GA-Interview "Politisches Hickhack ist abstoßend"

WACHTBERG · Lange Zeit war er für Wachtberg aktiv, vor mehr als 15 Jahren hat Altbürgermeister Peter Schmitz der Politik den Rücken gekehrt. Dennoch beobachtet der 85-jährige Fritzdorfer die Entwicklung der Gemeinde weiterhin mit großem Interesse. Und längst nicht jede Entwicklung findet sein Gefallen. Mit Schmitz sprach Rüdiger Franz.

 Peter Schmitz, der von 1989 bis 1999 erster Bürgermeister in Wachtberg war, geht mit den heutigen Fraktionen im Rat hart ins Gericht. Das Archivfoto zeigt ihn bei der Feier seines 85. Geburtstags.

Peter Schmitz, der von 1989 bis 1999 erster Bürgermeister in Wachtberg war, geht mit den heutigen Fraktionen im Rat hart ins Gericht. Das Archivfoto zeigt ihn bei der Feier seines 85. Geburtstags.

Foto: Schmelzeisen

Wie beurteilen Sie die Lage der Wachtberger Kommunalpolitik?

Peter Schmitz: Ich vermisse ein Mindestmaß an Gemeinsamkeit, das erforderlich ist, die wichtigsten Projekte auf den Weg zu bringen. Die Bürger haben sich bei der letzten Kommunalwahl für diese Verhältnisse entschieden. Wenn im politischen Spektrum neue Gruppierungen auftauchen, ist das auch ein Zeichen für Unzufriedenheit. Alle Ratsmitglieder haben nun die Aufgabe, zum Wohl der Gemeinde zu wirken. Auch die Zusammenarbeit zwischen Rat und Verwaltung wirkt auf mich enttäuschend.

Worin liegt das Problem?

Schmitz: Ein Grund ist das Ergebnis der letzten Kommunalwahl. Die CDU kann mit dem Verlust der Mehrheit schlecht umgehen. Aber: Die Bevölkerung hat gewählt, und das Ergebnis sollte man nun akzeptieren.

Was könnten schlimmstenfalls die Folgen sein?

Schmitz: Dass man sich neuerdings ein Hickhack liefert wie die Kesselflicker, wirkt zuweilen abstoßend. Teilweise geht es schon unter die Gürtellinie. Auch die Bürger werden davon nicht gerade begeistert sein und sich schlimmstenfalls von der Politik abwenden.

Was ist Ihrer Ansicht nach zu tun?

Schmitz: Vielleicht würde es schon helfen, wenn sich Fraktionschefs und Verwaltungsvorstand öfter zusammensetzen würden.

Wie war das zu Ihrer Zeit?

Schmitz: Wir haben uns auch oft gestritten, auch innerhalb der Partei. Aber letztlich ist es dann immer gelungen, sich zum Wohl der Gemeinde zusammenzuraufen.

Was hat sich in Wachtberg zuletzt zum Positiven verändert?

Schmitz: Positiv ist die Entwicklung des Einkaufszentrums in Berkum und des Gewerbegebiets Villip. Auch im privaten und kirchlichen ehrenamtlichen Bereich gibt es rege Betätigung.

Und welche Fehlentwicklungen sehen Sie?

Schmitz: Die Infrastruktur in den Ortszentren, angefangen beim Einzelhandel wie etwa in Niederbachem, Sparkassen und anderen Kreditinstituten, bis hin zu Versammlungsräumen für die Vereine und der Anbindung durch den Öffentlichen Personennahverkehr. In Fritzdorf kommt regelmäßig das Telefonnetz, inklusive Mobilfunk, zum Erliegen, was für alle Bürger wirklich sehr lästig ist. Ich selbst musste nach Arzdorf fahren, um von dort aus mit dem Handy zu telefonieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort