„Neu-Marokko“ in Wachtberg Ausstellung zeigt die Geschichte des Kulturtempels Köllenhof
Wachtberg-Ließem · Jürgen Krieg und Tobias Teichner haben erstmals Daten, Fotos und Grundrisse der in den 60er Jahren entstandenen Köllenhof-Siedlung zusammengestellt. Erinnerung an Neu-Marokko, das seinen Namen durch die weiße Silhouette bekam.
Anlässlich des Köllenhoffests der CDU haben Jürgen Krieg und Tobias Teichner erstmals gemeinsam aufbereitete Daten, Fotos und Grundrisse der in den 60er Jahren entstandenen Siedlung ausgestellt. Viele Informationen und Hintergründe beleuchteten das Bild der Entstehung, aber auch das Zusammenwachsen der Gemeinschaft der alteingesessenen Ließemer und der damals Zugezogenen. Krieg und Teichner wollen ihre Arbeit fortsetzen.
Eine Zeit starker Veränderungen sei die Bauzeit der Siedlung vor allem deshalb gewesen, weil durch den Hauptstadtstatus der Stadt Bonn viele Beamte nach Wachtberg zogen, erzählte Teichner. Er selbst war in dieser Siedlung groß geworden und kannte die Situation der Neuen aus erster Hand. Die im selben Zuge gebaute Kreisstraße K 14 zerschnitt das Dorf zusätzlich optisch und faktisch fast komplett in den alten und neuen Teil Ließems. So blieben sich Alt-Ließemer und Neu-Ließemer eine Zeit lang recht fremd.
Klein-Jerusalem oder Neu-Marokko haben viele schon lange dort lebende Bewohner ihren neuen Dorfteil anfangs genannt. „Weil die Siedlung von weither so weiß strahlte, wie man das aus einigen Siedlungskomplexen in Jerusalem oder Marokko kannte“, so Teichner. Die weiße Silhouette sei nicht nur bei der Anfahrt aus Lannesdorf deutlich zu sehen gewesen, sondern auch vom Drachenfels aus, erzählte Krieg.
Eine weniger schmeichelhafte Bezeichnung war „das Beamten-Ghetto“. Vom fehlenden Miteinander war zur Zeit der ersten Ausstellungsbemühungen am Ende der 1990er-Jahre erfreulicherweise nicht mehr viel übrig. „Viele Leute haben alte Fotos zur Verfügung gestellt und damit zum Gelingen beigetragen“, so Krieg.
Architektonisch sei die Siedlung für ihre Zeit eine solche Meisterleistung gewesen, dass Architekturstudenten zu Lehrzwecken in Bussen durch die Siedlung gefahren wurden. Dank der besonderen Konzeption sollten alle Häuser einen Blick auf das Siebengebirge haben, nicht jedoch in Nachbars Garten.
Zwischen den Häusern baute man Wege und Treppen, auf denen oft spontane Treppenfeste entstanden. Dass sich Alt- und Neu-Ließmer näher kennenlernten, war jedoch den Festen im Ort zu verdanken. So interessierten sich in der Vergangenheit auch Bewohner beider Dorfteile gleichermaßen für die Ausstellung.
Erwerb für für 320.000 D-Mark
Ein prägender Aspekt der Ortsgeschichte ist der historische, früher landwirtschaftlich genutzte Köllenhof. Zuerst an den Kreis mit der Auflage eines lebenslangen Wohnrechts für den vorigen Besitzer Johannes Köllen verkauft, erwarb die Gemeinde den Resthof später für 320.000 D-Mark. Die Gebäude wurden instandgesetzt und saniert, während Köllen darin lebte. „Es war ein verlässliches Bild, dass er immer auf der Bank vor dem Hof saß und schaute, was los war“, erinnerte sich Teichert.
Leute blieben stehen, unterhielten sich eine Weile. „Das war wie eine feste Institution.“ Das blieb bis zu seinem Tod 1999 so. Heute dient das Gebäudeensemble als Kulturstätte und als Standort der Rhein-Voreifeltouristik sowie der Ehrenamtskoordination der Gemeinde.