Rückkehr an angestammten Platz 300 Jahre altes Wegekreuz in Niederbachem restauriert
Wachtberg · Der Restaurator Roland Gassert hat das mehr als 300 Jahre alte Wegekreuz an der Niederbachemer Konrad-Adenauer-Straße verschönert. Mittlerweile ist es wieder an seinen angestammten Platz zurückgekehrt.
Roland Gassert kennt sich mit Kreuzen aus. Im Laufe seines 45-jährigen Berufslebens hat der Restaurator aus Klein-Villip schon zahlreichen historischen Holz- und Steinkreuzen zu altem Glanz verholfen. Jüngstes Beispiel seiner Tätigkeit ist das mehr als 300 Jahre alte Wegekreuz an der Niederbachemer Konrad-Adenauer-Straße. Im Zuge von Straßenarbeiten war es im März 2020 abgebaut worden. Nach erfolgter Restaurierung ist es nun an seinen angestammten Platz zurückgekehrt. Die Kosten in Höhe von rund 8000 Euro hat die Gemeinde Wachtberg als Besitzerin des Kreuzes aufgebracht.
Gestiftet wurde das Kreuz im Jahr 1716 von dem „ehrsamen Junggesellen“ Arnoldus Roben. Roben war Mitglied der damals sehr einflussreichen Bruderschaft Jesus-Maria-Joseph, die sich insbesondere der Verbesserung der Schulbildung und der religiösen Unterweisung der Kinder verschrieben hatte. Entsprechend wurde das Kreuz Jesus, Maria und Joseph gewidmet, daneben – offensichtlich nachträglich und auf besonderen Wunsch – auch dem heiligen Antonius von Padua, für den der Stifter wohl besondere Verehrung hegte.
Bis heute hat das Kreuz einen ganz konkreten Zweck, wenn es festlich geschmückt als Stationsaltar bei der Fronleichnamsprozession dient. Daneben war es früher auch ein Ziel der sogenannten „sieben Fußfälle“. Dabei beteten beim Tod eines Einwohners sieben Kinder an sieben Stationen für den Verstorbenen. Letzte Station war das Sterbehaus, wo die Kinder ein kleines Entgelt erhielten. Der Gang musste möglichst noch am Sterbetag vor Sonnenuntergang vollzogen werden. Dieser Brauch hielt sich bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg.
Wertschätzung trug zum Verfall des Kreuzes bei
Roben konnte sich seiner Stiftung fast 50 Jahre lang erfreuen. Hochbetagt starb er im Alter von 94 Jahren am 24. September 1765. Auch sein Grabkreuz hat sich auf dem Niederbachemer Friedhof erhalten. Jünger als das Kreuz ist das Fachwerkhaus, vor dem es steht. Laut Inschrift des Türbalkens wurde es im Jahr 1773 erbaut. Früher hatte das Kreuz seinen Platz weiter rechts vor dem Haus, wurde dann aber vor etwa hundert Jahren an seine jetzige Stelle versetzt. Das Schicksal des Wanderns teilt es mit vielen anderen Wegekreuzen, was auch als Zeichen fortdauernder Wertschätzung und Pietät zu sehen ist.
Diese Wertschätzung hat ungewollt aber auch zum Verfall des Kreuzes beigetragen. Zur Auffrischung und Verschönerung wurde das Kreuz nämlich immer wieder angestrichen, oft mit filmbildenden Öl- oder Dispersionsfarben. Gefertigt ist das rund 3,70 Meter hohe Kreuz aus Berkumer Trachyt. Dieser Werkstoff neigt ohnehin zum Abblättern, was durch dichte, nicht atmungsaktive Anstriche noch verstärkt wird. Mindestens fünf dieser Anstriche musste Restaurator Gassert abtragen, bis er den Stein freigelegt hatte. Anschließend wurden Fehlstellen mit einem Spezialmörtel ergänzt und Lagentrennungen neu verklebt. Abschließend brachte Gassert als hydrophoben Schutz eine Silikatlasur mit egalisierendem Farbton auf. Nur die Schriftzüge wurden dunkel ausgelegt. Das Kreuz hebt sich so besser vom Hintergrund des Fachwerkhauses ab und ist wieder zu einer Zierde des Ortsbildes geworden.