Corona-Maßnahmen in Wachtberg Schulen und Kitas erhalten ab 2022 Lüftungsanlagen

Wachtberg · Der Rat der Gemeinde Wachtberg hat 2,6 Millionen Euro zum Kauf von stationären Lüftungsanlagen für Kitas und Schulen freigegeben. Wenn es gut läuft, bekommt die Gemeinde 80 Prozent über ein Förderprogramm zurück.

 Bei der Sanierung der Grundschule in Pech hat Fachbereichsleiter Christian Pohl bereits 2019 eine Lüftungsanlage einbauen lassen.

Bei der Sanierung der Grundschule in Pech hat Fachbereichsleiter Christian Pohl bereits 2019 eine Lüftungsanlage einbauen lassen.

Foto: Barbara Frommann

Für den Schutz der Wachtberger Kinder sind Verwaltung und Rat im Ernstfall bereit, eine Menge Geld in die Hand zu nehmen. Denn wenn man bei einer Bundesförderung für Lüftungsanlagen nicht zum Zug kommen sollte, sollen die für den Kauf benötigten rund 2,6 Millionen Euro über den eigenen Haushalt gestemmt werden. Das war vielleicht das wichtigste Ergebnis der Ratssitzung am Dienstagabend im Schulzentrum, die wegen der Corona-Lage nur mit jeweils halber Fraktionsstärke durchgeführt wurde. Darauf hatte man sich im Vorfeld im Ländchen – anders als beim gleichen Vorschlag der CDU in Bonn – einigen können.

In den Ausschüssen hatten die Politiker zwar die ablehnende Haltung der Verwaltung geteilt, mobile Luftfilteranlagen anzuschaffen, weil sie eben nicht die (derzeit kalten) Lüftungspausen ersetzten. Aber sie hatten die Verwaltung auf Antrag von Christoph Fievét (CDU) sehr deutlich aufgefordert, eine Planung für stationäre Lüftungsanlagen für Kitas und Schulen vorzulegen. Die Fachleute um Bürgermeister Jörg Schmidt sprachen sich schließlich für Einzellüftungsgeräte mit Verteilsystem aus. Warum begründete Schmidt am Mittwoch: „Die Lüftungsanlagen mit Zu- und Abluftöffnungen sowie entsprechendem Verteilsystem im Raum ermöglichen den aus hygienischen Gründen wichtigen Luftaustausch. Gleichzeitig werden diese Anlagen so nachhaltig konzipiert, dass sie bei einer späteren energetischen Sanierung der Gebäude weitestgehend einbezogen werden können.“ Kostenpunkt: geschätzte 35.000 Euro je Klassen- oder Gruppenraum.

 Kämmerin rät zu außerplanmäßigen Mitteln für Teilplanung

In den somit benötigten 2,6 Millionen Euro ist das Schulzentrum Berkum noch nicht enthalten – der Bauausschuss hatte am 11. November entschieden, dies als separate Maßnahme zu betrachten. Kämmerin Beate Pflaumann riet in der Sitzung davon ab, die notwendigen Mittel für die Lüftungsanlagen über einen Nachtragshaushalt zu beschaffen. „Da dieses Verfahren mit Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde circa zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen würde, schlage ich vor, den Teilbetrag von 1,5 Millionen Euro außerplanmäßig bereitzustellen“, so Pflaumann. Abzüglich der 80-prozentigen Bundesförderung bliebe im besten Fall ein Eigenanteil von 300.000 Euro.

Warum Eile herrscht, erklärte der Bürgermeister: Noch in diesem Jahr müssten die Förderanträge gestellt werden. Dafür will man sich zunächst auf die Objekte konzentrieren, die eine möglichst zügige Umsetzung gewährleisten. Als Deckung für die aktuellen 1,5 Millionen Euro zieht die Kämmerin derzeit nicht benötigte Mittel aus dem Gewerbepark Villip heran. Der Differenzbetrag von 1,1 Millionen Euro soll in den Haushaltsplan 2022 ebenso eingestellt werden wie eine Pauschale von einer Million Euro für sinnvolle Begleitmaßnahmen. Die Verwaltung hofft, dass die Förderkulisse im kommenden Jahr weiter besteht.

 Förderanträge sollen schnell genehmigt werden

Dass die Verwaltung „schnell“ kann, machte Schmidt deutlich: „Die Planungsleistungen für die bauliche Umsetzung sind bereits eingeleitet. Damit ist sichergestellt, dass unmittelbar nach Erteilung des Zuwendungsbescheids mit dem Einbau der Anlagen begonnen werden kann.“ Zum Zeithorizont äußerte sich die Verwaltung in der Vorlage genauer: „Es wird nach groben Einschätzungen und den Erfahrungen der Fachplaner möglich sein, die raumlufttechnischen Anlagen für alle Klassen- und Aufenthaltsräume der Kitas und Schulen innerhalb des Bewilligungszeitraumes – 12 Monate nach Zugang des Zuwendungsbescheides – sukzessive in Betrieb zu nehmen.“ Und eben jene Bescheide würden erfahrungsgemäß innerhalb weniger Wochen erteilt.

Bei dem Vorgang gibt es eine Besonderheit: Obwohl sie bei der Vergabe mitreden könnten, lassen die Politiker der Gemeinde freie Hand, um das Verfahren weiter zu beschleunigen. Ein ganz klein wenig Öl goss Beigeordneter Sven Christian ins Feuer: „Wir räumen dem Projekt höchste Priorität ein, aber damit ist auch klar, dass andere Sachen dafür finanziell und planerisch zurückstehen müssen.“ Die personellen Ressourcen im Rathaus, ließ er durchblicken, seien weiterhin knapp.

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