Probleme am Gereonshof Wachtberger Flüchtlingshelfer schlagen Alarm

Wachtberg · Ende Juni läuft bei der Wachtberger Flüchtlingshilfe der Betreuungsvertrag mit dem Roten Kreuz aus. Doch das ist nicht das einzige Problem: Es fehlt ein Sicherheitskonzept in Unterkünften wie dem Gereonshof, wo nur Männer wohnen.

Hatten in der April- Sitzung des Sozialausschusses noch alle Beteiligten die Flüchtlingssituation in Wachtberg als weitgehend ruhig beschrieben, sah das am Mittwochabend anders aus. Vor allem Kurt Zimmermann und Gero Nölken vom ökumenischen Arbeitskreis, aber auch Tülin Kahlenberg vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) schlugen im Rathaussaal Alarm. Ein Grund: Der Vertrag mit dem DRK läuft Ende des Monats aus.

„Wir hätten gerne weitergemacht, aber wir haben uns neu ausgerichtet und sind nur noch im Ehrenamt tätig“, sagte Gabriela Freifrau von Loë, Vorsitzende des DRK-Ortsverbandes, auf GA-Anfrage. Gemeinsam mit der Gemeinde und dem Kreisverband suche man jetzt nach einer Lösung – auch für Flüchtlingsbetreuerin Kahlenberg, deren Einsatz von Loë lobte.

Das sogenannte Wachtberger Modell stützt sich auf drei Säulen: die Gemeinde, die ehrenamtlichen Helfer des ökumenischen Arbeitskreises und das DRK. Um weiterhin gut aufgestellt zu sein, sei es wichtig, „dass die Arbeit des DRK fortgesetzt wird“, appellierte Zimmermann an Politik und Gemeinde. Notwendig sei es, Kahlenberg im Boot zu halten, eine halbe Stelle für den Vertretungsfall zu sichern und weiterhin ein Fahrzeug zur Verfügung zu stellen.

Doch das war nicht der einzige Punkt, der den Helfern Bauchschmerzen bereitete. So stelle sich die Situation im Gereonshof in Werthhoven schwierig dar, sagte Nölken. „Es ist ein reiner Männerhof.“ Soll heißen, dass dort ausschließlich alleinreisende Flüchtlinge verschiedener Ethnien untergebracht sind. Da seien Konflikte programmiert. „Eigentlich bräuchten wir ein Sicherheitskonzept“, sagte Nölken, der Unterstützung von Zimmermann bekam.

Polizei sind keine strafrechtlich relevanten Vorfälle bekannt

„Aus den Übergangsheimen kommen Meldungen von Fremden, die über Nacht bleiben und von Schwierigkeiten im Auskommen“, ergänzte Zimmermann. Auch Drogenmissbrauch sei nicht auszuschließen. Von diesen neuen Begebenheiten zeigten sich die Politiker fraktionsübergreifend überrascht. Die Gemeinde nehme die geäußerten Fragen zur Sicherheit ernst, so Pressesprecherin Margrit Märtens am Donnerstag.

„Sollte hier Handlungsbedarf angezeigt sein, werden wir entsprechende Maßnahmen ergreifen.“ Allerdings seien der Polizei derzeit keine strafrechtlich relevanten Vorfälle in den Wachtberger Flüchtlingsunterkünften bekannt. Der Gereonshof eigne sich wegen der Räume nicht für Familien, erklärte Märtens.

Die weiteren Forderungen des ökumenischen Arbeitskreises: Für Notfälle solle ein Bereitschaftsdienst eingerichtet werden, „der den Bewohnern der Übergangsheime bekannt ist“, sagte Zimmermann. Generell müssten die Einrichtungen „in einen besseren baulichen Zustand versetzt werden“, auch deren Ausstattung müsse stetig erneuert werden.

Ein anderes Stichwort lautete Sozialarbeit. Die Unterkünfte dürften nicht nur belegt werden, es müsse auch „um die gezielte bessere Betreuung gehen“. Und: Wenn die Wiesenau Ende November geschlossen werde, brauche es in Pech oder Villip einen adäquaten Ersatz. „Das ist sehr wichtig“, so Zimmermann. Eine Unterkunft dieser Größe gebe es nicht mehr, aber man sei aktuell auf der Suche nach Räumen für die gut etablierten Angebote wie Samstagstreff oder Sprachkurse, sagte Pressesprecherin Märtens.

Coach soll helfen

Eigentlich hätte zur Sitzung am Mittwoch ein von der Gemeinde im Februar 2018 gefordertes Konzept zur Flüchtlingsarbeit vorliegen sollen. Dazu hatte das Kommunale Integrationszentrum des Kreises einen Freiburger Mediationscoach beauftragt.

„Leider ist es dort zu Verzögerungen gekommen“, teilte Antonius Nolden von der Kreis-Pressestelle auf Anfrage mit. In einer Sondersitzung im Juli solle die Präsentation der Expertise nachgeholt werden, kündigte er an.

Der Coach habe Interviews mit Verwaltung, Fraktionen, Ehrenamtlichen und DRK geführt, um herauszufinden, was gut oder schlecht laufe, wer die Entscheider seien und wie die Kommunikationswege seien.

„Wir planen, die Expertise mit den Handlungsempfehlungen nach Wachtberg auch auf andere Kommunen zu übertragen“, stellte Nolden den Modellcharakter heraus. Die Politiker dürfte das freuen, betonen sie doch stets das gute Gesamtkonzept der Flüchtlingsarbeit im Ländchen.

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