Flüchtlinge in Wachtberg Rohrbruch: Gemeinde muss 18 Flüchtlinge anderweitig unterbringen

WACHTBERG · Abusco Seider ist laut Gemeinde einer von 84 Flüchtlingen, die derzeit in Wachtberg auf die Anerkennung ihres Asylantrags warten. Vor über zwei Jahren hat der 31-jährige Mann aus Ghana einen entbehrungsreichen Marsch gen Europa unternommen.

 Der Ökumenische Arbeitskreis hat Flüchtlinge und Politiker zum Kennenlernen ins Hotel Dahl eingeladen. Bürgermeisterin Renate Offergeld (links) begrüßte unter den Gästen auch Itmir und seine Mutter Hyra.

Der Ökumenische Arbeitskreis hat Flüchtlinge und Politiker zum Kennenlernen ins Hotel Dahl eingeladen. Bürgermeisterin Renate Offergeld (links) begrüßte unter den Gästen auch Itmir und seine Mutter Hyra.

Foto: Axel Vogel

Weil er sich als Muslim in seiner Heimat verfolgt fühlte, entschied er sich für ein neues Leben, das ihn über Burkina Faso, und Niger nach Libyen führte. Von dort ging es mit einem Boot und 38 Leidensgenossen übers Mittelmeer. Zu allem Unglück verschlug es die Flüchtlinge auf die italienische Insel Lampedusa. Schließlich landete Seider über Umwege in Hamburg, und seit April 2013 lebt er in der Flüchtlingsunterkunft Gereonshof in Berkum. Seine Hoffnung: für immer bleiben zu können.

Eine Odyssee durch Afrika und Europa

Seider war einer von rund 40 Flüchtlingen, die der Ökumenische Arbeitskreis am Donnerstagabend zu einem Abendessen ins Hotel Dahl eingeladen hatte. "Es ging um das gegenseitige Kennenlernen", wie Mitorganisator Kurt Zimmermann erklärte, weshalb er auch Vertreter aus Politik und Verwaltung zu dem Treffen gebeten hatte.

Auch wenn das Ganze als ungezwungener Abend geplant war, ist die Situation der Flüchtlinge in Wachtberg alles andere als entspannt: "Nachdem es in der vergangenen Woche einen Wasserrohrbruch in der Flüchtlingsunterkunft an der Raiffeisenstraße in Fritzdorf gegeben hatte, müssen die Bewohner dort anderswo untergebracht werden", berichtete Gemeindemitarbeiter Hans-Bernd Sonntag. Kurt Zimmermann spricht von etwa 20 betroffenen Bewohnern. Wie zu erfahren war, fehlt es allerdings an geeigneten Unterkünften.

"In dem Übergangsheim in Fritzdorf muss nach einem Wasserschaden eine Etage getrocknet werden", bestätigte Beigeordneter Jörg Ostermann. Während der Trocknungszeit, die zwischen zwei und vier Wochen dauern könne, sei aus Sicht der Verwaltung der Verbleib der Bewohner in dem Haus nicht vertretbar gewesen. Laut Ostermann habe die Gemeinde daher andere Unterkünfte beschafft: "Dafür werden jetzt Räumlichkeiten des DRK und im Hotels Wiesenau genutzt."

Gleichwohl war Carmen Martinez-Valdez vom Verein Ausbildung statt Abschiebung "geschockt", wie sie sagt, von der Unterbringung in der Notunterkunft des DRK in Villip. In einer Garage für die Einsatzfahrzeuge seien provisorisch Zelte aufgestellt worden. "Wir dürfen nicht vergessen, diese Menschen sind oft noch traumatisiert", mahnte Martinez-Valdez.

Glücklicherweise sei es aber kurzfristig gelungen, 18 Bewohner aus der Unterkunft in Fritzdorf auf andere Häuser zu verteilen, so Martinez-Valdez weiter. Dazu sagte Zimmermann: "Wir arbeiten wie verrückt daran, die Menschen anderweitig unterzubringen." Wie Beigeordneter Ostermann bestätigte, sind weitere Zuweisungen von Asylbewerbern in der nächsten Woche zu erwarten. Das dürfte die Situation noch verschärfen.

Daher sei die Unterbringung "in noch anzumietenden Räumlichkeiten zu gewährleisten". Auch wenn Ostermann die Situation "als zugespitzt" bezeichnete, sei es für die Verwaltung nichts ungewöhnliches, "kurzfristig nach Lösungen suchen zu müssen". In dem Zusammenhang suche man weitere Wohnungen zur Unterbringung von Asylbewerbern.

Info

Wer der Gemeinde eine Wohnung zur Unterbringung von Asylbewebern anbieten möchte, kann sich unter den Telefonnumern 0228/9544-183 oder -134 melden.

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