Pflaster und Verbände für die Ukrainer Wachtberger organisieren Sammeltransport zur Grenze

Werthhoven · Engagierte Helfer sind morgens um 5 Uhr in Richtung polnisch-ukrainische Grenze aufgebrochen. Sie wollen Ukrainer auf der Flucht mit Hilfsgütern versorgen. Es soll nicht die einzige Fahrt sein.

 Silvia Parting (v.l.), Alina Sänger, Dominik Baumgart und Jochen Schmitz beladen den ersten Transporter mit medizinischen Hilfsmitteln.

Silvia Parting (v.l.), Alina Sänger, Dominik Baumgart und Jochen Schmitz beladen den ersten Transporter mit medizinischen Hilfsmitteln.

Foto: Petra Reuter

In Manuelas Schmidts Wohnzimmer stapelten sich innerhalb weniger Tage Kartons aller Größen mit medizinischem Material. Nur ein paar Stunden am Abend brauchten die Helfer jüngst, um die vorbereiteten und zusammengepackten Waren in drei Transporter und einen Anhänger zu räumen. Mit je zwei Fahrern besetzt, starteten Engagierte morgens um 5 Uhr in Richtung polnisch-ukrainische Grenze.

Ein Bericht über die Situation der Fliehenden und den eklatanten Mangel an medizinischem Material in der Grenzstadt Przemysl hatte den Stein ins Rollen gebracht. „Mir war sofort klar, dass wir da helfen müssen“, erinnerte sich Jochen Schmitz. „Die Idee, das fehlende Material selbst dorthin zu bringen, hatte er“, sagte Manuela Schmidt aus Werthhoven vom ersten Gespräch mit dem Villiper. „Weil wir als Gruppe schon bei der Schultütenaktion für die Kinder an der Ahr viele Unterstützer gefunden hatten, habe ich ihm Hilfe angeboten“, so Schmidt. Das ursprüngliche Team aus Helfern war schnell reaktiviert und setzte eine sagenhafte Spendenaktion in Gang.

„Jeden Tag kommen hier Spenden an“, sagte die Werthhovenerin. Mit Verbandskästen fing es an, dann kamen flaschenweise Desinfektionsmittel, Fieberthermometer, Verbände, Kochsalzlösungen, Tupfer und viele andere medizinische Hilfsmittel hinzu. Weil die Menschen auf der Flucht häufig völlig durchnässt in der Kälte stehen, fanden faustgroß verpackte Notfallschlafsäcke und ebenso kleinformatige Notzelte den Weg über das Wachtberger Wohnzimmer in den Hilfstransport.

Wie spontan die Menschen versuchen, so schnell wie möglich und so gut es geht zu helfen, zeigte eine knappe, telefonische Ankündigung eines Bekannten: „Ich komme heute Abend mit fünf Kartons Material bei dir vorbei.“ Auch gezielte Anfragen nach dem, was noch fehlen könnte, kamen und kommen bei Schmidt an. „Wir haben uns von Ärzten und medizinischem Personal beraten lassen“, sagte die Helfer. Gegen die Erschöpfung der Flüchtenden packten die Aktiven auch Traubenzucker, Energieriegel und Elektrolytlösungen in die Fahrzeuge.

Klares Ja zur Aktion

Dominik Baumgart kennt Jochen Schmitz schon seit vielen Jahren und hatte gleich Ja zur Aktion gesagt. Auch der Arbeitgeber unterstützte das Anliegen und gab dem Fachlageristen Urlaub. Andere Fahrer lernten die Gruppe erst am Abend des Packens kennen. Konzentriert auf das gemeinsame Ziel schrieb man beim Packen zugleich Ladelisten, um das Material vor Ort so schnell wie möglich an die richtigen Stellen bringen zu können. „Das Desinfektionsmittel kommt komplett in den Anhänger“, nannte Schmitz ein Beispiel und kündigte an: „Wir werden mehr als eine Fahrt machen.“

Deshalb gelte der Spendenaufruf nach wie vor. Gebraucht wird medizinisches Material, auch Geld ist willkommen. „Davon kaufen wir zum Teil noch fehlendes Material oder decken anfallende Kosten“, so Schmidt. Spender und Helfer finden weitere Informationen auf www.wachtberg4help.de oder info@wachtberg4help.de.

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