Angeklagter gesteht brutalen Raubüberfall Urteil gegen dritten "Oma-Gold"-Erpresser von Wachtberg

Bonn/Wachtberg · Wegen erpresserischen Menschenraubes sowie schweren Raubes wurde ein 25-Jähriger jetzt in Bonn für siebeneinhalb Jahre hinter Gitter geschickt. Der brutale Raubüberfall in Wachtberg ließ auch den Richter nicht kalt.

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Foto: Benjamin Westhoff

„Es ist unvorstellbar, was damals passiert ist.“ Der brutale Raubüberfall im Haus einer 52-Jährigen in Wachtberg lasse „wirklich keinen kalt“, sagte Klaus Reinhoff, Vorsitzender der 3. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts, am Freitag im Urteil gegen den dritten „Oma-Gold“-Erpresser. Wegen erpresserischen Menschenraubes sowie schweren Raubes wurde der 25-Jährige für siebeneinhalb Jahre hinter Gitter geschickt.

Seine Komplizen – damals 29 und 19 Jahre alt – waren schon im August vergangenen Jahres von der Jugendkammer zu achteinhalb Jahren Haft beziehungsweise vier Jahren Jugendstrafe verurteilt worden. Sie hatten im Prozess die Identität des dritten Mannes preisgegeben, der schließlich über Facebook-Recherche und internationalem Haftbefehl in seiner Heimat Rumänien gefunden werden konnte.

Der Angeklagte hat im Prozess ein umfassendes Geständnis abgelegt: Demnach waren er und seine beiden Landsleute, die er drei Monate zuvor auf einer Baustelle in Meckenheim kennengelernt hatte, in der Nacht zum 12. Juli 2016 durch ein offenes Schlafzimmerfenster eingestiegen: Die Wahl sei auf das Haus gefallen, weil dort eine „sehr reiche Frau“ leben sollte. Aber das Trio wurde enttäuscht. Große Beute machten die Männer nicht. Dafür überwältigten sie die Bewohnerin, die gegen Mitternacht noch vor dem Fernseher saß, mit „äußerster Brutalität“. Sie fesselten sie mit den Schnürsenkeln ihrer Turnschuhe, bedrohten sie mit einem Messer und forderten „Oma-Gold“. Dabei machte einer der Täter mit dem Messer wiederholt halsaufschlitzende Bewegungen.

Die Todesangst lässt das Opfer bis heute nicht los: Auch im zweiten Prozess hat die 52-Jährige – auf eigenen Wunsch – als Zeugin ausgesagt. „Eindrucksvoll gefasst“, so Reinhoff, berichtete sie von der dramatischen Stunde, in der sie in den Händen der drei Männer war und um ihr Leben gefürchtet hat. Als das Trio mit etwas Goldschmuck, ihren Handys und der Scheckkarte inklusive Pin geflohen war, gelang es ihr, sich aus den Fesseln zu befreien. Das Verbrechen hätte sie möglicherweise sonst nicht überlebt, und der Fall wäre vor dem Schwurgericht gelandet. Durch Tritte gegen ihren Oberkörper hat die Frau schwerste Lungenverletzungen erlitten; zwei Mal musste sie anschließend ins künstliche Koma versetzt werden. Erst seit Kurzem kann sie wieder arbeiten, einige Stunden in der Woche.

Das Verbrechen hat ihr Leben völlig verändert. Das Haus in Wachtberg steht seit dem Überfall leer. Nun plant die 52-Jährige, es zu verkaufen. Es sei ausgeschlossen, unter diesem Dach nur eine einzige Nacht zu verbringen.

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