Standort in Wachtberg bleibt Deutsche Post hält an Filiale in Villip fest

Villip · Die kleine Postfiliale in Villip bleibt den Kunden auch nach dem Ausscheiden von Elisabeth Gertzmann erhalten. Die 72-Jährige erinnert sich an schöne und gefährliche Momente: Bei einem Überfall 1991 reagierte sie äußerlich gelassen.

 Elisabeth Gertzmann reicht dem Postmitarbeiter Jan Hoffmann einen Kundenbrief unter der Panzerverglasung der alteingessenen Postfiliale durch.

Elisabeth Gertzmann reicht dem Postmitarbeiter Jan Hoffmann einen Kundenbrief unter der Panzerverglasung der alteingessenen Postfiliale durch.

Foto: Petra Reuter

Im Jahr 1941 hatte die Post ihre Filiale in Villip eröffnet, berichtet Elisabeth Gertzmann. Sie selbst zog 1975 in den Ort und ist bis heute bei manchen als „die Christel von der Post“ bekannt. Von 1989 bis 2005 und im Ruhestand von 2011 bis zum vergangenen Jahr arbeitete sie selbst in der Filiale. 2020 zog sich die beinahe 72-Jährige zwar aus dem Tagesgeschäft zurück. Die Filiale soll aber nach 80 Jahren auch weiter im kleinen Haus an der Holzmer Straße 7 untergebracht bleiben.

Kürzlich erst sorgten sich die Villiper wegen der neuen automatisierten Poststation vor der Filiale um die Existenz des Standortes. Ein Postsprecher betonte jedoch, dass die Filiale bleiben solle. Auch für Gertzmann zeigte sich bis zum vergangenen Jahr ebenso wie für die heutigen Mitarbeiter Jan Hoffmann und Ute Hein-Brettler, dass die Menschen die persönliche Dienstleistung schätzen. Seit ihrem Bestehen haben diese Räume manch amüsante, aber auch heikle Situationen erlebt.

Panzerglas schützt bei Überfall 1991

Die Panzerglasscheibe, die heute noch den Besucherraum vom Geschehen hinter dem Verkaufstresen trennt, hatte an einem Tag im Jahr 1991 gute Dienste geleistet, berichtet Gertzmann. „Man hat versucht, mich zu überfallen.“ Ein Mann habe vor ihr gestanden, durch seine Jackentasche hindurch eine Waffe auf sie gerichtet und Geld gefordert. „Rein äußerlich war ich völlig ruhig“, berichtet Gertzmann. Das Zittern ihrer Knie unterhalb des Tresens konnte ihr Gegenüber natürlich nicht sehen. „Ich habe ihm gesagt, dass mir das Geld nicht gehört und ich es ihm deshalb nicht geben kann“, erzählt die mutige Frau von den aufregenden Minuten. „Außerdem hätte ich nur noch eine Sendung für eine alte Dame, die die Sachen da drin dringend brauche, die könnte ich ihm auch nicht geben“, habe sie hinzugefügt.

Schließlich habe sie so lange auf den Räuber eingeredet, bis er zwei Briefmarken nahm und mit seinem schmiere stehenden Komplizen beschloss, es gegenüber bei der Bank zu versuchen. „Ich habe die beiden bestärkt, denn es war ein Mittwochnachmittag. Da hatte die Bank damals zu, da konnten sie ruhig hingehen“, sagt die Villiperin und schmunzelt rückblickend. Damals allerdings hatte sie so sehr unter Schock gestanden, dass sie erst Stunden später ihren Dienstherrn und dann die Polizei verständigt habe. Trotzdem hatte man die Täter dank ihrer guten Beschreibung schnell gefasst.

Mutter bringt Kleinkind zum Wiegen

„Es gab aber auch viele schöne Situationen hier“, erinnert sich Gertzmann. So brachte eine Frau aus dem Ort manchmal ihr Kleinkind zum Wiegen. „Das Kind war immer so unruhig gewesen, dass man es auf einer normalen Personenwaage nicht wiegen konnte“, erzählt sie. „Die Postwaage hat eine viel größere Auflagefläche, da war das kein Problem.“

Ein anderes Mal hatte ein Kunde seine beiden Kinder mitgebracht, als er ein Paket abgeben wollte. „Ich hatte immer für die Kleinen etwas zu Malen hingelegt, falls sie mal warten mussten“, sagt Gertzmann. Der Nachwuchs fand das so einladend, dass sie ihre Mäntel, Jacken und Mützen auszogen und es sich gemütlich machten. Verständnis dafür, dass Papa irgendwann wieder gehen wollte, hatten die Kinder wenig gehabt.

Welche Geschichten sich in den nächsten Jahren hier abspielen werden, werde die Zeit zeigen, sagen Gertzmann und Hoffmann unisono. „Hoffentlich noch viele schöne“, fügt der junge Student hinzu, denn er arbeite sehr gerne hier.