Alte Technik und Provisorien Ausschuss sucht Einsparmöglichkeiten beim Berkumer Hallenbad

Wachtberg · Das Berkumer Hallenbad ist in die Jahre gekommen und soll saniert werden. Doch dabei muss auf einge Projekte verzichtet werden: Wegen drastisch gestiegener Kosten will der Ausschuss die Planungen auf Einsparmöglichkeiten durchforsten lassen.

 Der Eingangsbereich des Berkumer Hallenbades – bei der Frage, was saniert werden soll, scheiden sich die Geister.

Der Eingangsbereich des Berkumer Hallenbades – bei der Frage, was saniert werden soll, scheiden sich die Geister.

Foto: Axel Vogel

Was passiert, wenn ein größeres kommunales Vorhaben in die Baustoff- und Rohstoffkrise mit rasant steigenden Preisen gerät, lässt sich an der Sanierung und Erweiterung des Berkumer Hallenbades studieren. Das Projekt war längst beschlossene Sache. Mitte 2020 hatte der Ausschuss für Infrastruktur und Bau die Sanierung und Erweiterung des Bades im Eltern-Kind-Bereich beschlossen. Die damals veranschlagten Kosten: 2,5 Millionen Euro. Doch dann kam die Baustoff- kombiniert mit der Rohstoffkrise und warf die Finanzplanungen über den Haufen.

Doch bereits im September 2021 bedurfte es einer Kostenanpassung: Jetzt rechnete die Gemeinde mit 2,8 Millionen Euro. Doch dabei blieb es nicht. Nach den Ergebnissen der ersten Ausschreibungen Mitte März wurden laut Gemeinde Gesamtkosten von 3,2 Millionen Euro ermittelt, satte 700 000 Euro mehr, als ursprünglich geplant. Doch auch eine neuerliche Ausschreibung inklusive Einsparmaßnahmen war schnell überholt: Die aktuelle Kostenprognose liegt bei 3,6 Millionen Euro. Da eine Sanierung aus technischen Gründen unabdingbar ist, beriet der Ausschuss für Infrastruktur am vergangenen Donnerstag über eine abgespeckte Variante des Projektes, welche die Verwaltung vorgeschlagen hatte: Auf den Erweiterungsbau soll nun verzichtet werden, was über eine Million Euro an Einsparungen bringen würde.

Architekt: Erhaltungswürdige Bausubstanz

Zu Beginn des Tagesordnungspunkt hielt der mit dem Projekt beauftragte Architekt zunächst Grundsätzliches fest: „Es handelt sich bei dem Hallenbad um eine gute Bausubstanz, die auch erhaltungswürdig ist.“ Zumal auch die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen stimmen würden. „Das kann ein noch attraktiverer Sportstandort werden“, so der Ausblick des Architektens. Allerdings müsse einiges zum Erhalt getan werden. Notwendig sei vor allem die Erneuerung des Fliesenbereiches sowie der Schwimmbadtechnik, „die in die Jahre gekommen ist“. Ferner die Sanierung der Sanitärobjekte, die ebenfalls noch aus den 70er Jahren stammen würden: „Die haben es hinter sich“, so der Fachmann. So seien die Duschen undicht und die Leitungen im Keller würden rosten. Dabei sehe er auch „keine Möglichkeiten“, diese Maßnahmen noch ein bis zwei Jahre zu schieben.

Dringenden Handlungsbedarf hat der Architekt zudem im Bereich der Gastronomie samt Außengastronomie ausgemacht sowie weiterhin auf dem Vorplatz und im Eingangsbereich des Hallenbades: „Der wirkt äußert trostlos und unbefriedigend.“ Kurzum: „Verbaut.“ Zudem votierte er für eine Komplettierung der Unterdecke im Eingangsbereich. Auch dieses Maßnahmenpaket riet der Fachmann anzugehen. Was er allerdings anlässlich der Kostenexplosion auf nunmehr 3,6 Millionen Euro, die der Architekt vor allem mit einem Anstieg der Rohstoffpreise um 44 Prozent erklärte, für zunächst verzichtbar hält: den Anbau an den Eltern-Kind-Bereich, in dem beispielsweise ein Ruheraum für Senioren vorgesehen ist. Einspareffekt, 1,3 Millionen Euro. Mit diesem Vorschlag war auch die Verwaltung als Beschlussvorschlag ins Rennen gegangen.

Doch Ausschussmitglied Oliver Henkel (Grüne) hinterfragte alles „was schön“ ist, sprich alle Maßnahmen „die zwingend sind, oder nicht“. „Warum muss das Foyer zwingend gemacht werden“, wollte er von dem Architekten wissen. „Mir geht es um die Optik“, hielt der dagegen, weil es teilweise noch Provisorien seien. Auch sei der Einbau eines behindertengerechten WCs sei notwendig. Optik hin oder her, „wir haben aber kein Laufpublikum“, gab Henkel nicht nach. Die Badgäste die kämen, würden das Schwimmen im Hallenbad schätzen. „Über die Decke hat sich bei mir noch keiner mokiert.“ Allerdings gab der Architekt weiter zu bedenken, dass im Zuge der Bauarbeiten so oder so auch der Vorplatz des Hallenbades in Mitleidenschaft gezogen und saniert werden müsste, „Unter 100 000 Euro kommen sie da nicht weg.“ Recht bekam er von Ausschussmitglied Roswitha Schönwitz (SPD). Vorplatz und Eingangsbereich seien „ein Schandfleck“ und sollten wieder in einen „ordentlichen Zustand versetzt werden“.

Die Kuh vom Eis brachte Beigeordneter Swen Christian: „Oberste Priorität hat der Erhalt des Gebäudes und hier läuft uns nichts weg.“ Darum schlug er vor, dass die Verwaltung – auch im Zuge der Haushaltsberatungen – die Planungen nach weiterem Einsparpotenzial überprüfen wolle und diese dann im November dem Ausschuss nochmals zur Beratung vorlegen wolle. Dem Vorschlag stimmte der Ausschuss einstimmig zu.

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