Wallfahrtsorte im Rheinland Pilgertipps im Sonderformat
Wachtberg · Über mehr als acht Jahre hinweg hat sich Walter Töpner den Jakobsweg von Köln bis Santiago de Compostela erlaufen.
"Ich kannte mich zwischenzeitlich in Frankreich und Spanien besser aus als bei uns", erinnert sich der Niederbachemer.
Das brachte ihn vor sechs Jahren dazu, sich das Rheinland, genauer das Gebiet links des Niederrheins, anzuschauen. Herausgekommen ist das Buch "Pilgerland Rheinland - Wege und Wallfahrtsorte", das Anfang August erschienen ist.
Töpners Ansatz: "Ich wollte eine Art Handbuch für Leute, die sich im Rheinland auf den Weg machen." Auf 288 Seiten gibt er Tipps, wohin man sich wenden kann, wenn man eine Pilgertour plant.
Nicht zu vergessen: Wann ist der beste Zeitpunkt, sich in Bewegung zu setzen? Und was erwartet den spirituellen Wanderer an Architektur, Legende und belegter Historie?
Unterteilt hat der 73-Jährige sein 14. Buch in drei große Abschnitte: Zunächst stellt er Stifte, Klöster und Domkapitel wie zum Beispiel die Zisterzienserinnen in Walberberg vor, dann Fernwallfahrten wie nach Kevelaer und zuletzt lokale Wallfahrtsziele wie Gymnich.
"Viele kennen das Schloss Gymnich, aber nur wenige den gleichnamigen Ritt", so der Autor, der Vorsitzender des Heimatvereins Niederbachem ist. Wer das Kapitel anwählt, erhält - wie bei allen anderen - erst eine Einführung. "Ein Entree war mir wichtig, dann kann jeder entscheiden, ob er auch ins Detail gehen möchte", so Töpner.
Besagter Ritt jedenfalls findet stets zu Christi Himmelfahrt mit mehreren Hundert Reitern statt. Laut Töpner beruht er auf der Legende, wonach Ritter Arnoldus de Giminich im 13. Jahrhundert am Kreuzzug von Damiette teilnahm und mit seinem Pferd im Schlamm zu versinken drohte.
Im Fall seiner Rettung gelobte er, alljährlich zur Ehre Gottes einen Ritt rund um Gymnich abzuhalten. Beeindruckt war Töpner bei seinen Recherchen von kleineren Zielen wie dem Marienwallfahrtsort Aengenesch bei Geldern. "Im Mittelalter war in diesem kleinen Ort richtig was los", sagt der Autor.
Der Fund eines Holzbildnisses der schmerzhaften Gottesmutter in einer Esche ließ die Menschen aus nah und fern herbeiströmen.
Geradezu angetan ist der durchs Pilgern wieder gläubig gewordene Katholik vom Swister Berg am Rande der Jülicher Börde. Das Dorf Swist ist untergegangen, nur der romanische Kirchturm übriggeblieben - und mit ihm die Wallfahrt zu den heiligen drei Jungfrauen Fides, Spes und Caritas.
"Wenn man dort oben über die Weite blickt, dann steht man über den Dingen", beschreibt er die Magie des Ortes, die er - wie viele andere Impressionen - im Foto festgehalten hat.
Der Legende steht Töpner skeptisch gegenüber: "Wahrscheinlich wurde an diesem Ort der alte römische Kult der drei fruchtbarkeitsspendenden Matronen durch die Verehrung dieser drei frühchristlichen Märtyrerinnen ersetzt."
Thematisiert werden auch Lüftelberg mit seiner heiligen Lüfthildis, der Breniger Blutpfad, die Rosa Mystica in Buschhoven sowie die Waldkapelle in Rheinbach. "Ich bin aus allen Wolken gefallen, wie viele kleine und große Ziele es in der Region gibt", beschreibt Töpner eine Erkenntnis.
"Pilgerland Rheinland - Wege und Wallfahrtsorte" ist in der Edition Lempertz erschienen, Preis: 14,99 Euro.