Villiper HofArt beginnt Fronleichnam Kunst trotz Krise im alten Gemäuer

Wachtberg-Villip · Seit 2003 bieten die Villiper Bärbel und Josef Kemp Künstlern mit ihrer HofArt eine Ausstellungsmöglichkeit. Nachdem die Schau in der normalen Form 2020 nicht stattfinden konnte, startet sie Fronleichnam mit Auflagen.

 Auf dem Dachboden der Hofanlage fachsimpeln Josef Kemp (l.) und Klaus Ackermann über das verbindende Element in ihren Arbeiten: Holz. Fürs Foto durfte die Maske kurz ab, bei der HofArt muss sie getragen werden. 

Auf dem Dachboden der Hofanlage fachsimpeln Josef Kemp (l.) und Klaus Ackermann über das verbindende Element in ihren Arbeiten: Holz. Fürs Foto durfte die Maske kurz ab, bei der HofArt muss sie getragen werden. 

Foto: Axel Vogel

Die Kemps tun’s wieder. Nachdem die Pandemie dem Villiper Ehepaar im Mai 2020 die Kunst- und Handwerksausstellung HofArt verhagelt hatte, haben die beiden sie kurzerhand um ein Jahr verschoben. „Wir haben das Anfang des Jahres beschlossen und einfach mal auf die Impfkampagne und schönes Wetter gesetzt“, erzählt Grundoptimist Josef Kemp.

So geht ab Fronleichnam, 3. Juni, eine der ersten größeren Veranstaltungen in Wachtberg nach dem Bundes-Lockdown über die Bühne. Vier Tage lang präsentieren die Kemps in ihrer historischen Hofanlage zehn Künstler in unterschiedlichen Metiers. Eigentlich sind es sogar elf, denn für die Gartenkunst in Form von perfekt in Szene gesetzten Pflanzen zeichnet Bärbel Kemp verantwortlich. Wie jedes Mal seit 2003.

Klaus Ackermann hat einen Heimvorteil

Durch den Heimvorteil ist der Niederbachemer Klaus Ackermann schon mit ersten Arbeiten auf dem Dachboden vertreten. „In diesem Raum darf jeder Teilnehmer drei Arbeiten zeigen“, erklärt Kemp. Der gelernte Schreiner ist vor 30 Jahren auf die Drechselkunst umgestiegen. Ackermann muss also noch überlegen, welche seiner Werke er hier präsentiert. Entschleunigung empfindet nicht nur der Betrachter, wenn er sich die Fotos mit Waldszenen anschaut. Zunächst einmal musste der Hobby-Fotograf selbst „runterkommen“, um die perfekte Symbiose aus Belichtungszeit, Baum und Sternen festzuhalten. „Drei Jahre lang habe ich an meiner Technik gearbeitet“, sagt der Fotograf, im Hauptberuf für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Einsatz.

Schließlich fand er heraus, dass es für sein analoges Mittelformat unbedingt des Mondlichts bedarf. „Ich habe dann in einer Vollmondnacht am Rheinhöhenfriedhof ausgeharrt und ewig an dem Baum gekniet“, so Ackermann. Dann jedoch drückte er den Auslöser und drei Minuten Belichtungszeit begannen – die er liegend verfolgte. Herausgekommen ist ein faszinierender und farbenreicher Blick von unten durchs Blätterwerk mit tausenden Sternen am Firmament.

Der Hausherr selbst ist ebenfalls vertreten mit seiner Holzkunst. Besonders interessant ist ein stilisiertes Spinnennetz aus Metall und Esche. „Normalerweise läuft die Faser längs in meinen Arbeiten, hier aber quer, was technisch schwierig ist. Denn man muss schauen, dass es einem nicht auf der Drehbank zerbröselt“, sagt Kemp. Esche ist seine bevorzugte Baumart, nicht nur wegen der markanten Zeichnung mit hellem Splint und dunklem Kern. „Es zählt zu den Harthölzern, ist aber wunderbar flexibel“, beschreibt er die Vorteile.

Besucher müssen sich an Auflagen halten

Der große Ausstellungsraum in der Scheune ist für Gegensätze reserviert. Die Bonnerin Anja Eichen zeigt Kalligrafie und als Kontrast dazu die Berlinerin Marina Krohs-Schmiechen Keramik. Traditionelle textile Handwerkskunst bringt Bernadette Weckerle aus Oberschwaben mit. Ihre Design-Kissen entstehen aus natürlicher Materialien wie Leinen, Hanf, Seide, Filz oder Leder. Aus Hessen reist Goldschmiedin Claudia Weißflog an, die zudem gern mit Palladium, Silber und Diamanten arbeitet.

Auch noch vertreten: die Kölnerin Marlene Mann mit Plastiken aus „Papier, Ton, Abfall, Zufall“, der Kölner Keramiker Frank Schillo mit Kleinserien von Gebrauchsgegenständen, der Rheinbacher John Gerard mit handgeschöpftem Papier sowie der Lorscher Jürgen Heinz mit beweglichen Figuren aus Stahl.

Maximal 70 Personen dürfen in die Hofanlage

Mit der Gemeinde Wachtberg hat Kemp sein Konzept für die Schau besprochen. „Es gelten die bekannten Hygienemaßnahmen, und es dürfen sich maximal 70 Leute gleichzeitig in der Hofanlage aufhalten“, sagt der Veranstalter. Um den Überblick nicht zu verlieren, drücken die Kemps ihren Gästen kleine Holzchips in die Hand. Zudem müssen Name und Adresse für die Kontaktverfolgung hinterlassen werden.

Aufhalten lassen sich die beiden von den erschwerten Bedingungen nicht. Und dass es funktionieren kann, zeigt ihnen der Erfolg ihrer Ersatz-Veranstaltung „STATT HofART“ an drei Wochenenden im Sommer 2020. „Da hatten wir insgesamt 600 Besucher und keine Schlangen“, zieht Kemp Bilanz. Für die Aussteller nicht ganz unwichtig: Verkauft worden sei auch viel. „Es gab ja vorher nicht viele Gelegenheiten, Geld auszugeben, deshalb wollten sich die Leute etwas Gutes gönnen.“

Die Villiper HofArt, Holzemer Straße 4, findet von Donnerstag bis Sonntag, 3. bis 6. Juni, statt. Geöffnet ist täglich von 11 bis 18 Uhr.

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