Tierscheune in Pech Ungezwungenes Reiten vor allem für Kinder

PECH · Die Pecherin Kristina Wirfs bietet in der „Tierscheune“ therapeutisches Reiten an. Doch jetzt gibt es Ärger mit den Behörden, denn ein Ponyreitbetrieb ist im Außenbereich nicht zulässig. Deshalb will sie jetzt einen Umnutzungsantrag zum landwirtschaftlichen Betrieb beim Kreis stellen.

Wenn man als Mutter neun Kinder groß zieht, scheint der Tag genügend ausgefüllt. Doch wenn man darüber hinaus den Elan findet, einen Betrieb für therapeutisches Reiten aufzubauen und zum Tierbestand mittlerweile neben 25 Pferden und Ponys zehn Ziegen, zwei Schweine und jede Menge Kleintiere gehören, dann darf man dieser Frau zwei Dinge unterstellen: Tatkraft und Idealismus. Genau das ist bei der Pecherin Kristina Wirfs der Fall. Die 48-Jährige managt ihr Familienleben, außerdem pachtete ihr Mann 2013 eine ehemalige Stallanlage an der Seibachstraße und mit ihm startete Wirfs die Pecher Tierscheune. Hier bietet sie vor allem therapeutisches und inklusives Reiten an.

Mittlerweile entwickelte sich das Angebot zum Selbstläufer. Dabei standen bei Wirfs weniger betriebswirtschaftliche Aspekte als der feste Wille im Vordergrund, „für Kinder mit ihren jeweiligen Bedürfnissen“ Angebote rund um das Pferd zu machen. Was die 49-Jährige dabei allerdings weniger im Blick hatte: Ob sie die Tierscheune auch so betreiben darf, wie sie es tut. So bekam die Pecherin Ärger mit den Behörden.

Wirfs Ziel ist unter anderem, Kindern einen Umgang mit dem Pferd zu ermöglichen. So hatte alles begonnen. Die gebürtige Mülheimerin (an der Ruhr), die bereits seit acht Jahren in Pech wohnt, hatte vor Jahren zwei Ponys für zwei ihrer Töchter gekauft, um den Nachwuchs an ihrer Leidenschaft fürs Reiten teilhaben zu lassen. Dazu kam noch ein Haflinger. Zu dritt ging es dann zu Ausritten. Auf das ungezwungene Reiten wurden schnell andere aufmerksam, zum Beispiel ein Kindergarten, berichtet Wirfs.

Ob der ungeahnten Nachfrage nach ihrer Art zu reiten, wuchs der Pferdebestand kontinuierlich. Ihre Philosophie behielt Wirfs, die sich auch zur Reittherapeutin ausbilden ließ, bei: „Die Natürlichkeit beim Umgang mit den Pferden darf nicht leiden.“ Ihr ist es beispielsweise egal, ob ein Kind mit Fahrradhelm reitet. Auch kommt ein kleiner Pferdefreund zu ihr, „der seit einem Jahr nur Schritt reiten will“.

Vor allem stellt Wirfs immer wieder fest, dass Reiten „Kindern mit Behinderungen und den diffusesten Störungen guttut“. Auch wenn Wirfs Geld mit ihrer Pferdescheune verdient, sieht sie sich in keinem Konkurrenzverhältnis zu anderen Reitbetrieben im Ländchen: „Ich bediene eine ganz eigene Nische“, sagt sie.

Doch Ärger kam von anderer Seite. So hatte das Ordnungsamt der Gemeinde Wachtberg anlässlich eines Tags der offenen Tür 2015 moniert, das Besucher verbotswidrig geparkt hatten, berichtet Wirfs. Daraufhin sei auch der Rhein-Sieg-Kreis auf den Betrieb aufmerksam geworden. Dabei glaubte sie, das Unternehmen als „Ponyreitbetrieb“ ordnungsgemäß angemeldet zu haben.

Umso erstaunter war Wirfs nun, als die Tierscheune geschlossen werden sollte: Das Grundproblem: „Ein Ponyreitbetrieb ist im Außenbereich nicht zulässig, was wir nicht wussten.“ Ein Rechtsanwalt wurde eingeschaltet, der soll nun einen Umnutzungsantrag stellen: Aus dem Ponyreitbetrieb soll ein landwirtschaftlicher Betrieb werden, Wirfs Ehemann soll sich in erster Linie auf Pensionspferde und die Zucht konzentrieren. Auch 13 Parkplätze wurden inzwischen geschaffen, so dass Kristina Wirfs guter Hoffnung ist, dass die Tierscheune Bestand haben wird.

„Uns liegt noch kein entsprechender Umnutzungsantrag vor“, sagt Rita Lorenz, Sprecherin des Rhein-Sieg-Kreises. Seitens des Kreises wurde ein ordnungsbehördliches Verfahren eingeleitet, da hier ein nicht genehmigter Gewerbebetrieb im Außenbereich einer Gemeinde geführt wird. Damit aus dem Ponyreitbetrieb aber ein landwirtschaftlicher Betrieb werden kann, müssen laut Lorenz einige Voraussetzungen erfüllt sein: So haben die Betreiber einen Wirtschaftlichkeitsnachweis ebenso zu erbringen wie den Nachweis, dass die Pferde selbst erzeugtes Futter bekommen, eine sogenannte Bodenertragsnutzung: „Es darf kein Futter gekauft werden“, stellt die Kreissprecherin klar. Zur Entscheidung, ob ein Betrieb als landwirtschaftlicher Betrieb anerkannt werden kann, wird auch die Landwirtschaftskammer gehört.

Kennenlernen kann man die Tierscheune am Sonntag, 12. Juni, von 11 bis 16 Uhr beim Tag der Familie.

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