Rheinischer Obstbautag Wachtberger Bauern holen sich Tipps zum Pflanzenschutz

Wachtberg · Beim Rheinischer Obstbautag informieren sich Landwirte aus der Region über die Zukunft des Pflanzenschutzes. Welche Alternativen gibt es zu chemischen Mitteln?

 Uwe Harzer informiert beim Rheinischen Obstbautag über die Regel der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln.

Uwe Harzer informiert beim Rheinischen Obstbautag über die Regel der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln.

Foto: Petra Reuter

Wohin die Reise des chemischen Pflanzenschutzes geht, konnte beim Rheinischen Obstbautag im Hotel Görres am Dienstag nicht abschließend geklärt werden. Regelungen und Zulassungsverfahren sind umfangreich und wandeln sich stark. Dennoch nahmen viele der rund 200 Teilnehmer aus dem jährlichen Treffen maßgebliche Informationen für Entscheidungen mit.

Kürzlich sei im Internet die europäische Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten“ erschienen, berichtete Uwe Harzer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz. Mit ihr forderten mehr als eine Million Unterzeichner bis 2030 den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide in den EU-Ländern um 80 Prozent zu reduzieren.

Nur fünf Jahre später soll deren Anwendung vollständig beendet werden. Zudem sollen „Lebensräume wiederhergestellt werden“, zitierte Harzer das Ansinnen. Weiterhin fordere die Initiative Unterstützung für die Landwirte im Übergang zur Agrarökologie. Bevorzugt sollen Forschung zur pestizid- und genmanipulationsfreien Landwirtschaft unterstützt werden. Wegen der hohen Resonanz werde sich die EU-Kommission mit dem Vorstoß beschäftigen, so Harzer.

Unabhängig davon reagierte man schon zuvor EU-weit wegen zunehmender Umweltprobleme mit Änderungen der Zulassungsregelungen. So fielen im vergangenen und im laufenden Jahr etliche Anwendungsmöglichkeiten weg, trug der Fachmann vor. Ein KO-Kriterium sei für die Herbizide, Pestizide und Fungizide vor allem die Wirkung der sogenannten endokrinen Disruptoren. Diese Substanzen greifen in den Hormonhaushalt von Mensch und Tier ein und werden nicht mehr zugelassen.

Wie schädlich sind die Substanzen?

Eine Seite des Umweltbundesamts thematisiert irreversiblen Schädigungen in der Entwicklung von Organismen sowie das Krebsrisiko für Menschen durch ebendiese Mittel. Das Bundesinstitut für Risikobewertung beruft sich bei der Definition der Stoffe auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und weist auf die in der Forschung diskutierten krebserregenden und Fettleibigkeit fördernden Wirkungen hin.

Statt solcher und ähnlicher Pflanzenschutzmittel gebe es auch Pflanzenschutzmittel, mit weniger Zulassungsproblemen, so der Fachmann. „Sie erwecken den Eindruck, dass alles ganz gut aussieht“, so Harzer. Ob die Wirksamkeit ausreiche, um Lebensmittel in der vom Einzelhandel geforderten Qualität zu produzieren, müsse sich zeigen. Auch das müsse man mit den Behörden diskutieren, so Harzer.

Ein Bornheimer Obstbauer mit kleinem Betrieb besuchte die Veranstaltung vor allem, weil er sich für Betriebsentscheidungen eine solide Grundlage wünschte. Der Wachtberger Obstbauer Michael Häger hatte nicht nur diese Motivation nach Villip geführt. „Sie finden keine Veranstaltung, auf der Sie so viele fundierte und für uns Obstbauern wichtige Informationen in so kurzer Zeit bekommen“, sagte er. Außerdem könne man sich gleich vor Ort mit den Kollegen austauschen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Kein Freibrief
Kommentar zu Glyphosat in der EU Kein Freibrief
Aus dem Ressort