisterin Renate Offergeld.

Die geplante Neubebauung "würde eine unangenehme Enge erzeugen und Oberbachem die letzte Möglichkeit nehmen, dringend benötigten öffentlichen Raum zu behalten und zu gestalten". Die 351 Unterzeichner fordern die Gemeinde auf, die bisherigen Verkaufsabsichten zurückzunehmen und eine neue Planung zu verfolgen.

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