Bei Hitze und Trockenheit „Schwarzer Tod“ breitet sich auf Streuobstwiesen in Wachtberg aus

Wachtberg-Züllighoven · Die Züllighovener Biolandwirtin Dorothee Hochgürtel beobachtet in Zeiten des Klimawandels immer mehr Apfelbäume, deren Stämme durch den Schwarzen Rindenbrand geschädigt sind. Was tut sie dagegen?

 Biolandwirtin Dorothee Hochgürtel aus Züllighoven zeigt die kahlen Stellen an einem ihrer Apfelbäume.

Biolandwirtin Dorothee Hochgürtel aus Züllighoven zeigt die kahlen Stellen an einem ihrer Apfelbäume.

Foto: Axel Vogel

Am Sonntagmittag steht die Sonne wieder satt über einer Streuobstwiese bei Oberbachem. Bei 26 Grad stapft Biolandwirtin Dorothee Hochgürtel, die ihren Hof in Züllighoven hat, durch das ausgetrocknete, braungelbe Gras, um sich ihre Apfelbäume aus der Nähe anzusehen. Der, den sie ansteuert, sieht auf den ersten Blick prächtig aus: Jede Menge knallrote Äpfel hängen in den Zweigen. Trotz Dürre scheint es reiche Ernte zu geben. Doch die Streuobst-Expertin richtet ihren Blick nicht auf die roten Äpfel, sondern den Stamm des Baumes, der auffällig viel kahle Stelle aufweist. Teilweise kann man die Rinde bereits mit bloßen Fingern ablösen. Das Problem, mit dem der Baum – wie auch immer mehr andere Streuobstbäume – zu kämpfen haben, heißt Schwarzer Rindenbrand.

Jan Hinrichs-Berger vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe vermutet, „dass der Schwarze Rindenbrand die bedeutendste akute Schadursache von Streuobstwiesen ist“. Experten sprechen bereits vom „Schwarzen Tod“ in der Streuobstwiese. Der Pilz tritt weit verbreitet besonders nach Hitze- und Trockenjahren auf, heißt es dazu auf der Internetseite des Vereins Hochstamm Deutschland, der sich nach eigenen Angaben für den Erhalt von Streuobstwiesen einsetzt. Forscher gingen davon aus, dass sich die Situation durch den Klimawandel weiter verschärfen werde. „Seit 2018 befällt er neben dem Streuobst nun auch Bio-Erwerbsanlagen. In Einzelfällen hat der Befall des Schaderregers zur Rodung der gesamten Anlage geführt“, heißt es dazu auf der Homepage.

Biolandwirtin Dorothee Hochgürtel, die mit Fachmann Jan Hinrichs-Berger bereits telefoniert hatte, beobachtet die Zunahme des Phänomens seit den Dürresommern 2018 bis 2020. „In dieser Zeit hat sich auch hier der Schwarze Rindenbrand immer weiter ausgedehnt, der dazu führt, dass das Kallusgewebe zerstört wird und der Baum dann am Ende abstirbt“, sagt sie. So habe sie bereits rund ein Dutzend Bäume verloren.

Hochgürtel hatte 1994 den Streuobstwiesenverein Wachtberg mit gegründet und engagiert sich seitdem dafür, Land von der Gemeinde für den Erhalt von Streuobstwiesen zu pachten. Ihr Ziel ist es, auch in Zeiten des Klimawandels, alte Apfelsorten zu erhalten. Derzeit wachsen auf ihrem 14-Hektar-Betrieb über 130 Sorten.

Apfelbäume brauchen bei Dürre Wasser

„Früher dachte ich, dass sich die hochstämmigen Bäume als Tiefwurzler die nötige Feuchtigkeit selber aus dem Boden ziehen können“, sagt Hochgürtel. Aber mittlerweile wisse sie, dass auch Apfelbäume Unterstützung beim Überleben von Dürre und Hitze brauchen. Sie müssten „bei bestimmten Bodenverhältnissen und trockenen Standorten auch entsprechend gewässert“ werden. Genau das hat sie in diesem Frühjahr zum ersten Mal reichlich getan und außerdem Mist und Urgesteinsmehl zur Verbesserung der Bodenverhältnisse verteilt.

Ist ein Baum vom Schwarzen Rindenbrand befallen, versucht Hochgürtel mit einer Art Schälmesser die betroffene Rinde zu entfernen: „Auch damit Schädlinge dem Baum nicht noch weiter zusetzen können.“ Ihre Erfahrung nach erholen sich manche Bäume wieder.

Was für die Landwirtin aber feststeht: „Nicht jede alte Obstsorte ist geeignet, die Dürresommer, die zukünftig mehr werden dürften, zu überstehen.“ Deshalb will sie demnächst intensiv ihre Obstsorten auf Hitzeschäden untersuchen, und dann Empfehlungen an Baumschulen weitergeben, welche Sorten besser mit dem Klimawandel zurechtkommen.

Wer mehr über Streuobstsorten erfahren will bekommt weitere Infos anlässlich des „Apfelfest“ am 4. September zwischen 11 und 18 Uhr auf dem Hof von Dorothee Hochgürtel. Ein Höhepunkt des Festes ist um 13.30 Uhr eine Führung zum Apfelsortengarten.

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