Wachtberger Kulturwochen Bewohnerin des Schmitzhofes organisiert historische Ausstellung über ihr Zuhause

Wachtberg-Ließem · Bei den Wachtberger Kulturwochen wurde auf dem Schmitzhof nicht nur Kunst präsentiert. Bewohnerin und Ehrenamtskoordinatorin Katja Ackermann zeigte eine Ausstellung über die Geschichte des besonderen Hofgutes.

 Katja Ackermann stellte die Informationen zur Historie des Ließemer Schmitzhofs für die Ausstellungen während der Kulturwochen zusammen.

Katja Ackermann stellte die Informationen zur Historie des Ließemer Schmitzhofs für die Ausstellungen während der Kulturwochen zusammen.

Foto: Petra Reuter

Immerhin vier Jahrhunderte lang lässt sich die Geschichte des Schmitzhofs in Ließem zurückverfolgen: Den Weg des Gehöfts bis heute hat Bewohnerin Katja Ackermann mit Hilfe von noch lebenden Mitgliedern der ehemaligen Besitzerfamilie und vielen historischen Dokumenten rekonstruiert. Bei den Wachtberger Kulturwochen führte die Ehrenamtskoordinatorin neben den anderen Angeboten im offenen Hof mit einer kleinen Ausstellung durch die wechselvolle Geschichte des Gebäudes, das noch vor wenigen Jahrzehnten fast verfallen war.

Die Flächen gehörten erst dem Kloster Rolandswerth und später dem Freiherrn von Fürstenberg in Muffendorf bis 1839. Im frühen 19. Jahrhundert bewirtschaftete der aus Gelsdorf stammende Johann Schmitz den Hof. Er heiratete die Ließemerin Anna Maria Weber und erwarb schließlich im Zuge der Säkularisierung die Hofgebäude mitsamt den dazugehörigen Flächen für 6800 Taler. Von diesem Zeitpunkt an war das früher deutlich weitläufigere landwirtschaftliche Anwesen als „der Schmitzhof“ bekannt. Nur vier Jahre gingen nach dem Kauf ins Land, bis der neue Besitzer ein Gutshaus bauen konnte.

Bis ins letzte Jahrhundert bewirtschafteten seine nachfolgenden Generationen, zuletzt Dieter Pitscher, den Hof. „Mein Vater war leidenschaftlicher Landwirt“, erzählte Pitschers Tochter, Marita Gütten, Ackermann bei ihrer Recherche. „Wenn ich früher zur Schule ging, bekam ich Pferde und Fohlen in die Hand gedrückt und brachte sie zur Weide.“

Die Umgehungsstraße, die mitten durch das Gelände des Hofs verlief, beendete in den 1960er Jahren diese Ära. Als Ausgleichsfläche für den Schmitzhof erhielt Pitscher eine westlich gelegene Fläche. Dort entstand der heutige Hönscheidthof.

Den alten Schmitzhof kaufte zunächst der Landkreis. Damit begann der Niedergang der Gebäude. Heute bekannte Pläne für das Gemäuer reichten von einer Fachwerkkirche bis zu einem Gasthof mit Herberge, bis die frisch gegründete Gemeinde Wachtberg 1969 in Besitz des Geländes kam. Sie nutzte es als Bauhof und baute für ihre Fahrzeuge einen Wendekreis vor den quadratischen Komplex. 1982 unter Denkmalschutz gestellt, verkauft die Gemeinde das Areal 1986 an ein Bonner Architektenbüro.

Auf verfallenem Hof entstanden Wohnungen

An diese Zeit erinnerte sich am Wochenende die Besucherin Charlotte Opper aus Muffendorf. „Den Umbau hat damals Völzgen gemacht. Der hatte mit so etwas Erfahrung“, erzählte sie. Nachdem Jugendliche wenige Jahre zuvor das verfallene Gelände noch als Treffpunkt genutzt und mit Ziegeln die bröckelnde Fachwerk-Fassade eingeworfen hatten, entstanden zwischen 1988 und 1990 rund um den Innenhof familienfreundliche Wohneinheiten.

Heute leben dort 14 Familien in einer besonderen Atmosphäre. Seit 10 Jahren ist es auch das Zuhause von Katja Ackermann, die sich mit ihrer Familie dort sehr wohlfühlt. Bei gutem Wetter kämen ein paar Bewohner auf der Innenhofwiese gerne mal zusammmen, berichtete sie. Ein Grill werde herausgeholt und so entstehe spontan ein Fest.

Bei den Kulturwochen auf dem Schmitzhof wurden neben der historischen Ausstellung auch Fotografien und Karten von Klaus Ackermann sowie Malereien und Zeichnungen von Enno Frandsen präsentiert. Außerdem gab es Fädel- und Häkelschmuck von Sabine Güster und besondere Patchworkwerke von Ursula Riebartsch zu sehen. Bei Marie-Luise Hagemann und Magy Malek konnten die Besucher mit Acrylfarben und Papier selbst künstlerisch tätig werden.

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