Für Sprachkurse und Förderung fehlt Platz in den Sammelunterkünften So ist die aktuelle Situation von Geflüchteten in Wachtberg

Wachtberg · Die Gemeinde Wachtberg hat ihre Aufnahmequoten für Geflüchtete noch nicht erfüllt. Bis zum Jahresende werden die Containerbauten auf jeden Fall weiter genutzt. Die Verwaltung soll jetzt prüfen, wo zusätzliche Sozialräume eingerichtet werden können

Die in der Fertigstellung befindliche Flüchtlingsunterkunft in Villip.

Die in der Fertigstellung befindliche Flüchtlingsunterkunft in Villip.

Foto: Petra Reuter

Die Gemeinde Wachtberg bringt aktuell 258 Flüchtlinge unter, die sich noch im Asylverfahren befinden, hinzu kommen 156 anerkannte Flüchtlinge. Die Aufnahmequoten sind damit noch nicht erfüllt, wie aus einem Bericht für den Sozialausschuss hervorgeht. Die Erfüllungsquote wurde seit Mai 2022 stetig angehoben, sodass Wachtberg noch weitere 49 aufnehmen müsste. Laut Integrationsschlüssel sollten in Wachtberg außerdem 249 Personen wohnen, deren Asylverfahren anerkannt wurde. Um diese Quote zu erfüllen, müsste die Gemeinde noch 93 Personen aufnehmen.

„Wir können unsere Aufnahmeverpflichtung erfüllen und müssen nicht auf Turnhallen ausweichen. Es ist aber keine Lösung, dauerhaft Container zu mieten“, berichtete Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU) am Dienstagabend in der Ausschusssitzung. Schmidt geht davon aus, dass die bis 31. Dezember angemieteten Container auf jeden Fall so lange genutzt werden. „Die Aufnahmequote könnte sich noch ändern, sodass die Gemeinde die Container dann wieder abgeben könnte. Sie sind mit Strom geheizt und dadurch sehr teuer“, so der Bürgermeister.

Mehr Unterstützung für Grundschulkinder

Aus dem Ökumenischen Arbeitskreis zur Betreuung von Flüchtlingen und Asylsuchenden berichtete Bettina Hoffmann, dass Lernpatenschaften und Hausaufgabenunterstützung verstärkt für Grundschulkinder angeboten werden sollen. „Wir sind im Moment dabei, Gespräche mit allen Schulleiterinnen und Schulleitern zu führen“, sagte Hoffmann.

Zweiter Schwerpunkt des Arbeitskreises sind die Samstagstreffs, wo zuletzt das Zuckerfest gemeinsam gefeiert wurde. In den Sommerferien sind Ausflüge geplant, wie eine Wanderung nach Niederbachem mit Besuch auf einem Bauernhof oder ein Besuch auf dem Drachenfels, „damit sie einen Blick auf das Drachenfelser Ländchen werfen können“. Viele der Geflüchteten kennen bisher nur sehr wenig aus der Region, in der sie leben.

Sehr hoher Bedarf an Sprachkursen

Flüchtlingsbetreuerin Tülün Kahlenberg berichtete aus der Arbeit im Bereich Asyl der Gemeinde. „Unser Ziel ist, mehrere Sprachkurse zu organisieren für die nächste Saison. Der Bedarf ist sehr hoch“, sagte Kahlenberg. Es gebe eine Änderung bei den Zulassungsanträgen. „Auch Menschen mit schlechter Bleibeperspektive dürfen jetzt einen Sprachkurs machen und dürfen einen Zulassungsantrag stellen“, berichtete Kahlenberg. Für alle Kinder versuchen die Betreuerinnen, möglichst schnell einen OGS-Platz zu bekommen. „Ich habe Kinder, die sieben oder acht sind und gerade die dritte Sprache lernen in Deutschland“, so Kahlenberg.

„Es sind riesige Bedarfe. Sprache stellt auch in der Schule die Tür dar“, bestätigte Katja Ackermann im Bericht des Arbeitskreises Integration. Es gebe rund 200 Kindern, die in geflüchteten Familien in Wachtberg leben und in Kitas und Schulen integriert werden sollen. Unterstützung finde idealerweise in den Schulen, aber auch in den Unterkünften statt. „Räumlichkeiten stellen immer eine Schwierigkeit dar“, so Ackermann.

In den Sammelunterkünften fehlen Sozialräume

Über dieses Problem diskutierte der Ausschuss länger, denn in den meisten Unterkünften fehlen Rückzugsmöglichkeiten, Platz für Kurse und für Lerngruppen. Auch Menschen, die zu Viert in einem Zimmer wohnen, brauchen mal einen Raum für sich. Verschiedene Fraktionen hatten das Thema bereits vorab diskutiert. Einstimmig folgten die Sozialpolitiker schließlich einem Antrag von Oliver Henkel (Grüne), wonach der Ausschuss Sozialräume in den Gemeinschaftsunterkünften für Standard hält. Die Gemeinde soll berichten, wo solche Räume schon genutzt werden und wie eine Umsetzung an weiteren Standorten möglich ist.

Schmidt sagte das zu, verwies aber auch die Unwägbarkeiten bei der Zuweisung neuer Flüchtlinge. „Oberste Prämisse ist die Vermeidung von Obdachlosigkeit. Bevor ich jemand in einer Turnhalle unterbringe, mache ich lieber einen Sozialraum wieder zu“, sagte der Bürgermeister.

Es kommen mehr Menschen mit abgeschlossenem Asylverfahren

In NRW ist die Bezirksregierung Arnsberg für die Verteilung Geflüchteter auf die Kommunen zuständig. Die Zuweisungen sind im Flüchtlingsaufnahmegesetz und im Aufenthaltsgesetz geregelt. So sollen die Asylsuchenden gleichmäßig verteilt werden und anerkannte Flüchtlinge besser integriert werden. „Seit diesem Jahr werden vermehrt auch Personen, die ihr Asylverfahren bereits positiv abgeschlossen haben, der Gemeinde zugewiesen“, berichtete die Gemeindeverwaltung. Seit Beginn des Jahres handelte es sich dabei in Wachtberg um sechs syrische Staatsangehörige.

Fast alle gemeindeeigenen Unterkünfte sind zurzeit belegt. Freie Plätze gibt es vor allem in der neuen Containerunterkunft Am Campus in Villip. Zusätzlich zu ihren Gebäuden hat die Gemeinde Wachtberg fünf Unterkünfte mit 44 Plätzen angemietet, sodass sie aktuell insgesamt 190 Personen unterbringt.

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