Wachtberger Originale Oliver Neft: Der Mannschaftskapitän von Pech

Pech · Fast jeder im Ort kennt ihn, und Oliver Neft kennt den Ort. Seit die Familie des gebürtigen Bad Godesbergers 1969 zugezogen ist, weiß Neft, wo er hingehört: „Pech war immer mein Zuhause“, bekräftigt der 56-Jährige, der seit April den Vorsitz des Heimatvereins hat. Mit dem Heimatverein möchte er den Zusammenhalt stärken.

Sein 1997 verstorbener Vater unterrichtete am Aloisiuskolleg, wo Neft selbst auch zur Schule ging, und wechselte später zum Siebengebirgsgymnasium in Königswinter. Neft atmete damals auf: „Man hat es nicht leicht, wenn der Vater an der eigenen Schule Lehrer ist.“. Seine Mutter bewohnt noch das Haus im Ortskern, in dem Neft, selbst Vater eines 18-jährigen Sohnes, aufgewachsen ist. 2001 bezog Neft ein Eigenheim in dem malerisch gelegenen Dorf, seit 20 Jahren ist er verheiratet.

Als begeisterter Fußballer trat er 1970 dem FC Pech bei und trainierte mit 18 Jahren bereits Jugendmannschaften. Der Sportsgeist motivierte ihn, sich immer mehr zu engagieren: „Den Zusammenhalt stärken, das hat mich angetrieben“, sagt der gesellige Neft, der auch 15 Jahre als Schriftführer fungierte. Den rot-blauen Vereinsschal mit dem Motto „Zum Glück gibt's Pech“ trägt er mit Stolz.

In der Freizeit liest er gern

Sein Interesse für Sportmedizin bewegte ihn 1985 zu einer Ausbildung als Heilpraktiker, doch fünf Jahre später bewirtschaftete er die Waldesruh in Villiprott: „Ich hatte in Kneipen gearbeitet, seit ich 16 war. Als ich das Angebot erhielt, die Waldesruh zu übernehmen, schlug ich ein.“ Nach der Geburt des Sohnes sei das Kneipendasein aber nicht mehr das Richtige gewesen. Er schulte zum Bürokaufmann um und landete 2011 bei der Elektronikfirma Bechtle, wo er für den Fuhrpark zuständig ist. Und so sorgt er auch hier dafür, dass Menschen in Bewegung kommen – der rote Faden in seiner Biografie. Den Freiraum, sich beruflich auszuprobieren, gesteht er auch dem Sohn zu, der gerade in Saarbrücken ein Informatikstudium beginnt. In der Freizeit ist Neft Buchliebhaber: „Außer Fantasy lese ich eigentlich alles, gern Sachbücher.“

Sein Engagement für Pech dehnte er später auf den Ortsfestausschuss (OFA) aus – ein Zusammenschluss der lokalen Vereine – den er mit begründete und dem er als Kassenwart diente. Auch im Karneval zeigt er Präsenz, wenn er mit seiner Frau den Zug anführt. Eine wichtige Rolle spielt dabei der „Eazebär“, für die Pecher nur in dieser Schreibweise korrekt. „Meine Frau steckt meist im Bärenkostüm“, sagt Neft grinsend. Sie unterstütze ihn auch ansonsten: „Meine Frau hält mir den Rücken frei, das kann man gar nicht genug hervorheben. Ich bin ohnehin mehr Planer als Praktiker“, gesteht Neft, der weiß, dass man nur als Team wirklich etwas erreichen kann. Dabei kennt er auch seine Grenzen: Um seiner Verantwortung im Heimatverein gerecht werden zu können, hat er die Ämter beim FC und dem OFA niedergelegt.

Näher zusammenrücken

Er will sich nun darauf konzentrieren, dass die Pecher näher zusammenrücken, für die er so etwas wie ein Mannschaftskapitän ist. Die rund dreitausend Bewohner seiner Gemeinde beschreibt er als gespalten: „Pech ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen. Die Alteingesessenen im Ortskern sind besser in die Gemeinschaft eingebunden; für die Zugezogenen ist Pech oft nur Schlafstatt. Außer bei Elternabenden und Sportveranstaltungen bekommt man die nicht zu sehen, das ist schade.“ Dabei ließe sich auf dem vorhandenen Zusammenhalt aufbauen: „Beim Hochwasser im Juni hat man gemerkt, dass wir uns in der Not aufeinander verlassen können“, sagt Neft. Von Jüngeren wünscht er sich mehr Engagement. Denn: „Ich höre nämlich mit 65 auf.“

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