Hochwasserfolgen in Arzdorf Streitpunkt ist der Sommersberger Graben

ARZDORF · Arzdorfer Bürger bemängeln den Pflegezustand des Gewässers und zu kleine Durchlässe. Beim Unwetter von 4. Juni brachte der Graben Wassermassen aus Fritzdorf ins Dorf.

 Anwohner Joachim Heinrich und Katharina Breidenbend kritisieren den Zustand des Grabens.

Anwohner Joachim Heinrich und Katharina Breidenbend kritisieren den Zustand des Grabens.

Foto: Axel Vogel

Nach dem Unwetter ist vor dem Unwetter. Das sagen Arzdorfer Hausbesitzer wie Joachim Heinrich und Katharina Breidenbend im Hinblick auf die für sie überfälligen Hochwasser-Schutzmaßnahmen der Gemeinde und Straßen NRW. Wie bei anderen auch, standen bei den beiden am 4. Juni erstmals Keller und Wohnräume unter Wasser. Ursache war unter anderem der Sommersberger Graben, der Unmengen von Niederschlagswasser aus Fritzdorf in Richtung des Arzdorfer Baches abführte.

Auch Dieter Klocke, Vorsitzender des Bürgervereins Arzdorf, betont, dass die Lage so schlimm wie nie war. Bilder auf seinem Laptop zeigen Seenlandschaften und kleine Wasserfälle – allerdings in Gebieten des Ortes, die sonst auf dem Trockenen liegen. „Bei uns sind der Westen und der Osten betroffen gewesen, Straßenbegrenzungen und Brückenunterlässe haben als Hindernisse gewirkt“, sagt Klocke.

Auf der Alten Landstraße Richtung Berkum gibt es seitdem eine Behelfsbrücke, da das alte Bauwerk weggebrochen war. In der benachbarten Scheune standen die Kühe bis zur Brust im Wasser. Sonst sei der Arzdorfer Bach einen Meter breit und zehn Zentimeter hoch. „Am Unwettertag war er 40 bis 100 Meter breit und drei Meter hoch“, verdeutlicht der Bürgerverein-Chef das, was Jörg Ostermann, Beigeordneter der Gemeinde Wachtberg, gerne mit „Extremst-Ereignis“ umschreibt.

Bürger sind verärgert

Was Klocke, Heinrich, der auch Vize-Vorsitzender der Ortsvertretung Arzdorf ist, und Breidenbend besonders an den Schäden ärgert: „Wir hatten die Gemeinde schon seit Langem gewarnt, dass hier so etwas passieren kann.“ So sei der Durchlass des Seitenkanals unter der L 123 viel zu eng, allgemein Durchlässe teilweise versandet, der Entwässerungsgraben (Sommersberger Graben) ungepflegt und zugewachsen. An eben jenem Graben sei daraufhin nur eine defekte Wasserunterführung erneuert worden, so Klocke. Die Offiziellen hätten die Bedenken nicht geteilt. „Beigeordneter Jörg Ostermann hat gesagt: Was soll hier denn schon passieren?“, erinnert sich Breidenbend.

„Wenn wir nochmals die Regenfluten wie im Jahr 2010 bekommen, saufen wir hier in Arzdorf ab“, will Heinrich den Beigeordneten vor drei Jahren gewarnt haben. Was die Regenmengen angeht, befand sich Arzdorf am 4. Juni im guten Mittelfeld: 43 Liter prasselten auf den Quadratmeter nieder. Für den Ringgraben zu viel. „Die Gemeinde wird die Situation neu bewerten und schauen, ob er hydraulisch angemessen ist“, kündigte Ostermann an.

Hohe Schäden in Arzdorf

Breidenbend glaubt zwar nicht, dass mit entsprechenden Schutzmaßnahmen die Überschwemmungen am 4. Juni hätten verhindert werden können, „aber es wäre nicht so schlimm gekommen“. 2,30 Meter Höhe erreichten die Fluten im Keller des Hauses von Breidenbends Schwiegereltern an der Adendorfer Straße; neben diesen sanierten die Breidenbends gerade ihr Haus, in dessen Erdgeschoss die braune Brühe immerhin bei 1,10 Metern stand, so die Eigentümerin.

Jetzt steht eine weitere Kernsanierung an, geschätzter Schaden knapp 300.000 Euro. Hinzu kommt, dass die schwangere Frau mit ihrer Familie bis auf Weiteres nicht in dem Haus wohnen kann. Ein paar Meter weiter war das Hochwasser des Seitenarms in die Mietwohnung von Joachim Heinrichs Haus an der Fritzdorfer Straße gelaufen, und zwar bis zu 1,60 Meter hoch. Er rechnet insgesamt mit rund 40 000 Euro Schaden.

Die Forderung Breidenbends, Heinrichs und Klockes, den Entwässerungsgraben häufiger zu säubern und etwa das gemähte Gras nicht einfach liegen zu lassen, kontert Ostermann: „Es handelt sich hier nicht um einen Kanal, sondern ein System, das einen ökologischen Zustand erfüllen muss.“ Pflanzen und Bewuchs seien völlig normal, gemäht werde zweimal pro Jahr. Ostermann gibt aber auch unumwunden zu: „Wir sind personell nicht in der Lage, das Mähgut aufzunehmen.“

Straßen NRW will Durchlass untersuchen

„Die Gemeinde ist bereits an uns herangetreten“, sagt Bernd Aulmann, Sprecher der Straßen-NRW-Niederlassung in Euskirchen: „Wir werden den Durchlass an der L 123, für die wir zuständig sind, untersuchen.“ Es gehe darum zu klären, ob der Status quo in Ordnung sei, „oder ob der Durchlass erweitert werden muss“, so Aulmann weiter. „Das wird nicht in den nächsten 14 Tagen passieren, aber wir sind tätig.“

Schließlich gehe es auch um eine Gesamtwürdigung der Gewässersituation, wozu auch gehöre, wie das Wasser hinter dem Durchlass abgeführt werde. Eine solche Gesamtwürdigung müsse mit allen zuständigen Behörden in der Gemeinde und beim Kreis „abgestimmt werden“.

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