Wachtberger Originale: Susanne Jumpelt Von der Seifenoper zum Seifenopa

Pech · Die Pecherin Susanne Jumpelt lässt die Duft-Tradition ihres Ururgroßvaters aufleben. Dass ihr die Fachkenntnisse zunächst fehlten, war für die 55-Jährige kein Hindernis. 2016 brachte sie ihre erste eigene Seifenkollektion auf den Markt.

Susanne Jumpelt hat Illustrationen und Original-Flakons aus dem Dresdner Familienunternehmen zusammengetragen. Die Verpackungen ihrer Seifenkollektion zieren historische Originaletiketten.

Foto: Iris Ollech

„Immer der Nase nach“, so hatte Susanne Jumpelt den Weg zu ihrem Pecher Firmensitz beschrieben. Und tatsächlich erfüllt ein zarter Blütenduft die Luft, als sie die Tür öffnet und herzlich hereinbittet. Das elegante Bukett entströmt der Seifenkollektion, die sie gerade reisefertig macht, um sie bei einem Frühlingsfestival in Dresden zu präsentieren.

In der sächsischen Landeshauptstadt hat einst alles begonnen. Jumpelts Ururgroßvater Louis hatte 1846 eine Fabrik gegründet, in der Seifen und Parfüms hergestellt wurden. Zu einem gepflegten und adretten Äußeren hatte schon dessen Großvater seinen Kunden verholfen, als „Perruquier“ – also Perückenmacher.

Louis Vater setzte die Tradition fort, arbeitete als Theaterfriseur und nahm seinen Sohn in die Lehre. Der stieg als 25-Jähriger ins Parfümeriehandwerk ein, gab sein Wissen an seinen Sohn weiter, und es sollte noch Jahre bis 1960 dauern, bis mit dem Tode von Susanne Jumpelts Großvater Otto Louis der letzte Inhaber des Traditionsunternehmens starb – und mit ihm wertvolle Erinnerungen.

Bis seine Enkelin Susanne vor einigen Jahren auf dem Dachboden ihrer Eltern in Pech eine Entdeckung machte, die sie nicht mehr losließ. „In ein paar Weidenkörben schlummerte der Nachlass meiner verstorbenen Großmutter. Darunter viele Fotos, Geschäftsunterlagen, originale Seifenverpackungen und Parfümflakons. Für mich war es so, als hätte ich einen Schatz gehoben“, erinnert sich Susanne Jumpelt.

Langsam reifte in ihr die Idee, die alte Familientradition wieder aufleben zu lassen. Die Begeisterung für neue Herausforderungen zieht sich durch ihr gesamtes Berufsleben. Nach dem Abitur machte sie zunächst eine Ausbildung zur Hotelkauffrau, sattelte dann beruflich um und arbeitet seither als Producerin bei einem großen Kölner Privatsender. „Und dann ging es sozusagen von der Seifenoper zum Seifenopa“, sagt Jumpelt augenzwinkernd. 2016 entschloss sie sich, zum 170. Jubiläum des Familienunternehmens ihre erste eigene Seifenkollektion auf den Markt zu bringen.

Sogar Bestellungen aus Taiwan

„Ich bin recht forsch und unbedarft an das Projekt herangegangen. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich entscheiden musste, denn halbherzig wollte ich es nicht machen“, erinnert sie sich. Sie experimentierte mit Aromen, arbeitete mit Fachleuten aus der französischen Parfümstadt Grasse und Designern aus Mailand zusammen und fand einen Produzenten in Lothringen. Nach nur neun Monaten intensiver Arbeit konnte sich das Ergebnis sehen lassen: die Kollektion „Louis Jumpelt“, bestehend aus vier Seifen, jeweils zwei mit Blüten- und mit Rosenduft.

Auf jeder Seife befindet sich eine Prägung der Dresdner Frauenkirche, auf der Außenverpackung Bilder von bekannten Künstlern des 19. Jahrhunderts. Sie stammen von Originaletiketten aus dem Nachlass von Susanne Jumpelts Großmutter, weitere hat sie von Sammlern im Internet erstanden.

Trotz ihrer Überzeugung, dass hochwertige, handgemachte Seifen heute wieder im Trend liegen, blieb für Jumpelt immer auch ein Quäntchen Unsicherheit. „Man weiß nie, ob der Duft, der einem persönlich gefällt, auch auf dem Markt angenommen wird. Ich habe meine Freunde und Familie schnuppern lassen und dann nach Bauchgefühl entschieden“, erzählt sie. Dass sie damit richtig lag, beweist die Nachfrage: Die größte Parfümeriekette Ostdeutschlands hat die Seifen im Programm, im Museumsshop Dresden sind sie als Souvenir zu haben, und auch international ist der elegante Duft von „Louis Jumpelt“ gefragt. Ein Händler in Taiwan hat gerade eine größere Bestellung aufgegeben.

Sehr zur Freude von Susanne Jumpelt: „Ich habe das Gefühl, dass mein Ururgroßvater wohlwollend auf mein Werk blicken würde“, ist sie überzeugt. Und vielleicht gibt es ja bald auch ein Parfüm aus der Kollektion der Pecher Unternehmerin.