Nach Fällen in der Region Nachgewiesener Fall der Blauzungenkrankheit in Bonn

Wachtberg/Bonn · Seit Juli machen sich Tierhalter im Rhein-Sieg-Kreis wegen des Auftretens der Blauzungenkrankheit Sorgen. Vor allem Schafe sind von der auch tödlich verlaufenden Viruserkrankung betroffen. Nun ist auch der erste Fall in Bonn nachgewiesen worden.

 Eine von der Blauzungen-Krankheit betroffene Kuh in ihrem Stall.

Eine von der Blauzungen-Krankheit betroffene Kuh in ihrem Stall.

Foto: dpa/Ralf Roeger

Die Blauzungenkrankheit ist nun auch in Bonn nach einem ersten Verdachtsfall nachgewiesen worden. Das teilte die Stadt Bonn mit. Die für den Menschen unbedenkliche Tierseuche breite sich aktuell saisonbedingt in ganz Deutschland aus und sei vor allem für Wiederkäuer gefährlich, so die Stadt weiter. Die Veterinärdienste der Stadt empfehlen daher Haltern von Schafen, Rindern und Ziegen, ihre Tiere impfen zu lassen.

Bereits im Juli war die Krankheit im Rhein-Sieg-Kreis in 38 Betrieben nachgewiesen worden, dazu gab es 17 weitere Verdachtsfälle, die jeweils überprüft werden. Der Kreis zog damit eine erste Bilanz. Auch ein Wachtberger Betrieb im Ländchen ist als gesichert betroffen, ein weiterer gilt als Verdachtsfall. Das teilte die Pressestelle des Rhein-Sieg-Kreises auf GA-Anfrage Anfang August mit.

Wie viele Tiere in der Gemeinde erkrankt oder gestorben sind, konnte der Kreis noch nicht sagen. Die Mitarbeiter verwiesen auf ihre allgemeine Pressemitteilung zum aktuellen Stand der Blauzungenkrankheit im gesamten Kreisgebiet. Dort heißt es, dass das Virus des Serotyps 3 (BTV 3) zum ersten Mal am 12. Juli in einem Rinder- und Schafbestand nachgewiesen worden war und „vermutlich zu Hunderten toten Tieren geführt“ habe.

„Eine konkrete Zahl lässt sich zwar nicht benennen, aber anhand der Vergleichswerte zum Vorjahreszeitraum wird deutlich, dass das vom Kreis beauftragte Tierkörperbeseitigungsunternehmen 2024 deutlich mehr tote Tiere abholen muss“, sagte Johannes Westarp, Leiter des Veterinäramtes des Rhein-Sieg-Kreises.

Todesfallzahlen bei Wiederkäuern insgesamt gestiegen

Datengrundlage für die Todesrate sind somit auch die Meldungen des Tierkörperbeseitigungsunternehmens. Der Kreis betont, dass Todesursachen von Tieren nicht untersucht und erfasst würden, allerdings die Vergleichsdaten von Tierkörperbeseitigungen und verstorbener Wiederkäuer Hinweise auf die Blauzungenkrankheit geben können. Während in der Zeit zwischen dem 1. Juli 2023 und dem 7. August 2023 genau 44 Schafe, fünf Ziegen und 199 Rinder vom Beseitigungsunternehmen abgeholt wurden, so sind es im gleichen Zeitraum diesen Jahres 218 Schafe, 17 Ziegen und 308 Rinder. „Der deutliche Anstieg verendeter oder euthanasierter Wiederkäuer lässt durchaus Rückschlüsse auf die Blauzungenkrankheit zu, auch wenn die toten Tiere nicht auf die Erkrankung hin überprüft werden“, so Westarp.

Das Virus wird durch kleine Stechmücken, sogenannte Gnitzen, auf Wiederkäuer übertragen. Artgenossen können sich demnach nicht gegenseitig anstecken. Je nach Serotyp des Virus können verschiedene klinische Ausprägungen auftreten. Der aktuell kursierende Typ BTV 3 führt zu ausgeprägten Symptomen und endet vor allem für Schafe und Ziegen oft tödlich, während Rinder oft glimpflicher davonkommen.

Apathie und Absonderung von der Herde

Auch zwischen den Arten unterscheiden sich die Krankheitsanzeichen, so die Experten. Bei Schafen deuten etwa sieben bis acht Tage nach der Infektion erste Symptome wie erhöhte Körpertemperatur, Apathie und Absonderung von der Herde auf die Blauzungenkrankheit hin. Bald nach dem Anstieg der Körpertemperatur schwellen die geröteten Maulschleimhäute an. Danach kommt es zu vermehrtem Speichelfluss und Schaumbildung vor dem Maul. Die Zunge schwillt an, wird blau und kann aus dem Maul hängen. Die klinischen Symptome bei Rindern sind von der Art her ähnlich, aber in der Regel weit weniger ausgeprägt. Neben den schmerzhaften Hautentzündungen am Kopf kommt es auch häufig zu Entzündungen an den Geschlechtsorganen, den Zitzen und Klauen. Neben Leistungseinbußen durch Milchrückgang, Gewichtsverlust und Fehlgeburten führen schwere Verlaufsformen vor allem bei Schafen zu hohen Sterblichkeitsraten.

Fälle bei den Veterinärämtern melden - Impfung wird empfohlen

Auch wenn eine Ansteckung von Tier zu Tier nicht möglich ist, ist die Krankheit meldepflichtig: „Betriebe sowie Tierhalterinnen und Tierhalter, die Krankheitssymptome an ihren Tieren feststellen, die auf die Blauzungenkrankheit hindeuten, sind verpflichtet, dies dem Veterinäramt des Kreises oder der Stadt Bonn zu melden“, sagt dessen Leiter. Die Halter dürfen dann so lange keine Tiere mehr in andere Betriebe transportieren, bis Blutproben entnommen und untersucht wurden, um den Verdacht abzuklären. Trotzdem können die wirtschaftlichen Verluste in den betroffenen Betrieben immens sein.

Schützen können Tierhalter ihre Wiederkäuer seit kurzer Zeit durch drei verschiedene Impfstoffe gegen das Virus. Eine Beihilfe zur Impfung kann bei der Landwirtschaftskammer beantragt werden. Sogenannte Repellentien können die Tiere zusätzlich vor dem Gnitzen-Befall (Bartmücken) schützen.