25-Jähriger in Bonn verurteilt 450.000 Euro teure Goldmünzen erbeutet – Haft für „falschen Polizisten“

Bonn · Das Bonner Landgericht hat einen falschen Polizisten wegen Betrugs in sieben Fällen zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Die Täter war Mitglied einer Bande, die unter anderem Goldmünzen eines Wachtberger Ehepaares im Wert von 450.000 Euro erbeutete.

 Ein Mitglied einer Trickbetrügerbande ist verurteilt worden. Die Täter riefen bei Senioren an. (Symbolfoto)

Ein Mitglied einer Trickbetrügerbande ist verurteilt worden. Die Täter riefen bei Senioren an. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Ein 25-jähriges Mitglied einer Trickbetrügerbande ist vor dem Bonner Landgericht wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Nicht nur naive Gemüter, so Kammervorsitzender Jens Rausch, sondern auch „gebildete Leute“ würden auf die Telefonanrufe falscher Polizeibeamter reinfallen, die vor vermeintlichen Einbrecherbanden warnen – und ihren professionellen Schutz anbieten. Im aktuellen Fall findet sich unter den Opfern der „raffinierten psychologischen Kriegsführung“ sogar ein ehemaliger Staatsanwalt, der mit betrügerischer Kriminalität durchaus vertraut sein müsste

Aber als der 84-jährige Pensionär aus Wachtberg den ersten Anruf bekam, vertraute er dem angeblichen Oberkommissar, der sich in diesem Fall Andreas Neumann nannte. Sein gesamtes Vermögen, so hatte es ihm der Anrufer eingeflüstert, sei ernstlich in Gefahr. Seine Adresse stünde auf einer „Einbrecherliste“, die man gefunden habe. Nach vier Tagen telefonischer Gehirnwäsche hatte der Staatsdiener im Ruhestand seine gesamte Münzsammlung den Betrügern in vier Taschen überreicht – Wert: mindestens 450.000 Euro.

„Das Schlimme ist“, so der Vorsitzende, „dass bei den Betrügereien systematisch das Vertrauen in die Polizei missbraucht wird. Das ist eine ganz fiese Sache.“ Besonders verwerflich sei auch, dass immer wieder alte und schützenswerte Menschen ausgenutzt und bedenkenlos psychisch wie auch materiell schwer geschädigt werden.

Der Angeklagte spielte im länderübergreifenden Bandensystem, dessen Drahtzieher in der Türkei sitzen, den sogenannten Logistiker, der die Abholer organisierte, sie an die Einsatzorte fuhr und die Beute in die Türkei weiterleitete. Rausch: „Er hatte nie Kontakt zu den Opfern, aber er hat sich fraglos in den Dienst der Bande gestellt.“ 2020 hatte der Angeklagte sich von Bandenmitgliedern in Köln verführen lassen, die mit dicken Autos geprotzt hätten. Da er finanzielle Nöte hatte, machte er mit. Tatsächlich will er für die sieben Fälle insgesamt nur 2650 Euro Lohn bekommen haben.

Am 23. September 2020 wurde der 25-Jährige das erste Mal festgenommen, nachdem eine echte Bonner Kriminalbeamtin den falschen Polizisten eine Falle gestellt hatte. Während ein 29-jähriger Komplize vom Landgericht Bonn vor einem Jahr bereits zu sieben Jahren und vier Monaten Haft verurteilt wurde, wurde der 25-Jährige – da nicht vorbestraft und seine Rolle im Bandengefüge nicht bekannt – zunächst von der Haft verschont.

Der 25-Jährige tauchte unter und machte bedenkenlos weiter: Zwei Monate später, am 7. November 2020, war er an dem kapitalen Goldmünzen-Betrug zu Lasten der Eheleute aus Wachtberg beteiligt. Erst im September 2021 konnte er erneut verhaftet. Das milde Urteil habe sich der Angeklagte durch sein umfassendes Geständnis „verdient“, hieß es. Aber über die Drahtzieher hat er kein Wort verloren.

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