Anzahl der herrenlosen Katzen ist stark gestiegen Tierschutzverein Wachtberg sucht Hilfe

Wachtberg · Die Tierschutzverein braucht Hilfe. Die Anzahl der herrenlosen Katzen ist stark gestiegen und damit sind auch die Kosten in die Höhe geschnellt. So kostet eine Erst-Behandlung beim Tierarzt allein jeweils 220 Euro.

 Begehrte Futterquelle: Alle Hände voll zu tun hat „Katzenmama“ Iris Tenorth bei der Fütterung der Katzenbabys.

Begehrte Futterquelle: Alle Hände voll zu tun hat „Katzenmama“ Iris Tenorth bei der Fütterung der Katzenbabys.

Foto: Petra Reuter

In den sozialen Medien war es vor Kurzem schon zu lesen: Der Tierschutzverein Wachtberg benötigt dringend Unterstützung. In mindestens vier Wachtberger Orten ist die Anzahl der herrenlosen Katzen überproportional gestiegen. Die Tiere an den Hotspots in Ließem, Pech, Werthhoven und Adendorf leiden und sorgen manchmal bei den Anwohnern für Probleme. Der Tierschutzverein kümmert sich um sie. Nun wachsen dem Verein die Kosten für die Versorgung über den Kopf, weil Einnahmen ausgefallen sind. „Wir benötigen dringend Unterstützung und Spenden“, sagte die zweite Vorsitzende des Vereins, Alexandra Kühlwetter.

Wenn unter der Kontaktnummer des Vereins das Telefon klingelt, dann geht es zu 90 Prozent um Katzen, sagte Kühlwetter. Hunde oder andere Kleintiere gerieten ihrer Schätzung nach in der jüngeren Vergangenheit nur zu je fünf Prozent in hilflose Situationen. „Die Leute melden sich meistens bei uns, weil freilaufende Katzen im schlechten Zustand wiederholt am gleichen Platz gesehen werden“, sagte sie. Manchmal versuchten die Katzen auch, bei Fremden heimisch zu werden. In den meisten Fällen könne man schon am Pflegezustand des Tiers erkennen, ob es sich um einen behüteten Freigänger oder um einen sogenannten Wildling handelt, erklärte die engagierte Frau. Wildlinge seien irgendwo weggelaufen oder schon in freier Natur geboren. „Die lassen sich dann auch nicht anfassen. Da sieht man oft die Flöhe hüpfen“, beschrieb die Tierschützerin den häufig bedauernswerten Zustand der Samtpfoten.

Wenn die Aktiven eine Katze gefangen haben, suchen sie zuerst nach einer Ohrtätowierung oder einem Chip. So lässt sich normalerweise ein Besitzer zuordnen. Handelt es sich um einen Freigänger, lässt man ihn seines Weges ziehen. Das sei aber eher selten der Fall, sagte Kühlwetter. Oft sind die Tiere in einem so erbärmlichen Zustand, dass der erste Weg zum Tierarzt führe. Der Verein sorge dafür, dass sie ein „Rundumsorglospaket‘ bekommen. Somit werden die Tiere kastriert, gechipt, geimpft, entfloht und entwurmt. Das schlägt laut Kühlwetter mit rund 220 Euro zu Buche. Gleichzeitig suchen die Ehrenamtlichen ein Zuhause für die Pfleglinge.

Insgesamt rund 30 Katzen und Katzenbabys haben allein in diesem Jahr von dieser Arbeit profitiert. Fünf davon waren erst wenige Tage alt, als sie halbverhungert und unterkühlt ohne Mutter gefunden wurden. Dank der Tierschützer überlebten vier der Samtpfoten. Sie werden zurzeit in einer Pflegestelle mit der Flasche großgezogen. „Für sie bin ich die Mama“, sagte Iris Tenorth, aktive Tierschützerin. „Anfangs habe ich die Jungen gefüttert, wenn sie Hunger hatten. Jetzt bekommen sie vier bis fünf Mal am Tag Futter. In der Natur wäre die Mutter auch nicht ständig bei ihnen, weil sie auf Futtersuche wäre“, erklärte Tenorth die langsame Gewöhnung der Kleinen an reale Bedingungen. Sie betreut für den Verein auch Mia, die als hilfebedürftige, hochschwangere Wildkatze völlig entkräftet gefunden wurde und kurz darauf Junge bekam. „Die Kleinen entwickeln sich gut“, fand Tenorth. Pflegestellen, aktive und passive Mitglieder brauche der Verein ebenso dringend wie Geld- und Futterspenden, sagte Kühlwetter. „All die Aktionen, bei denen wir normalerweise Geld für die Tiere einnehmen, fallen dieses Jahr wegen Corona weg.“ Natürlich verfüge der Verein über Gelder aus Mitgliederbeiträgen. „Aber wenn wir unsere Arbeit davon bestreiten müssten, dann wären wir schon im März pleite“, brachte Kühlwetter die Tatsachen auf den Punkt. Weil keine großen Veranstaltungen stattfinden, lohne es sich leider auch nicht, sich irgendwo mit einer Spendendose zu platzieren und auf die Großzügigkeit der Passanten zu hoffen.

Laut der seit 2017 im Rhein-Sieg-Kreis geltenden Katzenschutzverordnung sind Katzenhalter verpflichtet, die Tiere kastrieren zu lassen, per Ohrtätowierung oder Chip markieren zu lassen und zu registrieren. Diese Verordnung gilt allerdings nur für solche Katzen, die einem Tierhalter zuzuordnen sind, erfuhr der GA auf Nachfrage beim Rhein-Sieg-Kreis. Tierschutzvereine trügen die Kosten für Kastrationen und Chips freilebender Katzen, so Pressesprecherin Daniela Blumenthaler. „Über etwaige Änderungen muss die Politik entscheiden.“ In ihrer Not hatte sich Kühlwetter im Namen des Vereins mit der Bitte um Unterstützung an die Gemeinde gewendet. Schließlich leisten die Tierschützer in Wachtberg einen gesellschaftlich wichtigen Beitrag, damit es Mensch und Tier gut geht und die Katzenpopulation nicht weiter steigt. „Bisher haben wir leider noch keine Antwort bekommen“, sagte sie. Laut Gemeinde ist das Schreiben angekommen, sagte Pressesprecherin Margrit Märtens. Die Beantwortung stehe aufgrund der Wahlvorbereitungen und der aktuellen Corona-Infektionen jedoch noch aus.

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