Flüchtlingsarbeit Sprache als Schlüssel zum Erfolg

WACHTBERG · Susan Meinberg floh aus dem Nordirak. Heute lebt die zierliche, dunkelhaarige Frau mit ihrem deutschen Ehemann im Drachenfelser Ländchen. Seit 2011 ist Susan Meinberg eingebürgert und darf wählen. Seitdem engagiert sie sich aktiv in der Frauenunion Wachtberg und unterstützt vor allem die Flüchtlingsarbeit.

 Nach einem schweren Weg in die Freiheit ist Susan Meinberg seit 2011 eingebürgert. Jetzt ist sie für Flüchtlinge in Wachtberg da.

Nach einem schweren Weg in die Freiheit ist Susan Meinberg seit 2011 eingebürgert. Jetzt ist sie für Flüchtlinge in Wachtberg da.

Foto: Privat

Es war kein einfacher Weg in die Freiheit, aber Susan Meinberg ist ihn gegangen. Vor 17 Jahren verließ die Pecherin mit 32 Jahren ihre Heimat, den kurdischen Nordirak, Richtung Deutschland. Als Frau floh sie alleine vor dem Krieg, über ihre Fluchterlebnisse möchte sie nicht sprechen, das sei für sie abgehakt.

Heute lebt die zierliche, dunkelhaarige Frau mit ihrem deutschen Ehemann im Drachenfelser Ländchen. Seit 2011 ist Susan Meinberg eingebürgert und darf wählen. Seitdem engagiert sie sich aktiv in der Frauenunion Wachtberg und unterstützt vor allem die Flüchtlingsarbeit.

Während des Gesprächs läuft ein Fernsehprogramm aus dem Irak auf ihrem Laptop, die Nachrichten aus ihrer Heimat zu schauen, sei ihr wichtig, das tue sie jeden Tag, betont Meinberg. Für ihr Land wünscht sie sich endlich den Frieden, den es verdient hat, ihr Volk sei "kriegsmüde" nach so vielen Jahren. Über sich selber sagt sie, dass sie ein europäisch eingestellter Mensch sei. Im Irak fühlte sie sich wie erdrückt, wenn sie auch im elterlichen Haus alle Freiheiten hatte, so war es doch in der Gesellschaft schwierig. "Starke Frauen werden in unserer Männergesellschaft nicht gemocht", sagt Meinberg über ihr Heimatland.

Die Flucht war eine angstvolle und traumatisierende Reise in die Freiheit. Die Politik übersehe dies häufig. "Ich bin hier nervlich und seelisch kaputt angekommen. Ich habe hier bei null angefangen", so Meinberg. Den Kontakt zu Landsleuten hat sie in ihrer Anfangszeit in Deutschland bewusst nicht gesucht. Es war ihr wichtig, in einer rein deutschen Nachbarschaft zu leben, um die Sprache besser zu lernen und sich integrieren zu können. Die Sprache sei der Schlüssel zum Erfolg, das versuche sie auch anderen beizubringen. Zuhören sei ein Weg zu den oft traumatisierten und unter Schock stehenden Menschen, die es bis nach Deutschland geschafft haben. Oft sei es unbequem und zermürbend, immer wieder Anträge zu stellen, aber "niemand bekommt hier etwas geschenkt, man bekommt sein Recht, aber man muss für sein Recht kämpfen", so Meinberg.

Ihre eigenen Erfahrungen haben sie zu ihrem Engagement bewegt, mit dem sie zeigen will, dass man es mit Durchhaltevermögen schaffen kann. Dabei sieht sie beide Seiten in der Pflicht, die Flüchtlinge ebenso wie die Politik.Von dieser wünscht sich Meinberg vor allem mehr Offenheit und Mut zur Kritik. Sie müsse begreifen, dass Menschen nicht verwaltet werden können, der seelische Beistand und das Zuhören seien der Schlüssel zur Integration.

Ihr eigener Weg in die deutsche Gesellschaft war schwer, denn obwohl sie sprachbegabt und an fremden Kulturen interessiert ist, gab es immer wieder Hindernisse. Unter anderem das Erlangen einer Arbeitserlaubnis, auf die sie drei Jahre lang wartete. Hilfe bekam sie dabei vor allem von engagierten Menschen wie dem Chef des Sozialamtes, der sie bei der Stellung ihres Asylantrags unterstützte. So wie er, ist Meinberg nun auch für die Flüchtlinge ihrer Gemeinde da. Wer sonst könnte ein besseres Verständnis für deren Situation haben.

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