Koalition in Wachtberg legt Buskonzept vor Mit dem Schnellbus von Bonn über Wachtberg an die Ahr?

Wachtberg · Zum Mobilitätsausschuss legt die Wachtberger Koalition ein dreistufiges Buskonzept vor. Die Besonderheit: Schwarz-Grün sieht nicht nur zwei Schnellbuslinien nach Bonn vor, sondern bindet diese auch an die Ahr, die Grafschaft und an Meckenheim an.

 Wenn die Linie 855 als Schnellbus unterwegs ist (hier eine Fotomontage), soll sie nicht mehr über die Pecher Hauptstraße (r.) fahren, sondern auf der L158 bleiben.

Wenn die Linie 855 als Schnellbus unterwegs ist (hier eine Fotomontage), soll sie nicht mehr über die Pecher Hauptstraße (r.) fahren, sondern auf der L158 bleiben.

Foto: Axel Vogel/GA Grafik

Wer vom Auto auf den Bus umsteigt und aus Wachtberg nach Bonn will, braucht neben starken Nerven beim Ticketsystem vor allem eins: Zeit. Also jenen Faktor, den vor allem Pendler morgens nicht unbedingt en masse haben. Hier setzt die Wachtberger Koalition aus CDU und Grünen mit einem Antrag an, der an diesem Dienstag auf der Tagesordnung im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität steht. Sie bitten die Verwaltung ein interkommunales (Schnell-)Buskonzept zwischen Bonn, Wachtberg, Meckenheim, Grafschaft und Remagen zu prüfen.

In einem 15-seitigen Papier erläutern die Politiker um die Fraktionsvorsitzenden Christoph Fiévet (CDU) und Oliver Henkel (Grüne) ausführlich ihre Motivation samt möglicher Umsetzung. Sowohl die L 158 wie auch die L 123 seien auf Wachtberger Gebiet mit Autos überlastet. „Viel Verkehr strömt dabei aus dem nördlichen Kreis Ahrweiler über die K58 in Werthhoven, die L267 in Fritzdorf oder über die Anschlussstelle Merl der A 565 und die L158 in das Gemeindegebiet Wachtbergs in Richtung Bad Godesberg“, so die Koalition.

Verbindungen an die Ahr und in die Grafschaft gibt es nur wenige oder keine

Das ÖPNV-Angebot nach Meckenheim und Bad Godesberg sowie innerhalb Wachtbergs sei zwar verbessert worden, befriedige viele Verkehrsbedürfnisse aber nicht, „weil viele Verbindungen langsam, mit Umwegfahrten verbunden oder schlichtweg gar nicht vorhanden sind“. Dies gilt nach Meinung der Antragsteller besonders in die benachbarte Gemeinde Grafschaft aber auch nach Remagen und Bad Neuenahr-Ahrweiler, wohin von Wachtberg nur wenige oder gar keine Verbindungen bestünden.

Über drei Stufen will sich die Koalition einer Verbesserung annähern. In einem ersten Schritt sollen bisherige Linienführungen in Wachtberg, Remagen und Grafschaft neu zusammengestellt werden. Konkret soll es eine Linie von Godesberg über Berkum nach Remagen (856 neu) und zum anderen eine Linie von Godesberg über Berkum nach Grafschaft-Ringen (841 neu) geben – als direkte Verbindungen. „Diese würden sich im Wachtberger Abschnitt ab Werthhoven in ihrem Stundentakt überlagern und als Linienbündel 856/841 das bisherige Angebot der 856 alle halbe Stunde in Wachtberg unverändert weiterführen“, heißt es im Antrag.

 Die 855 soll bei jeder zweiten Fahrt schneller unterwegs sein

Entscheidender Punkt in Stufe 2: Die Umwidmung der Linie 855 in einen Schnellbus, zumindest bei jeder zweiten Fahrt in der Stunde. Und mit dann verlängerter Route von Adenau über Meckenheim, Villip, Pech, nach Bad Godesberg und ins Bundesviertel. Das bedeute einen betrieblichen Mehraufwand sowie den Bau neuer Haltestellen auf der L158, die damit Hauptroute wird. Wegfallende Stopps in Wachtberg soll die Linie 880 auffangen. Die 857 und die 881 sollen ebenfalls optimiert werden.

In Stufe 3 schwebt CDU und Grünen eine komplett neue Linie mit dem Arbeitstitel „Rhein-Ahr schnell“ vor. Teilstrecken seien früher von anderen Linien bedient, aber in den letzten beiden Jahrzehnten eingestellt worden. Angeregt wird ein Linienweg Bad Neuenahr - Grafschaft Ringen - Innovationspark Rheinland - Grafschaft Oeverich - Fritzdorf Mitte - Arzdorf Mitte - Villip Kirche - Villip Zwischen den Hüllen - Pech Huppenberg L158 - Bad Godesberg Stadthalle - Bad Godesberg Bahnhof eventuell bis ins Bundesviertel. Diese „Vorstudie“, die viele Zahlen zu Pendlern enthält, solle Initiativen im Kreistag und den Kommunen als Diskussionsgrundlage dienen.

 Wachtberger Verwaltung sieht den Antrag positiv

Die Wachtberger Verwaltung beurteilt den Fraktionsantrag grundsätzlich positiv, „da er eine bereits vor zwei Jahren vorgetragene und seinerzeit mit allen Fraktionsvorsitzenden abgestimmte Konzeption erneut aufgreift, dabei aber noch deutlich weiter geht“. Für ein Förderprogramm des Bundes war man jedoch nicht berücksichtigt worden. Die Verwaltung des Rhein-Sieg-Kreises konnte am Montag, ebenso wie die Stadt Bonn, keine Bewertung des gesamten Paketes vornehmen. Aber Daniela Blumenthaler teilte aus dem Siegburger Kreishaus mit: „Aus der Vielzahl der Vorschläge sticht der Vorschlag für eine Schnellbuslinie auf der Achse Bad Godesberg – Wachtberg – Meckenheim heraus. Diese Verbindung hat die höchste Priorität für eine mögliche Schnellbuslinie im gesamten linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis.“ Dafür müsste infrastrukturelle Voraussetzungen geschaffen werden.

„In aller Regel benötigt die Einführung einer neuen Buslinie von der ersten Idee bis zu deren Umsetzung mindestens ein Jahr Vorlaufzeit“, so die Mitarbeiterin der Pressestelle. Sechs Schnellbuslinien gebe es bereits im Kreis. Der Regionalverkehr Köln (RVK) GmbH ist das Vorhaben bekannt, allerdings sei man zu diesem Zeitpunkt noch nicht involviert, sagte auf Anfrage Pressesprecherin Andrea Jahn. Da es sich um ein interkommunales Unterfangen handele, seien im weiteren Verfahren mehrere Partner auf unterschiedlichen Ebenen beteiligt. Wann realistisch betrachtet mit einer möglichen Umsetzung zu rechnen sei, lasse sich aktuell nicht sagen: „Dafür ist dann zu konkretisieren, ob es sich um eine oder mehrere neue Linien handeln wird, ob dafür zusätzliche Fahrzeuge benötigt werden (Beschaffungszeiträume), wie Fahrplan und Taktung aussehen würden“, so Jahn. Die RVK bedient schwerpunktmäßig Buslinien außerhalb der Großstädte im Verkehrsverbund Rhein-Sieg. Man betreibe derzeit drei Schnellbuslinien, zwei im Kreis Euskirchen und eine im Rheinisch-Bergischen Kreis.

Der Kreis Ahrweiler will die Pläne prüfen lassen

Dem Kreis Ahrweiler war das Buskonzept bis Montag nicht bekannt. „Wir haben die Vorschläge an unsere Planer beim Verkehrsverbund Rhein-Mosel zur Prüfung weitergeleitet“, sagte Cora Blechen von der Pressestelle der Kreisverwaltung.

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