Wachtberg-Pech Stärkung vor dem Saubermachen

Pech · Seit dem Unwetter frühstücken Bewohner eines Mehrfamilienhauses in Pech stets gemeinsam. Nach der Stärkung räumen sie zusammen auf.

 Seit dem Unwetter ist es zum Ritual geworden, dass die Bewohner einer betroffenen Mehrfamilienhauses vor der Tür gemeinsam essen. Um sie herum liegen und stehen Elektrogeräte und weiteres Mobiliar, die durch das Wasser zerstört worden sind.

Seit dem Unwetter ist es zum Ritual geworden, dass die Bewohner einer betroffenen Mehrfamilienhauses vor der Tür gemeinsam essen. Um sie herum liegen und stehen Elektrogeräte und weiteres Mobiliar, die durch das Wasser zerstört worden sind.

Foto: Axel Vogel

Wenn es so etwas wie Symbolbilder für den Gemeinsinn der Wachtberger bei der Beseitigung der Unwetterschäden gibt, dann zählt dieses dazu: Seit am 4. Juni Fluten unbekannten Ausmaßes Brücken wegrissen und Straßen unter Wasser setzten, frühstücken und Essen die Bewohner eines Mehrfamilienhauses in der Pecher Hauptstraße zusammen – auf einer Biertischgarnitur im Freien.

Hinter dem Frühstückstisch stapeln sich Berge aus Hausrat, den meisten davon hat das Hochwasser unrettbar in Sperrmüll verwandelt. Zudem fällt auch eine weiße Wand aus gestapelten, schlammverschmierten Trocknern und Waschmaschinen ins Auge, die ebenfalls nur noch Schrottwert haben. Auch wenn mancher den halben Hausstand inklusive Auto in den Fluten verloren hat, ist von Resignation keine Spur. Stattdessen lautet vor Ort das Motto „Zusammen sind wir stark“: „Wir hatten immer schon eine gute Gemeinschaft“, sagt Hendrik Böhm, „aber die ist jetzt noch viel besser.“

Am Wochenende waren es acht Mieter und Wohnungseigentümer um Horst Poell, die beim Kaffeetrinken und Brötchenessen fröhlich miteinander plauderten. Fast stellte sich Ferienstimmung ein, doch von Müßiggang konnte keine Rede sein. Denn nach der Brotzeit hieß es kräftig zupacken und zwar zusammen. Acht Stunden Ausräumen, Saubermachen und Schlammabspritzen standen auf dem Programm, erklärte Horst Poell. Und den Takt halten die Bewohner seit dem Unwettersamstag durch. „In der Nacht hatten wir bereits bis 5 Uhr morgen Wasser und Schlamm geschüppt“, erinnert sich Hausbewohnerin Manuela Böhm.

Das Unheil im Wortsinne kommen gesehen hatte Horst Poell: „Das Wasser des benachbarten Godesberger Baches stieg und stieg, bis es in Richtung unseres Mehrfamilienhauses zu laufen begann.“ Poell alarmierte Mitbewohner Michael Spieß, beide legten Pumpen bereit und versuchten unter anderem auch die Haustür noch abzudichten. Doch zu spät: „Wir konnten nur noch zusehen, wie das Wasser eindrang“, so Spieß.

Ein unwirkliches Schauspiel bot sich Ralf Ohlendorf im zweiten Obergeschoss: „Ich musste zusehen, wie auf einmal drei Autos abtrieben.“ Darunter war auch sein eigener Wagen, nagelneu. Was ihm allein übrig blieb: Ohlendorf drehte ein Video von der Szene, die auch auf der GA-Homepage zu sehen ist. Poell hatte zwischenzeitlich sogar schon angefangen, die Computer ein Stockwerk höher zu schaffen. „Aber Gott sei Dank erreichte das Wasser keine der Wohnungen.“ Zwischenzeitlich informierte Spieß auch Bewohnerin Manuela Böhm, die bei ihrer Schwester war, per Telefon über die neue Lage. Böhm hielt das Ganze für einen Scherz; „Das glaubt man doch nicht, wenn Dir auf einmal jemand sagt: Dein Auto hängt im Baum.“

Derweil sehen die zupackenden Bewohner der Pecher Hauptstraße wieder Land: „Wir hoffen, dass wir diese Woche mit Saubermachen fertig werden“, sagt Horst Poell. Dabei lobt Mitbewohner Spieß auch die Unterstützung aus dem Ort. „Das war schon einmalig. Wir hatten bis zu 60 Helfer hier.“

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