Gemeinde Schicht für Schicht entdecken Wachtberger Beigeordneter bot Führung zum Tag des Geotops an

Wachtberg-Berkum · Dass er die Geschicke Wachtbergs mit lenkt, wissen viele Bürger. Dass Beigeordneter Swen Christian diplomierter Geograph ist eher wenige. Zum Tag des Geotops bot er nun eine Führung durch die Entstehungsgeschichte der Gemeinde an.

 Elisabeth Mechtenberg zeigt den von Swen Christian mitgebrachten Trachytstein und einen ebenfalls zur Ansicht ausgehändigten Plan der hiesigen Abbauflächen.

Elisabeth Mechtenberg zeigt den von Swen Christian mitgebrachten Trachytstein und einen ebenfalls zur Ansicht ausgehändigten Plan der hiesigen Abbauflächen.

Foto: Petra Reuter

Gut 20 Paar festen Schuhwerks wanderten am Sonntag neugierig quer durch die Entstehungsgeschichte Wachtbergs rund um und in Berkum. Am Tag des Geotops informierte der Beigeordnete und Diplom-Geograph Swen Christian die Besucher kurzweilig über ein Stück Zeitgeschichte und das geologische Werden des Fleckchens Erde unter ihren Füßen. Ein Wimpernschlag nur ist der Anteil menschlicher Zeitrechnung gemessen am Erdzeitalter.

Subtropische Zeiten herrschten vor Milliarden von Jahren auf der Fläche, die heute Wachtberg ausmacht. In einer kompakten Kontinentmasse lagen die knapp 50 Quadratkilometer große Gemeindefläche südlich des Äquators, ehe sich die später ausdifferenzierenden Kontinente in verschiedene Richtungen bewegten. Die heute Europa beherbergende Platte mit Wachtberg, etwa in der nördlichen Mitte, driftete in Richtung Norden. Vielfach formte Tektonik den Kontinent. Vom ehemals in Wachtberg existenten Hochgebirge war bei der Wanderung ebenso wenig etwas zu sehen wie von einem Flachmeer, dessen Spuren man unweit am Dächelsberg findet. Auch der Rhein floss nicht immer an seinem heutigen Platz und die Ahr mündete einmal ganz in der Nähe von Wachtberg in den größeren Strom, berichtete Christian.

Vor etwa 300.000 Jahren begann die vulkanische Phase

„Das variskische Grundgebirge bildete sich vor zirka 400 Millionen Jahren“, skizzierte Christian hiesiges älteres geologisches Geschehen. Die vulkanischen Aktivitäten sind daran gemessen noch gar nicht so lange her. Vor etwa 300.000 Jahren begannen die eruptiven Phasen, ihr Ende markiert der heutige Rodderberg mit einem Alter von etwa 30.000 Jahren. Die zu dieser Zeit entstandenen Spuren auf dem Hümerich, dem Hohenberg und dem Stumpeberg erkundeten die Teilnehmer der Wanderung bis zum Ehrenmal.

Die Produkte der Vulkanaktivität nutzten unsere Vorfahren bereits für den Bau von Häusern und Denkmälern. Weil der Trachyt an der Oberfläche gut erreichbar war, baute man den Stein für den Kölner Dom zuerst am Drachenfels ab. Dort schlitterten die ausgebrochenen Gesteinsmassen dank des Gefälles quasi von selbst bis zum Rhein zu den Transportschiffen. Als die Standfestigkeit der Burg Drachenfels um 1840 durch den Abbau in Gefahr geriet, wechselte man die Rheinseite und gewann das leicht zu bearbeitende Material an den Bergkuppen Wachtbergs. Was so einfach und gut schien, barg laut dem Referenten jedoch seine Tücken. Der Stein war nicht sehr haltbar und neigte zum Platzen. „Deshalb nennt man diesen Stein auch ‚Tränen des Doms‘“, so Christian.

In den Steinbrüchen tummeln sich seltene Tierarten

Die Besucher genossen die fundierten Einblicke in den Boden. „Wir sind schon oft dabei gewesen“, sagte Angela Heumüller aus Wachtberg. Nicht nur, weil sie vor 20 Jahren zugezogen und neugierig auf die Gegend seien, sondern auch weil sie und ihr Mann in diesem Sommer gerne Aktivitäten an der frischen Luft nutzen, hatten sie sich für eine Teilnahme entschieden. „Außerdem kann man Orte ansehen, an die man sonst gar nicht kommt“, erinnerte sich Heumüller an Führungen durch den in Privatbesitz befindlichen Domsteinbruch und die Adendorfer Tongrube. Elisabeth Mechtenberg aus Werthhoven interessierte sich für die Gesteine und die heute wieder der Natur überlassenen Steinbrüche, in denen sich oft seltene Tierarten tummeln.

Der Dächelsberg, Rodderberg und die Kaolingrube waren in Wachtberg schon Schauplätze des von der Deutschen geologischen Gesellschaft und der geologischen Vereinigung organisierten und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten Tag des Geotops. Mit ehemaligen Meeresböden und vulkanischen Gesteinsformationen bietet das Drachenfelser Ländchen spannende Einblicke in Zeiten reger Plattentektonik.

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