Umbruch im Heimatverein Niederbachem Vorsitzender Walter Töpner zieht sich zurück

Wachtberg-Niederbachem · Der Vorsitzende des Heimatvereins Niederbachem Walter Töpner möchte den Stab an Jüngere weiterreichen. Für Mitglieder und Interessierte hat er in der Corona-Krise ein Sonderheft zur Ortsgeschichte herausgegeben.

 Walter Töpner mit einem seiner Pilgerbücher in seinem Garten. Der Niederbachemer möchte beim Heimatverein kürzer treten.

Walter Töpner mit einem seiner Pilgerbücher in seinem Garten. Der Niederbachemer möchte beim Heimatverein kürzer treten.

Foto: Axel Vogel

Eigentlich hatte Walter Töpner den Mitgliedern des Heimatvereins Niederbachem mit einem Sonderheft zur Geschichte des Ortes in Corona-Zeiten eine Freude machen wollen. Doch beim Vorwort des Vorsitzenden zum sehr lesenswerten Exemplar dürfte manch einer gestutzt haben. Denn dort kündigte Töpner an, dass er sich „auf der nächsten Mitgliederversammlung aus persönlichen Gründen nicht zur Wiederwahl stellen werde“.Nun besteht die Gruppierung zwar nicht nur aus seinem Vorsitzenden, aber wer die Geschicke verfolgt, weiß, dass Töpner im positiven Sinne viele Strippen zieht.

Müssen sich die Mitglieder, gar Niederbachem, um den Verein sorgen machen? „Nein, eine Auflösung wollen wir vermeiden, stattdessen lieber einen geräuschlosen Übergang“, sagt Töpner im GA-Gespräch entschieden. Er habe eine „ganz gute Lösung“ im Sinn, bereits Gespräche geführt und er sei zuversichtlich. „Aber ich werde kommendes Jahr 75 und möchte nicht an dem Sessel kleben“, sagt der Vorsitzende, der in seinem Ruhestand schon diverse Wanderführer verfasst hat.

Jüngere sollen eine jüngere Zielgruppe ansprechen

Es sei an der Zeit, Aufgaben aber auch Anforderungen auf den Prüfstand zu stellen. „Wenn wir jüngere Leute als Mitglieder gewinnen wollen, brauchen wir auch Jüngere an vorderster Front“, ist der 74-Jährige überzeugt. Zudem gehe es nicht mehr nur darum, Heimatgeschichte erlebbar zu machen. „Wir müssen uns breiter aufstellen, einmischen, was wir beim Henseler Hof auch schon getan haben“, so Töpner. Der Platz sei jetzt fertig, aber nach wie vor noch nicht mit Leben gefüllt, weshalb es wichtig sei, dass sich – wie bisher – Vereine und Bürger einbrächten. Dem Heimatverein sei es wichtig, an der Idee des Wochenmarktes dort festzuhalten.

Alle Bande kappen will Töpner, der vor drei Jahren als „Übergangsvorsitzender“ ins Amt kam, aber nicht: „Bestimmte Aufgaben werde ich gerne weitermachen wie das Museum weiter zu entwickeln und Vortragsveranstaltungen oder Ausstellungen zu organisieren.“ Er hofft, dass die Mitgliederversammlung trotz Corona im März stattfinden kann. Seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin übergibt er einen mit 240 Mitgliedern noch gut aufgestellten Laden. „Wir müssen jedoch die Einnahmenseite im Blick behalten, weshalb es nicht weniger Mitglieder werden dürfen.“

Ortsgeschichte soll nicht in Vergessenheit geraten

Um diese bei Laune zu halten und andere Interessierte zu erfreuen, hat Töpner statt des normalen Heimatbriefs eben jenes Sonderheft herausgegeben. „Viele Spuren aus der damaligen Zeit sind verweht und vieles ist unwiederbringlich verloren gegangen. Diese Veröffentlichung soll dazu beitragen, dass manches aus unserer Ortsgeschichte nicht in Vergessenheit gerät“, so sein Anliegen. Er hat sich unter anderem auf Spurensuche nach aufgelösten Vereinen wie dem Theaterverein Edelweiß begeben.

Warum er sich diesen Namen gab, konnte Töpner nicht herausfinden, auch nicht wer dort alles Mitglied war. „Es ist schade, dass man heute so wenig über diesen Verein weiß, der in Niederbachem die Menschen in schwerer Zeit erheitert hat“, meint der Autor. Da der Verein dem Kriegerverein 1910 eine Fahne stiftete und diese damals teuer waren, glaubt Töpner, dass der Verein „über beträchtliche Mittel verfügt“ hat. Aus gut besuchten und häufigen Vorstellungen, vermutet er.

Als Lehrling im Obstbaubetrieb Henseler

Sehr detailreich sind dagegen die Erinnerungen von Josef Flaspöhler, der in einem Gespräch über seine Lehrlingszeit im damaligen Obstgut Henseler berichtet. Nach dem Abitur war er 1948 in Niederbachem gelandet, dessen Hänge noch unbebaut und dessen Bürger zumeist arm waren. 20 Leute arbeiteten mit ihm zusammen unter dem „Chef“ Henseler. Der übrigens war damals schon Vegetarier und erhielt immer extra Essen. In seinem Gärtnertagebuch hielt Flaspöhler alles fest, auch die beschwerliche Maikirschenernte. 1967 wurden er und seine Frau selbst Niederbachemer. Aus dem Obstlehrling wurde ein Referatsleiter im Finanzministerium.

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