Dachkonstruktion in Ließem ist marode Kita-Kinder ziehen in Container

Wachtberg · Dass das Gebäude der evangelischen Kita in Ließem baufällig ist, ist lange bekannt. Während die Politik noch offen lässt, ob ein Neubau an gleicher oder anderer Stelle entstehen soll, nagt der Zahn der Zeit weiter an der Dachkonstruktion. Jetzt muss für eine Gruppe ein Provisorium her.

 Der kritische Anbau (links) der Kita Ließem soll auf dem Schützenplatz  (rechts) durch ein Provisorium in Form einer Containerlösung ersetzt werden.

Der kritische Anbau (links) der Kita Ließem soll auf dem Schützenplatz  (rechts) durch ein Provisorium in Form einer Containerlösung ersetzt werden.

Foto: Axel Vogel

Das Gebäude der evangelischen Kita in Ließem schickt sich schon jetzt an, ein Dauerbrenner in der noch jungen Wahlperiode zu werden. Da sowohl Anbau wie Pavillon stark sanierungsbedürftig sind und es insgesamt zu wenig Raum für zu viele Kinder gibt, hatte die Wachtberger Politik bereits 2020 einen Neubau an gleicher Stelle favorisiert. In diesem Frühjahr dann hatte die schwarz-grüne Koalition einen Antrag durchgebracht, auch den Grunderwerb samt Neubau an anderer Stelle im Ort zu prüfen.

Diesmal war es die Verwaltung, die für eine Überraschung sorgte. Wie Beigeordneter Swen Christian zuerst den Mitgliedern des Bauausschusses mitgeteilt hatte, sei im Anbau im oberen Grundstücksteil kürzlich eine Deckenabstützung notwendig geworden. Weitere Schäden an der Dachkonstruktion seien nicht auszuschließen. Anbau plus Containereinheiten daneben hätten während der Arbeiten alle Kinder beherbergen sollen –, so man sich doch für einen Neubau an gleicher Stelle entscheidet. „Den Anbau also vorübergehend zu ertüchtigen, ist nicht mehr möglich“, sagte Christian. Vielmehr gelte es jetzt, diesen „so schnell wie möglich leer zu bekommen“. Bis dahin lasse die Gemeinde als Gebäude- und Grundstückseigentümerin die Substanz regelmäßig prüfen.

Container kosten für zwei Jahre 213.000 Euro

Katharina Chatterjee vom Wachtberger Büro NC-Architekten fiel deshalb die Aufgabe zu, kurzfristig Alternativen zu entwickeln. Mit dem Areal kennt sie sich bestens aus, hat sie doch die Vorentwürfe für den möglichen Neubau erarbeitet. Von den drei Möglichkeiten präferierte die Verwaltung den, der eine Container-Lösung auf dem Areal des Schützenvereins vorsieht. Das Grundstück, das unmittelbar an die Kita anschließt, ist im Gemeindebesitz. Der Bauausschuss hatte das Thema Anfang Juni einstimmig an den Haupt- und Finanzausschuss verwiesen. Dieser sprach sich am Donnerstagabend mit Mehrheit dafür aus, 213.000 Euro für das Provisorium in die Hand zu nehmen. Maximal zwei Jahre darf es stehen.

Wie einen Schweizer Käse erlebe sie den Anbau aus dem Jahr 1966, führte die Architektin aus. Je nachdem, wo sie das Holzständerwerk öffne, präsentierten sich schwere Schäden oder eben nicht. „Er ist nicht akut einsturzgefährdet, aber nur noch eingeschränkt nutzbar“, sagte Chatterjee weiter. Die Container auf dem Schützenplatz stellten die schnellste Möglichkeit für Ersatz da. „Bei einer zweigeschossigen Container-Lösung auf dem Gelände bräuchten wir eine Ausschreibung, bei Containern auf dem gegenüberliegenden Parkplatz eine komplette Infrastruktur“, so die Fachfrau.

Hauptausschuss muss entscheiden

Vorteil für die Kinder: Mit 193 Quadratmetern stehen ihnen im Provisorium 54 Quadratmeter mehr zur Verfügung als im Anbau. „Die Kita-Leitung war angetan, auch weil es erstmals einen Schlafraum für die Kleinsten gibt“, erzählte Chatterjee. Einen möglichen Nachteil allerdings formulierte Bernd Wollin (UWG). „Würde das Provisorium an dieser Stelle den Neubau erschweren?“, wollte er wissen.

Denn genau in diesem Bereich hatte Chatterjee eigentlich ihr Baufeld gesehen. „Es ist nicht förderlich, aber auch nicht komplett hinderlich“, meinte die Planerin.  Weshalb Manuel Lengrüsser (Grüne) doch noch mal die Chancen erörtert sehen wollte, den Alt-Bestand zu ertüchtigen. Davon habe sie der Gemeinde im Prinzip schon 2018 abgeraten, denn man müsse das Gebäude an allen Stellen öffnen. Die Architektin sieht die Kosten für den Neubau an gleicher Stelle durch die Baustoffpreis-Explosion mittlerweile bei 3,3 Millionen statt zuvor 2,6 Millionen Euro.

Mit der Entscheidung des Hauptausschusses rückt nunmehr eine andere Baumaßnahme wieder in den Vordergrund, nämlich die Kita an der Alten Molkerei. Noch hat der Bau nicht begonnen, der der  Kita „Schatzkiste“ der Limbach-Stiftung zur neuen Heimat werden soll. In das frei werdende Provisorium im Berkumer Seniorenstift müsste, im Falle eines Neubaus am alten Standort, die Ließemer Kita vorübergehend wechseln. Anfragen nach einem Baubeginn in Berkum hatte der Betreiber, die gemeinnützige Gesellschaft Step Kids KiTas aus Berlin, zuletzt unbeantwortet gelassen.

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