Turmfalken in Wachtberg So sieht es im Nest eines heimischen Greifvogels aus

Wachtberg · Turmfalken bauten ihre Nester ursprünglich in felsiger Umgebung. In der Nähe menschlicher Siedlungen leben viele Turmfalken an den Dächern besonders hoher Gebäude. Der Nabu Bonn ermöglicht Einblicke in das Leben der heimischen Greifvögel.

   Dieses Turmfalken-Weibchen hat in einer Wachtberger Scheune fünf Eier gelegt. Anfang Juni soll der Nachwuchs schlüpfen. Über eine Webcam können Interessierte Tag und Nacht ins Nest schauen.

Dieses Turmfalken-Weibchen hat in einer Wachtberger Scheune fünf Eier gelegt. Anfang Juni soll der Nachwuchs schlüpfen. Über eine Webcam können Interessierte Tag und Nacht ins Nest schauen.

Foto: NABU Nordrhein-Westfalen/Screenshot

Noch hat das Turmfalken-Weibchen seine Ruhe. Am 22. April hat es im Nest am Dach einer Scheune des Obsthofes Wolf in Werthhoven das erste Ei gelegt. Vier Eier kamen bis Anfang Mai dazu. Nach 30 Tagen Brutzeit wird es Anfang Juni soweit sein: Die kleinen Turmfalken schlüpfen.

Sobald die Jungen Mitte Juni groß genug sind, werden sie von einem Fachmann beringt, erklärt Monika Hachtel vom Nabu Bonn. So kann der Bestand der Tiere erfasst werden. Mitte Juli werden die Turmfalken dann flügge, sie verlassen zum ersten Mal das Nest. Seit 2016 ziehen jedes Jahr Turmfalken ihren Nachwuchs an der Scheune bei Werthhoven groß.

Kamera des Nabu gewährt Einblicke in das Falkennest

Das Besondere: Nicht nur die Experten können den Weg vom Ei zum Jungfalken in Werthhoven mitverfolgen. 2018 hat der Nabu dort in Kooperation mit der Rewe-Group für das gemeinsame Pro Planet Projekt eine Kamera im Falkennest installiert. So kann jeder über die Internetseite des Nabu Nordrhein-Westfalen in das Nest der Falken schauen und miterleben, wie das Falken-Weibchen die Eier ausbrütet, die Jungen schlüpfen und schließlich das Nest verlassen. Eine zweite Kamera zeigt den Eingang zum Nest. Die Übertragung läuft Tag und Nacht.

Derzeit ist das Weibchen mit dem Brüten beschäftigt. Dafür hat sich an seinem Bauch ein sogenannter Brutfleck entwickelt, eine fast federlose Stelle. So dringt mehr Körperwärme nach außen und hält die Eier warm, erklärt Monika Hachtel. Die Temperatur der Eier sollte optimalerweise bei 38 Grad liegen. Neunzig Prozent der Zeit verbringt das Weibchen derzeit im Nest.

Turmfalken gegen die Mäuseplage

Spannend für die Zuschauer vor der Webcam wird es ab Anfang Juni, wenn der Turmfalken-Nachwuchs schlüpft: „Am Anfang sind nur kleine weiße Bällchen zu sehen, später sitzen die kleinen Falken dann vor dem Nest und starten erste Flugversuche“, verrät Hachtel. Die Falken-Eltern haben nach dem Schlupf viel zu tun: Pro Saison vertilgt der Nachwuchs laut Nabu etwa zwei- bis dreitausend Mäuse.

Das dürfte den Landwirten recht sein: Die Nagetiere hinterlassen regelmäßig Schäden, auch auf dem Obsthof Wolf, wo die Falken leben, weiß Hachtel. Die Turmfalken regulieren den Maus-Bestand. Der Obsthof Wolf revanchiert sich: Für den Betrieb der Kameras stellt er Strom und den Internetzugang zur Verfügung. Das kommt den Falken indirekt zugute: Hachtel hofft, dass sich dank der Falken- Webcam noch mehr Menschen für die schützenswerte heimische Tierwelt interessieren und einsetzen.

Turmfalken zählen zu den streng geschützten Arten

Zurzeit sehen Zuschauer über die Webcam des Nabu Folgendes: Fünf braune Eier liegen im Nest. Die Falken-Mutter sitzt auf den Eiern und hat ein aufmerksames Auge auf alles, was um sie herum passiert. Mit dem Schnabel räumt sie hin und wieder in der Kinderstube auf. Während das Weibchen brütet, geht das Männchen auf Jagd. Sobald die Jungen geschlüpft sind, werden die beiden diese Aufgabe gemeinsam übernehmen.

Der Turmfalke zählt als heimischer Greifvogel laut Nabu zu den streng geschützten Arten in Deutschland. 2019 nisteten in NRW 7000 Brutpaare. Auf der roten Liste für NRW 2016 wurde der Turmfalke auf der Vorwarnliste aufgeführt. Darauf landen Arten, deren Bestand merklich zurückgegangen ist.

Über die Webcam des Nabu können Interessierte einen Blick in das Nest der Turmfalken werfen. Die Kameras übertragen zu jeder Tages- und Nachtzeit: https://nrw.nabu.de/wir-ueber-uns/infothek/webcam-turmfalke/index.html

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