Befragung in Wachtberg Schon Kita-Eltern wünschen sich das Abi fürs Kind

Wachtberg · Mit einer Elternbefragung wollte die Wachtberger Politik herausfinden, wie sie das Schulsystem zukunftsfähig machen kann. Die von einem Fachbüro ausgewerteten Ergebnisse lassen im Bildungsausschuss Fragen offen. Vor allem die, ob eine neue weiterführende Schule eine Chance hätte.

 Die Eltern in Wachtberg wünschen sich für ihre Kinder das Abitur, wie eine Befragung ergab.

Die Eltern in Wachtberg wünschen sich für ihre Kinder das Abitur, wie eine Befragung ergab.

Foto: dpa/Tobias Kleinschmidt

Auf dem Weg zu einer Schulentwicklungsplanung für Wachtberg hatten die Politiker große Hoffnungen in die offene Elternbefragung gesetzt. Denn dahinter steckt auch die Frage, ob es bei der profilierten Hauptschule in Berkum bleiben sollte oder eine Gesamtschule das zeitgemäßere Angebot wäre. So gingen im Herbst 2020 insgesamt 196 Fragebögen an Eltern von Vorschulkindern, 836 an Eltern von Grundschülern und 81 an die Eltern von Fünf- und Sechstklässlern der Hans-Dietrich-Genscher-Schule (HDG).

Im Bildungsausschuss legte Anja Reinermann-Matatko vom Bonner Büro SEP-Beratung ihre Ergebnisse vor – und konnte damit nicht alle Politiker überzeugen. Sie startete mit einem positiven Aspekt: „Insgesamt lag die Rücklaufquote bei allen drei Gruppierungen bei über 60 Prozent.“ Das spreche für ein hohes Interesse der Wachtberger an Bildungsthemen. Eingestiegen in den Fragebogen war die Fachfrau mit dem gewünschten Betreuungsangebot für die Kinder. In Kita und Grundschule hätten sich die Eltern für eine flexible Nachmittagsbetreuung nach dem Unterricht ausgesprochen – also gegen die festen Regeln des Offenen Ganztags. An der Genscher-Schule habe sich gezeigt, „dass es keine Wunsch-Tendenz für den Nachmittag gibt“.

Die meisten Eltern würden die Genscher-Schule weiterempfehlen

Beim Schulabschluss wünschten sich schon 69 Prozent der Kita-Eltern das Abitur für ihren Nachwuchs, im Grundschulbereich waren es 65 Prozent. Und der Hauptschulabschluss reicht vielen befragten Eltern nicht: Den mittleren Schulabschluss sähen 54 Prozent gerne, Abitur immer noch 21 Prozent. Wo das Abi erreicht werden soll, hat das Büro auch ermittelt: am besten auf Gymnasien in Bonn/Bad Godesberg. Reinermann-Matatkos Fazit: „Die Hans-Dietrich-Genscher-Schule muss folglich ringen um Kinder, wenn es schon in der Vorschule die Vorstellung gibt, ein Gymnasium in Bad Godesberg zu besuchen.“ Positiv für die einzige weiterführende Schule im Ländchen: Die meisten Erziehungsberechtigten würden die HDG weiterempfehlen.

Nach der Präsentation der wesentlichsten Punkte eröffnete Sabine Killmann (Grüne) die Diskussion. „Flexible Betreuung und mehr OGS-Plätze sehen wir als Auftrag und Aufgabe weiterzudenken“, so Killmann. „Ziemlich enttäuscht“ zeigte sich Jutta Danylow (SPD): „Wie hilft es uns weiterzudenken?“ Man habe erfahren, was sich Eltern wünschen, aber nicht, wie sich die HDG verbessern könne. Sehr oft sei in der interfraktionellen Arbeitsgruppe, die sich mit dem Schulstandort Wachtberg beschäftigt habe, der Ganztag diskutiert worden. „Die Eltern haben aber bei der Fragestellung gar nicht verstanden, dass der Ganztag anders als die OGS-Betreuung eine Förderung bedeutet“, so Danylow.

Hätte eine neue Schule in Wachtberg eine Chance?

Joachim Schulz (FDP) fehlte die Gegenfrage zu Schulen in Bad Godesberg oder Meckenheim. Warum „Würden Sie Ihr Kind auch in ein Gymnasium oder eine Gesamtschule in Wachtberg schicken?“, auf dem Fragebogen fehlte, begründete Reinermann-Matatko, dass Anwahlfragen nach dem Prinzip „Wünsch-Dir-was“ immer schwierig seien; man könne dann alles mit Ja ankreuzen.

Für einen Schulentwicklungsplan sei die Elternbefragung eine wichtige, aber nicht die einzige Komponente, betonte Stefan Hahn (CDU): „Sie ist aber ein wichtiger Einstieg in die Diskussion.“ An diesem „Einstieg“ rieb sich HDG-Schulleiter Hendrik Heimbach etwas, denn er sitze bereits seit sieben Jahren mit im Ausschuss. „Wir fangen nicht bei Null an“, erwiderte er.

Anja Rüdiger (CDU) versuchte, eine eindeutige Stellungnahme von Reinermann-Matatko zu erhalten: „Das heißt doch, dass eine neue Schule es schwer hätte in Wachtberg, oder?“ Doch die Expertin blieb ein wenig schwammig: „Das ist eine Spekulation und hängt auch vom Ruf ab.“ Für Ulf Hausmanns (Unser Wachtberg) hatten sich nach dem Vortrag dagegen scheinbar sämtliche Fragen geklärt. „Die Utopie der Gesamtschule ist raus“, meinte er.

Stattdessen solle man die Ausstattung der Hauptschule verbessern. „Sie kann noch stärker wirken als sie es tut“, befand Hausmanns. Zugleich regte er an, sich bald intensiv mit der Situation der Grundschulen zu befassen – am besten mit einem eigenen Arbeitskreis.