Lücken im Breitbandnetz Wachtberg hat zuzeit kein Geld für den Glasfaserausbau
Wachtberg · In Wachtberg gibt es „graue Flecken“ bei der Versorgung mit schnellem Internet. Der weitere Ausbau scheitert auch an der leeren Kasse der Gemeinde. In vier Ortsteilen ist das Netz besonders schwach.
In Wachtberg gibt es noch über 1000 „graue Flecken“ ohne Breitbandanschluss für schnelles Internet. Weil die Haushaltslage der Gemeinde angespannt ist, berät der Rat in seiner Sitzung am Dienstag, 26. September, wie es mit dem Ausbau weitergehen soll. Der Finanzausschuss hat bereits vorgeschlagen, sich nicht für die nächste Förderrunde für den Glasfaserausbau beim Rhein-Sieg-Kreises anzumelden.
Es sind zurzeit vor allem private Unternehmen, die neue Glasfaserkabel in Wachtberg verlegen. An diesem „eigenwirtschaftlichen Ausbau“ muss sich die Gemeinde finanziell nicht beteiligen. Aktuell wirbt die Telekom in Villip um neue Glasfaserkunden. In Niederbachem hatten fehlende Informationen zu den Baustellen zwischenzeitlich für Ärger gesorgt.
10.000 bis 12.000 Euro pro Anschluss
In vier Ortsteilen in Wachtberg gibt es nach wie vor besonders viele „graue Flecken“ im Breitbandnetz: in Ließem, Gimmersdorf, Kürrighoven und Oberbachem. Bei Kosten von 10.000 bis 12.000 Euro pro Glasfaseranschluss rechnet die Gemeinde mit einem Eigenanteil von 2,8 bis 3,5 Millionen Euro, wenn mit dem aktuellen Förderprogramm des Bundes ausgebaut wird. Die ersten Förderanträge dafür stellt der Rhein-Sieg-Kreis bis zum 15. Oktober. Im April 2024 soll es voraussichtlich eine zweite Abfragerunde geben. „Mittel stehen im Haushaltsplan 2023/2024 nicht zur Verfügung und sind aus Sicht der Kämmerei nicht finanzierbar“, heißt es in der Vorlage für die Ratssitzung.
Als „graue Flecken“ bezeichnet das Förderprogramm Adressen, also einzelne Gebäude und Grundstücke, die zwar mit über 30 MBit versorgt sind, aber noch kein schnelles, gigabitfähiges Internet haben. Die Kommunen sollen da einspringen, wo die eigenwirtschaftliche Erschließung durch ein Telekommunikationsunternehmen nicht in Planung ist.
Die Kosten werden aufgeteilt: Der Bund übernimmt weiterhin 50 Prozent der Fördersumme. Das Land NRW hat aber seinen Fördersatz von zuvor 40 auf 30 Prozent gesenkt. Die Kommunen zahlen daher 20 Prozent der Kosten. Selbst finanzschwache Städte und Gemeinden, die bereits im Haushaltssicherungskonzept sind, müssen einen Eigenanteil von zehn Prozent aufbringen. Die Kämmerei in Wachtberg kann noch nicht endgültig sagen, ob der Eigenanteil von 20 Prozent finanzierbar wäre, sie hat aber „aufgrund der weiterhin angespannten Haushaltslage“ Bedenken.
Einzelne Adressen brauchen gar kein schnelles Netz
Wenn ein Unternehmen den Glasfaserausbau in Ließem, Gimmersdorf, Kürrighoven und Oberbachem übernähme, hätte das eine deutliche Ersparnis für die Gemeinde Wachtberg zur Folge. Um die verbliebenen 152 „graue Flecken“ zu beseitigen, müsste sie sich mit 304.000 bis 380.000 Euro beteiligen. Einzelne Adressen könnten bei näherer Betrachtung komplett wegfallen, was die Kosten weiter senken würde. So gibt es laut Verwaltung vereinzelt noch „graue Flecken“, wo gar kein Anschluss benötigt wird, wie beispielsweise die Adresse des Wachtberger Ehrenmals.
Ausbau von GlasfaserPlus läuft weiter
Seit dem offiziellen Spatenstich am 9. Februar baut das Unternehmen GlasfaserPlus in den Ortsteilen Adendorf, Niederbachem, Villip und Berkum rund 4700 Glasfaseranschlüsse bis ins Haus. Das neue Netz soll Daten stabil und zuverlässig in Gigabit-Geschwindigkeit übertragen. „Ein Glasfaseranschluss in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus wird schon bald so wichtig sein wie der Zugang zu Strom, Wasser und Gas“, sagte Bürgermeister Jörg Schmidt beim Spatenstich-Termin mit GlasfaserPlus.