Verein „Europäischer Tier- und Naturschutz“ Wachtberg macht mit beim Insektenschutz

Wachtberg · Der Umweltausschuss der Gemeinde Wachtberg befürwortet einstimmig die Teilnahme am Insektenschutz-Projekt „Vernetztes Rainland“. Die Verwaltung hatte sich zunächst zögerlich gezeigt, weil sie nicht wusste, inwiefern der Europäische Tier- und Naturschutz e.V. eine Mitarbeit erwartete. Der Verein gab jetzt Entwarnung.

 An diesem Feld in Niederbachem sprießt und blüht es jetzt schon am Rand.

An diesem Feld in Niederbachem sprießt und blüht es jetzt schon am Rand.

Foto: Silke Elbern

Jetzt ist auch die sechste Kommune so gut wie dabei. Die Gemeinde Wachtberg hatte sich, anders als ihre fünf linksrheinischen Kommunen, etwas schwergetan, sich dem Insektenschutz-Projekt „Vernetztes Rainland“ anzuschließen. Denn auch wenn der Projektträger, der Verein „Europäischer Tier- und Naturschutz“ (ETN) aus Much versichert hatte, es kämen keine Kosten auf die Städte und Kommunen zu, hatte die Verwaltung Bedenken, inwiefern sie selbst durch Personal, und damit indirekte Kosten, in das sechs Jahre dauernde Modellprojekt eingebunden würde.

Julia Vasbender vom ETN war also – per Zoom – zur Sitzung des Umweltausschusses am Dienstagabend nicht nur angetreten, die Politiker von ihrem Vorhaben zu überzeugen, sondern ein klein wenig auch die Verwaltung. Die intensiv genutzte Landwirtschaft sei ein Grund für den Rückgang der Insektenarten, befand Vasbender. „Deshalb wollen wir Randstrukturen und Wegraine, die in kommunalem Besitz und nicht gepachtet sind, wieder als Rückzugsräume zurückgewinnen“, so die Naturschützerin.

Die linksrheinischen Kommunen arbeiten an einem Modellprojekt mit

Es soll aber nicht gegen, sondern ausnahmslos mit den Landwirten gehen, versicherte sie, auch oder gerade, weil es sich um ein „politisch brisantes Thema“ handele. „In einem kooperativen Ansatz soll gemeinsam mit allen Beteiligten versucht werden, solche Flächen für den Insektenschutz nutzbar zu machen“, heißt es in der Beschreibung. Die Landwirte sollen also für die Pflege der Feldraine auch entlohnt werden, ließ Vasbender durchblicken. Ein Ziel lautet deshalb, aus den Erkenntnissen ein Modell zum Insektenschutz in intensiv genutzten Kulturlandschaften mit unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkten zu entwickeln, das einerseits bedrohten Arten unmittelbar hilft, und andererseits die Attraktivität der Landschaft für die Bevölkerung deutlich steigert.

2,1 Millionen Euro investiert der ETN in das Projekt, das bereits im August in Rheinbach gestartet ist. Ein aussichtsreicher Förderantrag beim Bundesamt für Naturschutz in Bonn sei gestellt, ruhe aber derzeit, weil vorerst keine Gelder mehr frei gewesen seien, so Vasbender. Die Beteiligten sind neben dem ETN der Rhein-Sieg-Kreis, die Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis sowie die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg als wissenschaftliche Begleitung. Warum gerade die Flächen, die links und rechts des Weges liegen, so interessant sind, erklärte die Projektverantwortliche auch: „Für den Artenschutz ist es wichtig, die einzelnen Lebensräume zu vernetzen, nur das ist nachhaltig.“ Die Feld- und Wegraine seien mit ihrer linearen Struktur dafür perfekte Elemente.

Die Biologische Station ermittelt potenzielle Flächen zunächst über Katasterkarten

Wie aber werden die infrage kommenden Areale ermittelt? Die Flächenidentifizierung erfolgt über zwei dafür extra bei der Biologischen Station eingestellte Mitarbeiter aufgrund von Katasterkarten. „Wenn bestimmte Strukturen da sind, also ein erstes Potential erkannt wurde, gehen die Mitarbeiter raus“, sagte Geschäftsführer Dieter Steinwarz. Danach erfolge der Kontakt zur Kommune und dem Flächennutzer. Tobias Teichner (CDU) befand die Idee zwar für gut, fragte sich aber, ob denn ein Meter links und rechts an den Wirtschaftswegen wirklich ausreichten. „Selbst der Mittelstreifen kann interessant sein“, erwiderte Steinwarz von der Biologischen Station. Denn es gehe ja darum, für Tagfalter, Heuschrecken & Co. einen Verbund zu schaffen, ihnen also mit anderen Worten Gelegenheit zu geben, von einem Habitat zum nächsten hüpfen oder fliegen zu können.

Die Aufgabe der Gemeinde sieht Fachfrau Vasbender am ehesten in der Kooperation, zum Beispiel durch das Wissen langjähriger Mitarbeiter oder beim Kontaktherstellen. Beigeordneter Swen Christian wollte einen Stundenaufwand genannt bekommen. „Wir sind eine sehr kleine Kommune, deshalb fragen wir besonders nach“, erklärte er sein Interesse für die personellen Ressourcen. Sie schätze den Aufwand als sehr gering ein, es gehe um das Abgleichen von Flächen und zum Beispiel ein Unterstützerschreiben ans Bundesamt. „Und wenn sie nicht mehr machen können, ist das für uns auch okay“, so Vasbender.

„Ein Schatz, den man heben muss“

Völlig begeistert zeigte sich Roswitha Schönwitz (SPD) von der Idee. Sie betonte, dass die interfraktionelle Initiative „Pro Natur Wachtberg“ die Feldraine ebenfalls auf der Agenda habe. „Ihr Projekt ist ein Schatz für den Naturschutz und es ist an der Zeit, dass er gehoben wird“, sagte Schönwitz. Gleichzeitig forderte sie aber auch ein, dass die Überwachung der Pflege gewährleistet sein müsse.

Simon Behrens (CDU) wollte wissen, was mit den Flächen nach den sechs Jahren geschehe. „Wenn man den Landwirten ein faires Angebot macht, lassen sie das nicht fallen“, so Steinwarz. Einstimmig empfahl anschließend der Ausschuss dem Rat mitzumachen.

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