Wachtberger Originale Pläne „bis unters Dach“

VILLIPROTT · Hans-Werner Kühlwetter setzt sich seit Jahrzehnten für die Dorfgemeinschaft in Villiprott ein. Im Ortsbild, an vielen Gebäuden und in den Vereinen setzte er prägende Wegmarken. Und er hat immer noch viel vor

 Hans-Werner Kühlwetter gestaltet das Dorfleben in Villiprott seit jeher aktiv mit, unter anderem durch 49 Jahre in der Löschgruppe Villip.

Hans-Werner Kühlwetter gestaltet das Dorfleben in Villiprott seit jeher aktiv mit, unter anderem durch 49 Jahre in der Löschgruppe Villip.

Foto: Katharina (FM) Weber

Wer durch Villiprott und Villip spaziert, wird mit großer Wahrscheinlichkeit früher oder später auf eines seiner „Werke“ treffen: Der Dorfplatz, das Heiligenhäuschen an der Dorfstraße, der Bildermaat, der Platz am Beckerskreuz, die neue Ortstafel, das Feuerwehrgerätehaus in der Kreuzgasse, die wandelbaren Altarbilder in der Kirche Sankt Simon und Judas – überall hatte Hans-Werner Kühlwetter seine Finger mit im Spiel.

40 Jahre lang hat der am 19. Mai 1949 mit Hebamme in der Burgstraße geborene Urvilliprotter die dortige Interessengemeinschaft mitgeleitet. Unzufrieden mit dem damaligen Zustand des Zusammenhalts im Dorf, nahmen er und seine Freunde die Dinge in die eigene Hand, organisierten Hochzeitsjubiläen, Polterabende und Erntedankfeste. Obwohl er einer der Hauptverantwortlichen ist, betont er immer wieder: „Wir stehen alle in einer Reihe.“ Selbst nach seinem Rückzug von der Spitze hat er immer noch „Pläne bis unters Dach“.

Verantwortung zu übernehmen, musste Kühlwetter schon früh lernen. Als er 18 wurde, starb sein Vater mit nur 53 Jahren. Sechs jüngere Geschwister musste er dann mit seiner kranken Mutter versorgen, die kleinste Schwester war damals acht. Für lange Zeit wurde er vom Bruder zum Vater.

Villiprott hatte damals nur rund 200 Einwohner, erinnert er sich. „Sehr überschaubar“ sei das gewesen. Seine Eltern waren Landwirte; an der Stelle, wo heute sein Haus steht, befand sich früher eine Wiese mit Apfel- und Pflaumenbäumen, auf der er noch Kühe gemolken hat. Rüben, Heu, Gerste, Korn, Kartoffeln - schon bevor sein Alter zweistellig wurde, unterstützte er seinen Eltern bei der Ernte. Im Nebenerwerb half er seinem Vater in den damaligen Kiesgruben Villiprotts. Mit gerade 14 ging es in die Lehre: Kfz-Mechaniker bei der Rheinische Kraftwagen Gesellschaft. 12 Jahre blieb er dort.

Ein Problem war das frühe Erwachsenwerden für ihn nie: „Man wächst langsam da rein. Man ging in die Schule und schon war man fast erwachsen. Das war eben eine andere Zeit“, erinnert er sich. Etwas, das „gravierend“ sein Leben bestimmte, ist die freiwillige Feuerwehr: 1967 trat er in die Löschgruppe Villip ein und somit in die Fußstapfen seines Vaters. Damals mangelte es an Führungskräften. Zusammen mit seinem Vetter absolvierte er kurzerhand einen Lehrgang, wurde Unterbrandmeister und noch im selben Jahr Brandmeister – der jüngsten in ganz NRW.

Nur zu gerne spricht er über seine Zeit in der Löschgruppe: „Wenn ich einmal dran bin, müssen Sie aufpassen“, sagt er irgendwann lächelnd. Viel hat er dort erlebt und auf die Beine gestellt: 1974 gründete er die Jugendfeuerwehr. Fast komplett in Eigenleistung bauten er und seine Truppe 1982 das Feuerwehrgerätehaus in Villip. 1986 schaffte er es, zum 60-jährigen Bestehen die Big Band der Bundeswehr vor 1200 Menschen auftreten zu lassen. Fast 50 Jahre Mitgliedschaft, davon ein Großteil als Löschgruppenführer, 15 Jahre als Kreisausbilder und Zugführer beim Katastrophenschutz – und selbst sein Rücktritt vor rund zehn Jahren hält ihn nicht davon ab, die Truppe zu unterstützen, wo er kann.

Hauptberuflich arbeitete er bis zur Rente bei den Stadtwerken, als Mechaniker und zwölf Jahre lang als Betriebsratsvorsitzender, engagierte sich in der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Villip, war Teil des katholischen Kirchenvorstands, heiratete und wurde Vater von drei Kindern, baute oder renovierte mehrere Häuser und organisierte ein Projekt nach dem anderen für die Dorfgemeinschaft.

Als einziger Betriebsrat behielt er den Blaumann an und kümmerte sich zusätzlich in seiner Freizeit um die Ehekrisen und finanziellen Probleme seiner Kollegen. „Ich bin in gewissen Beziehungen ein Querdenker gewesen“, gesteht er nicht ganz ohne Stolz ein. „Wie ich das zeitlich alles geregelt hab? Fragen Sie mich nicht. Das hat irgendwie geklappt. Man meinte, man könnte alles. Aber man muss vorausgehen, man muss Vorbild sein.“

„Die Familie hat es manchmal auch nicht so einfach mit mir“, gibt er zu. „Der Plan ging immer nach mir. Die Kinder mussten im Karneval, im Schützenclub und bei der Feuerwehr mitmachen.“ Obwohl seine Frau Christa größtenteils die Erziehung übernommen habe, habe er ein gutes Verhältnis zu seinen zwei Töchtern und seinem Sohn. „Familie ist ein sehr hohes Gut“, sagt er mit erhobenem Zeigefinger. Aber dazu zählt eben auch die Dorffamilie: Kennedy hat mal den Ausdruck geprägt: Frage nicht, was die Gesellschaft für dich tun kann, sondern, was du für die Gesellschaft tun kannst. Nach dem Motto habe ich immer gelebt.“

Seine rar gesäte Freizeit verbringt er am liebsten mit seinen drei Enkeln. Mal geht es zu den Karl-May-Spielen ins Sauerland, mal zu einem Spiel des 1. FC Köln. Sein Lieblingsreiseziel ist der Süden Afrikas: Mit 40 verbrachte er dort seinen ersten richtigen Urlaub. „Da denkt man schon nach: War das alles im Leben? Da wäre ich gerne Farmer geworden.“ Aber auf seiner Rückreise habe der „wunderschöne“ Herbst in Deutschland ihn eines Besseren belehrt. „Vielleicht braucht man sowas, um seine Heimat höher einzuschätzen. Ich bin Villiprotter und möchte auch nichts anderes sein“, schlussfolgert er froh.

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