Walking Football in Adendorf Schwitzen beim neuen Trendsport

Adendorf · Der SV Alemannia Adendorf den ungewöhnlichen Mannschaftssport als erster im Ländchen an. Dabei sind andere Strategien nötig.

 Man muss sich sehr konzentrieren, um nicht versehentlich loszurennen.

Man muss sich sehr konzentrieren, um nicht versehentlich loszurennen.

Foto: Petra Reuter

Lang greifen die Beine der Spieler aus, immer darauf konzentriert, jederzeit einen Fuß auf dem Boden zu lassen. Kein Abseits, drei Mal ein Meter große Tore ohne Torwart und nur sechs Spieler je Mannschaft auf dem 42 Mal 21 Meter großen Spielfeld, aber Schweißperlen auf der Stirn. Wie das mit Spaß und Begeisterung geht, zeigte jüngst eine bunt gemischte Mannschaft des SV Alemannia Adendorf beim sogenannten Walking Football.

„Jeder kann mitmachen“, sagt der Vorsitzende des SV Hubert Neukirchen. „Die einzige Voraussetzung ist Lust auf Neues.“ Angesprochen sind ältere Fußballer, gerne Ü 50, durch Verletzungen eingeschränkt belastbare Sportler, Sportler in der Rehaphase aber auch Frauen jeder Altersklasse. „Wir wollen die von der Couch holen, die meinen, dass sie das alles nicht mehr können“, so Neukirchen.

Uwe Schmalreck ist einer von jenen, denen der Arzt die rote Karte gezeigt hat. „In einer regulären Mannschaft spielen, geht nicht mehr“, bedauert der 58-Jährige. 40 Jahre lang hatte er bis dahin Fußball gespielt. Einen Mannschaftssport wollte er trotzdem weiterbetreiben, da kam das Angebot der Adendorfer genau richtig. „Es klingt absurd, fühlt sich lustig an, ist anstrengend und macht jede Menge Spaß“, fasst er begeistert den ersten Eindruck zusammen. Dass das alles gar nicht so einfach ist, wie es sich anhört, erkennt man nach wenigen Minuten am Spielfeldrand. Es gelten klare Regeln, orientiert an den Vorgaben des DFB. Die Pässe, früher punktgenau passend auf den Fuß des Mitspielers gezielt, müssen nun anders gespielt werden, wenn sie nicht ins Leere gehen sollen. Dabei darf man den Ball nicht mehr als hüfthoch kicken. Neue Strategien sind gefragt.

„Sagt mir, wenn ich versehentlich laufe“, ruft einer schon fast verzweifelt. „Man muss sich ziemlich konzentrieren, damit wirklich immer ein Fuß am Boden ist.“ Ähnlich wie bei der sportlichen Disziplin „Schnell gehen“ werden die Muskeln im Vergleich zum Standardfußball anders belastet. „Die Spieler kommen in den vier Zehn-Minuten-Abschnitten ordentlich ins Schwitzen“, sagt Neukirchen, der selbst aktiv dabei ist. Da ist es günstig, dass bis zu vier Auswechselspieler je Mannschaft auf ihren Einsatz warten.

Eine verlockende Option

In Schottland und England rollt der Ball schon seit etwa 2011 mit den neuen Spielstrategien, die Niederländer gewannen Gefallen daran, schließlich schwappte der Trendsport nach Deutschland herüber. Der SV Süng im Westfälischen zeigte mit seiner schnell auf 34 Mitglieder angewachsenen Mannschaft „Silberfüchse“, dass Walking Football auch hierzulande eine verlockende Option ist.

Auch das Wort Bundesliga darf man in diesem Zusammenhang mittlerweile in den Mund nehmen. Neukirchen fand sich beim ersten Netzwerktreffen in einem Sporthotel in Hennef Seite an Seite unter anderem mit Marcel Neuer, dem Bruder des bekannten Bundesligisten, und mit Verantwortlichen der Bundesligavereine Schalke 04, Bayer Leverkusen, 1. FC Köln und Werder Bremen. Die bekannten Fußballverbände und der Deutsche Fußballbund unterstützen tatkräftig das Wachsen der neuen Sportart.

Ans Alter angepasst

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die gestiegene Lebenserwartung erhöht automatisch die Anzahl der aktiv nutzbaren Lebensjahre. Mit Walking Football kann man bewegt älter werden. Das Verletzungsrisiko beim Standardfußball steigt mit höherem Alter, beim Walking Football ist das hingegen kein Problem. Es stellt eine gesundheitsfördernde Variante des Fußballs dar, angepasst an die Anforderungen steigenden Alters.

Neugierige sind beim SV Alemannia Adendorf jeden Mittwochabend ab 19 Uhr willkommen. Erste Informationen kann man unter info@alemannia-adendorf.de erfragen. „Wir spielen, bis die Puste raus ist“, kündigt Neukirchen an. Ganz so lange wird es bei der offiziellen Eröffnung des neuen Kunstrasenplatzes im Töpferort nicht gehen. Wenn Bürgermeisterin Renate Offergeld den Anstoß für die Bambini gibt, bleibt danach den Walking Footballern ab 13.15 Uhr nur eine Dreiviertelstunde Zeit, um nach Punkten zu ringen – immer mit einem Fuß auf dem Boden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort