Unbekannte stehlen Einnahmen Circus Aladin sitzt auf einem Feld in Wachtberg fest
Wachtberg-Berkum · Während einer Vorstellung haben Unbekannte aus einem Wohnwagen die Einnahmen der Zirkusleute gestohlen. Der Verlust von mehr als 15.000 Euro bringt die Schausteller in Bedrängnis.
Das rot-weiß gestreifte Zirkuszelt mit seinen Deutschland-Fahnen ist schon von Weitem zu sehen. Seit dem 10. August gastiert der Circus Aladin auf einem Feld an der L 123 direkt gegenüber des Einkaufszentrums in Berkum. Die letzte Vorstellung sollte am Sonntag, 27. August, stattfinden – danach sollte der Zirkus eigentlich weiter nach Weilerswist ziehen. Die Schausteller aus dem Kreis Heinsberg haben ihren Aufenthalt im Drachenfelser Ländchen aber verlängert, vorerst bis kommenden Sonntag.
Das Gastspiel wurde nicht ausgedehnt, weil es der Zirkusfamilie so gut in Wachtberg gefällt, sondern weil es einen folgenschweren Diebstahl gegeben hat. „Wir wissen nicht weiter“, so Artistin Sina Trumpf gegenüber dem GA.
Circus Aladin: 15.000 Euro wurden gestohlen
Wie sie berichtet, sind Unbekannte am Donnerstag, 24. August, während einer Vorstellung in zwei Wohnwagen der Schausteller eingedrungen und haben dabei einen Wandtresor gestohlen. Nach GA-Informationen sollen sich in dem Tresor insgesamt 15.000 Euro sowie eine Uhr befunden haben. Das Ganze sei zwischen 17.15 Uhr und 17.30 Uhr passiert. Die laufende Show sei daraufhin nicht abgebrochen, sondern verkürzt worden, wie Trumpf berichtete.
Auf Anfrage bestätigte die Bonner Polizei den Diebstahl. Wie deren Sprecher Michael Beyer erklärte, würden zwei entsprechende Anzeigen vorliegen, zwei Wohnwagen seien betroffen. Die Polizei sei auch vor Ort gewesen. Bei dem Vorfall würde es sich nicht um einen Einbruch, sondern um einen Diebstahl handeln. Die Wohnwagen waren nicht verschlossen, aufgebrochen wurde nichts. „Die Ermittlungen dauern an“, so Beyer. Zu einer möglichen Höhe der Beute äußerte er sich nicht.
Ähnliche Vorfälle gab es in Ostdeutschland
Dem GA gegenüber berichtete der Zirkus, dass durch den Diebstahl „die gesamten Einnahmen“ entwendet wurden. Durch das fehlende Geld könnten nun die Tiere im Winter nicht mehr versorgt und auch Versicherungen nicht mehr bezahlt werden. Es sei nicht einmal mehr Geld für Sprit da, sodass eine Weiterfahrt mit dem großen Tross nicht möglich sei. Man stehe „komplett auf Null“, daher müsse das Gastspiel verlängert werden und die Zirkus-Mannschaft sei auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Derzeit lebe man von den Einnahmen der täglichen Shows. Ähnliche Diebstähle/Einbrüche gab es zuletzt häufiger.
Im Juni 2023 wurden dem Circus Moreno im sächsischen Kamenz 15.000 Euro und wertvolle Uhren gestohlen, Ende Mai traf es den Circus Samadhi im brandenburgischen Lübben – auch hier wurden alle Einnahmen entwendet. Im Februar 2020 wurde dem Zirkus „Hopplahopp“ in Berlin ein Tresor gestohlen, in dem 9000 Euro lagen.
Wachtberg: Warum waren die Wohnwagen unverschlossen?
Doch warum waren die Wohnwagen in Berkum unverschlossen? Sina Trumpf, in deren Wagen sich der Tresor befand, hat dafür eine Erklärung: „Während der Vorstellung geht meine Tochter in den Wagen und zieht sich um. Daher ist er unverschlossen.“ Zum Zeitpunkt des Diebstahls habe die 39-jährige Artistin eine Luftnummer vorgeführt. Ihre Tochter sei dieses Mal aber nicht in den Wagen gegangen. „Zum Glück“, so Trumpf. Trumpf ist es auch, die die Finanzen im Zirkus beisammen hält. Sie macht die Kasse, hat daher auch den Tresor. Andere Familienmitglieder haben ihr ihr Geld anvertraut, um es in dem Tresor zu lagern. „Vermutlich wurden wir ausgekundschaftet. Der Diebstahl hat mutmaßlich sieben Minuten gedauert“, so Trumpf. Von den Unbekannten wurde auch der Wohnwagen ihres Sohnes durchsucht.
Dass in dem Tresor so viel Bargeld lagerte, sei nicht verwunderlich, wie die Artistin erklärte. Der Zirkus würde viele Geschäfte mit Bargeld abwickeln. Ob Platzmiete, bauliche Abnahme des Zeltes, Werbung, Kauf von Tierfutter und so weiter. In der Vorstellungspause könnten die Besucher für zwei Euro die Tiere besuchen. Unter anderem sei auch dieses Geld in dem Tresor gelagert worden, wie die 39-Jährige erzählte. Nun brauche der Zirkus Geld, um weiter planen zu können. Auch auf wiederholte Nachfrage konnte Trumpf nicht sagen, wie es nun weitergehen soll. In der langen Geschichte der Zirkusfamilie sei ein solcher Diebstahl noch nicht vorgekommen, die Bargeldgeschäfte wolle man nun überdenken.
Circus Aladin: Spendenaufruf bei Facebook gestartet
Bei Facebook bitten die Schausteller daher um Spenden. Eine Berkumerin hat zudem eine Online-Spendenkampagne ins Leben gerufen – bis Donnerstagnachmittag waren dort unter dem Motto „Tierfutter-und Versicherungsgeld Circus Aladin“ 250 Euro von sieben Spendern zusammengekommen.
Landwirt Stefan Schmitz, der dem Zirkus sein Feld vermietet hat, hat mit der Verlängerung des Gastspiels kein Problem, wie er dem GA sagte. Das Feld würde er erst kommendes Jahr wieder bewirtschaften. Für die Situation der Schausteller habe er Verständnis, für die ungeplante Verlängerung habe er keine weitere Pacht genommen. Bald würde allerdings an gleicher Stelle eine Hüpfburgen-Stadt Station machen, bis dahin müsste es eine Lösung geben.