Plötzlich Romanautorin Wachtbergerin macht aus eigenen Drehbüchern Romane

Wachtberg-Niederbachem · Die Wachtbergerin Susanne Fuß hat nach langer Odyssee ihren dritten Roman veröffentlicht. Hollywood ist daran nicht ganz unschuldig, wie sie im Gespräch verrät. Ihr Verlag hat die 52-Jährige jedenfalls direkt für den Deutschen Buchpreis nominiert.

 Drei Romane hat Susanne Fuß bislang verfasst, den letzten unter ihrem Mädchennamen „Thomas“.

Drei Romane hat Susanne Fuß bislang verfasst, den letzten unter ihrem Mädchennamen „Thomas“.

Foto: Martina Sondermann

„Eigentlich schreibe ich lieber Drehbücher als Romane“, gesteht Susanne Fuß (52) ganz freimütig. Und auch ihr aktueller Roman „In Zeiten des Tulpenwahns“ sollte ursprünglich ein Drehbuch werden. „Es fällt mir viel leichter, Dialoge zu schreiben als Prosa“, sagt die studierte Anglistin, deren „Brotjob“ die Übersetzung von Doku-Serien aus dem Englischen ins Deutsche ist. Die dreifache Mutter hat auch schon Theaterstücke für Amateur- und Schulbühnen sowie Skript und Text zu einem Kindermusical verfasst. „Da stehe ich als Autorin im Hintergrund und bin viel freier als beim Schreiben von Romanen.“ Ihr neues Buch hat sie unter ihrem Mädchennamen Susanne Thomas veröffentlicht. „Der Name Fuß verkauft sich laut Verleger nicht“, erklärt sie.

2012 begann die Wachtbergerin, die auch einen Abschluss in Amerikanistik und Komparatistik hat, mit ihrem Drehbuchprojekt „Tulpenwahn“ – entwarf Figuren und Handlungsablauf. Aber die Suche nach Produktionsfirmen gestaltete sich schwierig. „Ich hatte weder Beziehungen noch Referenzen.“ Dennoch fand sie zwei Interessenten. „Doch dann platzte die Bombe“, erinnert sie sich schmerzhaft an den Moment, als sie erfuhr, dass in Hollywood mit der Verfilmung des Romans „Tulpenfieber“ von Deborah Moggach begonnen wurde. „Das war das Aus für mein Drehbuch.“ Denn die Filmproduzentin machte ihr unwiderruflich klar: „Da kommen wir nicht gegen an – zumal mit einem Drehbuch, das fast den gleichen Titel trägt.“ Susanne Fuß kannte den Roman „Tulpenwahn“ zwar: „Da er aber schon zehn Jahre alt war, dachte ich, den verfilmt keiner.“

Der Umstieg auf Romane hat sich gelohnt

Fuß schrieb darüber hinaus noch drei weitere Filmskripte, die es trotz professioneller dramaturgischer Betreuung nicht auf die Leinwand schafften. Ein Drehbuchcoach brachte die Wende: „Mit Drehbüchern ist es in Deutschland schwierig – schreib doch einfach Romane!“ Und schweren Herzens begann sie, ihre Skripte umzuschreiben.

So wurde die passionierte Drehbuchschreiberin eher unfreiwillig zur Romanautorin. „Das hat mich schon Blut, Schweiß und Tränen gekostet“, sagt sie heute. Aber es hat sich gelohnt. Ihr Erstlingswerk „Driving Phil Clune“, das sie in Eigenregie veröffentlicht hat, war beim Verlag tredition das „Buch des Monats Juni 2015“ und erhielt die Nominierung zum „Entdeckt! Amazon-Autorenpreis 2015“. Nachdem drei Jahre später ihr Folgeroman „Corpus delectat“ (dt: Die Leiche macht Freude) ebenfalls als Self-Publishing unter dem Namen Susanne Fuß im Verlag tredition erschienen war, wagte sie sich wieder an das Tulpenthema – und schon die ersten 30 Seiten ihres Manuskripts stießen gleich bei sieben Literaturagenturen auf Interesse.

„Aber ich musste erstmal Lehrgeld zahlen“, konstatiert die Autorin, die sich am Ende wieder selbst um die Veröffentlichung ihres Romans „In Zeiten des Tulpenwahns“ kümmerte und bei einem kleinen Independent-Verlag landete. Dann folgte der nächste Rückschlag. Wenige Wochen vor dem Erscheinungstermin starb der Verlagseigner und ihr Buchprojekt wurde nicht mehr realisiert.

Schlussendlich bekam Susanne Fuß dann ein Angebot vom Ruhland-Verlag, der ihren Roman gleich für den Deutschen Buchpreis 2021 einreichte. „Doch ohne Veranstaltungen wie Buchmessen oder Lesungen ist die Vermarktung verdammt schwierig“, sagt Susanne Fuß, die hofft, dass ihre geplante Lesung innerhalb der Wachtberger Kulturwochen am 26. Juni im Ließemer Köllenhof stattfinden kann. Dann wird sie ihre Zuhörer ins Holland des 17. Jahrhunderts entführen, um ihnen eine Geschichte von Liebe und Verlust im Bann des Schönen zu erzählen – aus einer Zeit, in der man Tulpen in Gold aufwog.

„In Zeiten des Tulpenwahns“ von Susanne Thomas, erschienen im Ruhland-Verlag, ISBN: 978-3885091660 (Hardcover), 234 Seiten, 22,80 Euro.

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