Gastgeber ziehen positive Bilanz Wachtberger Kulturwochen trotzen Corona

Wachtberg · Ein wenig Aufregung war schon dabei, als die Teilnehmer der 14. Wachtberger Kulturwochen in Programm bei der Gemeinde einreichten. Doch das Publikum erwies sich trotz der Corona-Krise als treu. Mit Bildern, Installationen, Lyrik und Musik endete die Veranstaltung jetzt.

 „Der Krieger“ von Gudrun Rosenberg begrüßt im Kulturgarten in Gimmersdorf die Gäste. Im Hintergrund spielt Thomas Lennarz am Klavier.

„Der Krieger“ von Gudrun Rosenberg begrüßt im Kulturgarten in Gimmersdorf die Gäste. Im Hintergrund spielt Thomas Lennarz am Klavier.

Foto: Petra Reuter

Porös, offen, dennoch als feste Einheit scheint der tönerne Krieger von Gudrun Rosenberg sein Gegenüber in der Ausstellung mit tiefer, innerer Ruhe zu beobachten. Die sehr persönliche, dem verstorbenen Ehemann nachempfundene Skulptur der Gastgeberin ist unverkäuflich, wohnt jedoch seit Jahren dem „Kulturgarten Rosenberg“ in Gimmersdorf an exponierter Stelle bei.

Vor 15 Jahren hatte sich eine Handvoll Künstler zusammengeschlossen, um im Rahmen der Kulturwochen Bilder, Skulpturen und Schmuck im ansprechenden Ambiente auszustellen. „Die ersten fünf Jahre waren wir im Dorfsaal“, berichtete Gudrun Rosenberg. Inspiriert von Ausstellungen der Engländer und Franzosen wagte sich die Gruppe vor zehn Jahren erstmals an eine Open-Air-Ausstellung. „Einige waren skeptisch“, erzählte die Gastgeberin. Sie waren sich nicht sicher, ob die Leute tatsächlich in private Gärten kommen würden, um Kunst zu genießen. „Doch die Leute kamen“, sagte die Künstlerin. Für sie besonders wichtig in ihren Arbeiten: „Dass die Figuren einen gewissen Stil haben, dass sie unverkennbar sind.“

Ebenfalls mit dabei war Hans-Jürgen Döring, der seine Bilder wie die anderen zum Klavierspiel von Thomas Lennartz zeigte. „Ich kann kein Stück weißes Papier sehen“, sagte der Altbürgermeister. Sein Talent hatte die Großmutter erkannt, als Döring mit sieben Jahren ein Bild für sie malte. Bis heute probiere er verschiedene Farbmaterialien aus, so Döring: „Farbe ist Variabilität in Konsistenz und Form.“

Mehr dem Wort, der Installation und dem Loslassen in all seinen Facetten war die Ausstellung „los.g.lassen“ in Niederbachem gewidmet. Ebenso wie die Gimmersdorfer Gastgeberin hatte auch Monika Clever den Zuspruch der Gäste trotz Pandemie nach der Zwangspause als stark und positiv erlebt. „Die Menschen sind gekommen und haben sich auf die verschiedenen Darstellungen des Loslassens eingelassen“, beschrieb sie. Gleich ob es losgelassene und im Baum scheinbar hängengebliebene Ballons, eine schwebende Leiter oder eine Handtascheninstallation war – alles zog die Besucher auf seine Weise in den Bann.

Nach der pandemiebedingten Pause hatte Clever zudem die lange gepflegte Tradition der Lesung zum Ende der Kulturwochen wieder aufleben lassen. So trug Ursula Contzen eigene Gedichte vor und fand gemeinsam mit Christiane Sturen als Zweitstimme aus dem Ursprung antiker Texte den Kontext zu heutigen gesellschaftlichen Problemen. Ein Beispiel war die Hybris der Niobe aus der griechischen Mythologie mit dem darauffolgenden Frevel und den anschließend zu ertragenden Folgen des eigenen Handelns. Mit einigen Werken Gitta Brieglebs würdigte Clever das Schaffen der kurz vor der Pandemie verstorbenen, langjährigen künstlerischen Mitstreiterin. „Der Erlös kommt dem Hospiz im Waldkrankenhaus zugute“, sagte Clever.

Posthume Würdigung für Gitta Briegleb

Einen der letzten Wünsche, der in der Wachtberger Kulturszene über Jahrzehnte bekannten Briegleb, erfüllte sie in ihrer Freiluftausstellung gerne. „Sie hatte sich gewünscht, dass ich für sie unter den aufgehängten Installationen ein Paket aufhänge. Es sollte grell sein“, sagte Clever. Im Ensemble mit der schwebenden Leiter und einem Figurenkubus durften sich die Betrachter hier ganz in ihre eigenen Assoziationen vertiefen.

Am Sonntagabend dann ließ Marlies Frech von der Gemeinde Wachtberg die 14. Kulturwochen da enden, wo sie am 25. Juni begonnen hatten: Mit einem Liederabend im Atelier Michael Franke in Gimmersdorf, den Andrea Graff (Sopran), Nico Heinrich (Tenor) und Nika Afazel (Klavier) gestalteten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort