Schäden durch Trockenheit So wollen Wachtberger Landwirte die Weihnachtsbäume retten

Wachtberg-Fritzdorf · Hitze und Schädlinge setzen den Pflanzen in den Schonungen zu. Um die Bäume zu schützen, werden die Landwirte kreativ. Einer von ihnen ist der 16 Jahre alte Till Schubert aus Wachtberg.

 Till Schubert sticht mit einem Spaten in den Boden, um zu prüfen, wie trocken er ist.

Till Schubert sticht mit einem Spaten in den Boden, um zu prüfen, wie trocken er ist.

Foto: Petra Reuter

Wenn Till Schubert durch die Plantagen fährt, dann hat der 16-Jährige fast immer ein Werkzeug dabei. Mit Astschere, Spaten oder Rosenschere hält er an der Plantage der Baumschule Sieburg an und geht durch die Reihen der Weihnachtsbäume. Die Verantwortung für Pflanzung und Pflege hatte der Großvater Hans-Willi Sieburg dem jungen Mann vor rund einem Jahr übertragen. Ein Sprung ins kalte Wasser war das für den Oberstufenschüler nicht, weil er im Familienbetrieb mit der Natur und Agrarwirtschaft groß geworden ist.

Schon als Sechsjähriger sei er mit in den Plantagen gewesen. Ob beim Onkel im Obstanbau oder mit dem Großvater bei den Weihnachtsbäumen, Spaß habe es ihm immer gemacht, so Schubert. „Es macht Freude zu sehen, wie alles wächst und was man dazu beitragen kann, dass es ein gutes Produkt wird“, sagte Schubert. Denn auch den Bäumen für die Feiertage sieht man später an, ob sie gut gestanden haben, ob sie gepflegt wurden und ob sie Trockenstress hatten.

„Viele Menschen denken, dass da im Frühjahr ein Setzling gepflanzt wird, den man im Winter als Weihnachtsbaum verkauft“, erzählt Schubert von seinen  Erfahrung mit der Kundschaft. Wenn er ihnen in der Vorweihnachtszeit dann erklärt, wie lange so ein Baum steht und was alles getan wird, damit während der Feiertage in der guten Stube wohlgeratenes, sattes Grün prangt, staunen die Leute. „Bei uns stehen die Bäume mindestens sechs, eher zehn Jahre“, sagte der Schüler. Seit er für die Plantage verantwortlich ist, schaut Schubert hier fast täglich nach dem Rechten. Gerade in den letzten Jahren kommt es der Familie zugute, dass sie nicht nur mit der Wahl der Sorte, sondern auch beim Pflanzzeitpunkt und der Pflege genau hinschaut.

„Nicht alle Sorten kommen mit der Trockenheit, wie sie seit zwei Jahren herrscht, gleich gut zurecht“, erklärt Schubert. Unter anderem spielt die Wurzelform der Gehölze eine Rolle. Während Tiefwurzlern die Trockenheit wenig anhaben kann, macht sie Bäumen mit flachen Wurzeln stärker zu schaffen. Weil die Familie die Zeit im Herbst zum Pflanzen nutzt, damit die Wurzeln in der Erde bis zur trockenen Zeit gut Fuß fassen können, ist es bisher nicht zu kompletten Ausfällen gekommen, erzählte Schubert. Spurlos geht die Trockenheit trotzdem nicht vorüber.

„Der Verbraucher erkennt den Unterschied natürlich an der Farbe, die ein wenig heller ist, weil es weniger Wasser gab“, sagte der Schüler. Hinter den Kulissen allerdings gibt es deutlich mehr Pflegeaufwand, weil die Bäume durch lange Hitze- und Trockenphasen schwächer und damit anfälliger für Krankheiten und Schädlinge werden. „Man muss ständig kontrollieren und sofort entgegenwirken, sonst kann eine Plantage schnell verloren sein“, berichtete er aus der Erfahrung anderer Landwirte.

Nicht nur gegen Tannentrieblaus, Nadelrost oder die Tannennadelbräune können sich die Gewächse bei Trockenheit schlechter wehren. Auch Rehe, Nagetiere oder Raubvögel richten dann mehr Schaden an, weil Verletzungen an Ästen und Zweigen sich bei Wassermangel nicht so schnell schließen. „Für die Vögel stellen wir Sitzstangen auf, damit sie sich nicht auf die Triebspitzen setzen“, so Schubert. Die brechen nämlich gerne mal unter dem Gewicht der Falken, Bussarde oder ähnlich großer Vögel ab. Der Zaun, durch den sich Rehe und Hase immer wieder zwängen oder drunter herbuddeln, muss ebenfalls regelmäßig repariert werden. Zu viel Aufwand für Weihnachtsbäume sei das nicht, so Schubert, weil nachher gut gewachsene Pflanzen dastehen, die den Familien zur Weihnachtszeit Freude bereiten. Für seine Zukunft wünscht sich der junge Mann ein Studium im Gartenbau.

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