Wohnanlage in Holzem Ärger um neuen Containerbau für Erntehelfer in Wachtberg

Wachtberg · Holzemer Bürger fühlen sich von der Baumaßnahme eines Wachtberger Obstbaubetriebes überrumpelt. Entstehen soll eine Unterkunft für 60 Erntehelfer.

 Containerbau in Holzem sorgt bei den Einwohnern für Kritik.

Containerbau in Holzem sorgt bei den Einwohnern für Kritik.

Foto: Axel Vogel

Das augenfällige Bauprojekt am Holzemer Ortseingang ist noch nicht fertig. Trotzdem gibt es bereits viel Kritik aus dem Ort.

Jede Menge Handwerker-Fahrzeuge zeugen von reichlich Arbeit an der zweigeschossigen Container-Wohnanlage. Hier baut die Firma Obsthof Schneider aus Kürrighoven eine dauerhafte Unterkunft für rund 60 Erntehelfer. Und zwar im Einklang mit dem Gesetz, wie die Gemeinde betont: „Selbstverständlich hat der Rhein-Sieg-Kreis als zuständige Bauaufsichtsbehörde das angesprochene Bauvorhaben in Holzem nach den baurechtlichen Vorschriften genehmigt“, sagt Marlies Frech. „Das Bauvorhaben richtet sich nach Paragraf 34 Baugesetzbuch und liegt gemäß der Zuständigkeitsordnung, die sich der Rat selbst gegeben hat, nicht in der Zuständigkeit des Planungsausschusses.“

Die Kritik entzündet sich etwa „an der Massivität der Anlage“, so ein Holzemer, der nicht genannt werden will. „Der Bau passt nicht in den 220-Seelen Ort“, sagt er. Damit widerspreche das Projekt dem zitierten Paragraphen 34. Der lege ausdrücklich fest: „Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist.“

 Container von Schneiders Obsthof in Kürrighoven

Container von Schneiders Obsthof in Kürrighoven

Foto: Axel Vogel

Das sieht Kreissprecherin Rita Lorenz anders: „Es handelt sich um eine zweigeschossige Anlage mit einem nicht ausgebauten und relativ flachen Satteldach. Im Obergeschoss ist das Gebäude mit Holz verkleidet. Durch die Fassadengestaltung und durch sein Erscheinungsbild entspricht es dem dörflichen Charakter von Holzem.“ Auch hinsichtlich der Bautiefe orientiere sich das Vorhaben an der Bebauung in der maßgeblichen Umgebung. Da weder Dachform, Gebäudehöhe oder Bautiefe aus der Umgebung herausragten, liege eine Beeinträchtigung des Ortsbildes nicht vor.

Trotzdem wundert sich Ulf Hausmanns als Vorsitzender des Heimatvereins: „Es gab in der Vergangenheit bereits jede Menge Bauvorhaben in Holzem, wo die Antragsteller nur kleine Maßnahmen wie den Ausbau einer seniorengerechten Wohnung geplant hatten.“ Diese Verfahren, die alle über die Gemeinde und die zuständigen Ausschüsse gelaufen seien, „wurden regelmäßig abgelehnt“. Ausgerechnet dieses „Großprojekt" sei ohne Einschaltung des Wachtberger Planungsausschusses über den Paragrafen 34 abgewickelt worden. Hausmann verlangt Aufklärung, zumal er befürchtet, dass „das Bauprojekt zu einem Präjudiz werden könnte“. Ein Holzemer, der sich ebenfalls ein Stück weit überrumpelt fühlt, erwartet jetzt „eine Stellungnahme des Bürgermeisters“.

Was eine andere Bürgerin sorgt: Die Entwicklung des Verkehrs, wenn einmal zusätzlich rund 60 Erntehelfer im Ort wohnten. Eine Seniorin bangt um den Dorffrieden: „Die Menge der Menschen, die dann zu uns kommen, macht mir Angst.“

Die Aufregung um den Containerbau am Ortseingang, wenn man aus Richtung Villip kommt, kann Katharina Quast nachvollziehen. Sie ist Mitglied der Geschäftsführung von Schneiders Obsthof. Aber auch sie unterstreicht, dass es sich um ein genehmigtes Projekt handele. Inklusive eines Lärmschutzgutachtens. Zudem habe man die direkten Nachbarn in die Planungen einbezogen und orientiere sich bei dem Containerbau an der Höhe der Nachbarbebauung. Dass dem so ist, bestätigte ein unmittelbarer Anwohner. Allerdings sagt er auch: „Ich war schon überrascht, als der Containerbau auf einmal in der Form stand.“

Doch Quast beruhigt, dass man noch in der Rohbauphase sei. Es würden Verschönerungsmaßnahmen folgen wie eine Holzverkleidung, eine Begrünung und ein Dach. Sie verweist als Vorbild auf einen ähnlichen Bau am Stammsitz des Unternehmens in Kürrighoven. Quast weist ferner darauf hin, dass das Projekt wichtig für ihren Betrieb sei: „Wir hatten bis zur Flutkatastrophe im Juli 2021 viele Erntehelfer im Hotel Am Tunnel in Altenahr untergebracht.“ Das Hotel musste aber wegen der Flutschäden abgerissen werden. „Wir brauchten daher dringend Ersatz.“ Dass künftig mit mehr Verkehr in Holzem zu rechnen ist, glaubt sie nicht: „Wir werden morgens, mittags und abends einen Shuttledienst mit Kleinbussen organisieren.“

Katharina Quast bietet Bürgern an, mögliche Fragen an sie zu richten. Die Mailadresse lautet: info@schneiders-obsthof.de.

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