Wahl in Wachtberg Stichwahl ums Bürgermeisteramt

Wachtberg · Wachtbergs Bürgermeisterin Renate Offergeld (SPD) muss am 27. September erneut gegen Jörg Schmidt (CDU) antreten. Die Grünen erzielen bei den Gemeinderatswahlen die zweitmeisten Stimmen hinter der CDU. Die UWG stürzt ab.

 Kommunalwahl unter Corona-Bedingungen: Im Wahllokal in der Niederbachemer Grundschule sitzen die Helfer Ulrike Wilmes-Schmitz, Birte Kümpel und Jürgen Kliegel hinter Spuckschutzwänden.

Kommunalwahl unter Corona-Bedingungen: Im Wahllokal in der Niederbachemer Grundschule sitzen die Helfer Ulrike Wilmes-Schmitz, Birte Kümpel und Jürgen Kliegel hinter Spuckschutzwänden.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Es war ein gut bekannter und dennoch ungewohnter Ort, an dem Verwaltung, Politiker und interessierte Bürger am Sonntagabend zur Wahlauszählung zusammenkamen. Denn der sonst angesteuerte Ratssaal im  Wachtberger Rathaus hatte den Verantwortlichen selbst mit Foyer ob der Enge coronabedingt Kopfzerbrechen bereitet. So wurde das Wahlbüro in der Aula der Berkumer Hans-Dietrich-Genscher-Schule eingerichtet.

Die wenigen, die sich dorthin aufmachten sahen schon weit vor 22 Uhr eine klare Tendenz: Bürgermeisterin Renate Offergeld (SPD) muss gegen Jörg Schmidt (CDU) am 27. September zur Stichwahl ran. 30,24 Prozent der Stimmen erzielte die Amtsinhaberin, 45,38 Prozent ihr Herausforderer Schmidt. Der zweite Herausforderer, Oliver Henkel von den Grünen, kam auf 24,37 Prozent: „Schade, dass es nicht zur Stichwahl gereicht hat.“ Henkel bedauerte, dass zu viele den Amtsbonus höher gesetzt hätten als Möglichkeiten in der Zukunft. Gleichzeitig hatten die Grünen und mit ihnen auch ihr Vorsitzender Henkel Grund zur Freude: Erstmals kamen sie bei den Gemeinderatswahlen mit 17,81 Prozent auf Platz zwei.

Offergeld will nun um Stimmen bei den Fraktionen werben

Während Schmidt mit seinen Wahlkämpfern schon früh in der Aula anwesend war, ließ sich Offergeld Zeit. Sie habe erst einmal gut mit ihrem Mann zu Hause gegessen, so die Bürgermeisterin. Ihr sei klar gewesen, dass sie kein Ergebnis wie der Landrat einfahre. „2014 war einfach eine Umbruchstimmung da“, bewertete sie rückblickend die Tatsache, gegen Hartmut Beckschäfer (CDU) in die Stichwahl gekommen und aus dieser als Siegerin hervorgegangen zu sein. „Jetzt heißt es für mich, bei den übrigen Fraktionen um Stimmen zu werben“, formulierte sie ihr klares Ziel.

Ihr Herausforderer Schmidt war den Abend über gelassen und bestens gelaunt. Kleiner Wermutropfen: „Ich hätte mir gewünscht, dass es direkt im ersten Rutsch klappt.“ Aber auch vor der Verlängerung ist ihm nicht bang, zumal er stolz auf einen sehr aktiven Wahlkampf zurückblicke. Seine Partei erzielte bei der Ratswahl 38,46 Prozent. Was den CDU-Vorsitzenden Michael Boldt ebenfalls entspannt die Kuchendiagramme verfolgen ließ.

Die SPD liegt nur auf Platz 4

Etwas ernüchtert präsentierte sich dagegen SPD-Vorsitzender Andreas Wollmann. 14,46 Prozent und damit nur Platz 4 holte seine Partei. „Der Landestrend schlägt auch bei uns durch“, ärgerte sich Wollmann. Zumal man mit vielen jungen Leuten angetreten sei, „die aber auch nicht viel reißen konnten“. Als zweiter Gewinner neben den Grünen darf sich dagegen die Wählergemeinschaft Unser Wachtberg fühlen. 15,66 Prozent fuhr die Mannschaft um ihren Vorsitzenden Ulrich Feyerabend ein. „Wir haben deutlich zugelegt und einen Zuwachs von fast 50 Prozent“, sagte Feyerabend. Der Grund für das gute Abschneiden liegt für ihn auf der Hand: „Unser zentrales Thema ist, wie das Gesicht unserer Gemeinde aussehen soll“, meinte der Vorsitzende. Er habe ein super Team um sich und freue sich, auf die nächsten fünf Jahre Ratsarbeit.

Die UWG muss das Ergebnis erst verdauen

Als Verlierer selbst in ihren angestammten Bezirken steht die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) Wachtberg da. „Das Ergebnis ist enttäuschend und muss erstmal verdaut werden“, sagte Vorsitzender Joachim Mittweg mit Blick auf die 8,26 Prozent. Offensichtlich seien die UWG-Kandidaten nicht überall so bekannt gewesen, dass sie Stimmen eingefahren hätten.

Noch indifferent stand am Wahlabend FDP-Vorsitzender Alexander Gilles den 5,34 Prozent gegenüber. Der leichte Verlust schmerzte ein wenig. „Auf der anderen Seite haben wir uns mit einem neuen Wahlprogramm deutlich von den anderen unterschieden“, sagte Gilles. Steuererhöhungen gebe es mit der FDP nur dann, wenn die Kämmerin sage, es gehe nicht mehr anders.

Vier Wahllokale an einem Ort in Niederbachem

Ein langer Tag war es für eben jene Kämmerin Beate Pflaumann und  den Beigeordneten Swen Christian. „Wir haben alle 23 Wahllokale kontrolliert“, sagte Christian. Dabei hatten die beiden nicht überall das Glück, wie in Niederbachem gleich vier Wahllokale mit einem Ortsbesuch abhaken zu können.

Als Vorsitzende des Wahlvorstandes fungierte in der Niederbachemer Grundschule erstmals Marion Wolber. „Bislang war ich immer Schriftführerin in Gimmersdorf“, erzählte sie. Da sie dort jedoch selbst als CDU-Stellvertreterin für den Rat zur Wahl stand, musste sie den Ort wechseln. Bis zum Mittag meldete sie nur eine kleine Besonderheit: „Ich musste nur einer älteren Dame helfen, die etwas desorientiert war in der Kabine.“ Da sie zur Verschwiegenheit verpflichtet sei, verstoße das nicht gegen die Grundsätze der geheimen Wahl. Im Ernstfall dürfe sie sogar das Kreuzchen machen.

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