Führung im Adendorfer Wald Wachtberger Forst im Umbruch

Adendorf · Georg Freiherr von Loë führte bei einer Exkursion durch den Adendorfer Wald. Den Teilnehmern berichtete er, wie sehr der vergangene Sommer dem Forst zugesetzt hat.

Schon die Römer waren dort, das weiß man jetzt: Mitten im heutigen Adendorfer Wald entdeckte man 2013 durch Luftaufnahmen einen Wachturm, der unter anderem den Blick Richtung Tomburg zuließ. Auch mittelalterliche Wölb-Äcker fand man, eine wellenförmige Ackerbauform.

Die Familie von der Leyen profitierte vom Ton in dieser Gegend und ließ ihn im Waldgebiet abbauen, wo man auch Brennholz für die Tonöfen herbekam. Adolf Hitler wollte seine Autobahn von Bonn nach Trier durch dieses Waldgebiet führen, in dem später alliierte Truppen Schützengräben anlegten.

All das erzählte der Eigentümer des Grundstücks, Georg Freiherr von Loë, am Samstag den Teilnehmern an dem Rundgang durch den Wald, den die Aktionsgemeinschaft zum Schutz der Landschaft in Wachtberg anbot.

Ihm ging es dabei aber um die heutige Situation des Waldes als einerseits Wirtschafts- und andererseits Erholungsgebiet. 82 Prozent dieses Forstes bestehe aus Laubbäumen, vor allem Eichen und Buchen. Die restlichen 18 Prozent machen Fichten und Douglasien aus, schnell wachsende Bäume und für ihn deshalb wirtschaftlich das brauchbarere Holz.

Hitze und Trockenheit schwächen Bäume

Das Holz der Eiche sei das wertvollere, aber sie brauche doppelt so lange, um auf ein ertragreiches Maß zu wachsen: Diese so genannte Umtriebszeit beträgt bei ihnen laut von Loë mindestens 160 Jahre.

Er hat wie viele andere Forstwirte an den Folgen des letzten Sommers zu knabbern. Die Hitzewelle und anhaltende Trockenheit haben die Bäume geschwächt – vor allem die Fichten – und das Ausbreiten des Borkenkäfers begünstigt. Von Loë zeigte den Teilnehmern den Käfer und dessen Larven, die sich in der Rinde einiger gefällter Bäume breit gemacht haben.

„Es ist zu befürchten, dass die meisten Fichten befallen sind.“ Und weil das überall der Fall ist, kommen die Sägewerke nicht hinterher: Die gefällten und aufgestapelten Baumstämme seien schon verkauft, so von Loë, aber sie könnten nicht abgeholt werden, da Transportmaschinen und Kapazitäten in den weiterverarbeitenden Betrieben fehlten.

Zudem könne man mit diesem Holz nicht mehr viel Geld verdienen. Durch die Fällung entstünden aber auch Schneisen im Nadelwald, Stürme würden auch die eigentlich resistenten Douglasien umreißen.

Baumarten müssen Klimawandel standhalten

Was tun? Natürlich müsse das befallene Holz schnellstmöglich aus dem Wald, bevor die Käfer sich weiter von dort aus ausbreiten. Man könne die Rinde auch abschälen, aber die Werkzeuge dafür hätten heute wiederum nur die Sägewerke. Man bräuchte mehr Lastwagen und Lagerplätze. Und Geld: Die 1,2 Millionen Euro Hilfe vom Land reichten nicht aus, man bräuchte mehr als das Zehnfache.

„Das führt zu einer Veränderung des Waldes“, sagte Loë. Künftig brauche man mehr Durchmischung: Nadel- neben Laubholz, junge neben alten Bäumen. „Und wir müssen Baumarten finden, die dem Klimawandel standhalten.“ Denn erst die übernächsten Generationen könnten von den jetzt gepflanzten Bäumen profitieren.

Heute diene der Wald auch als Erholungsgebiet. Das sei aber auch Stress für Flora und Fauna, so der Freiherr, etwa wenn Leute die offiziellen Wege auf den Rückegassen verlassen oder den Wald nachts mit Stirnlampen betreten. Kurios: „Da werden phosphorisierende Nägel in die Baumstämme geschlagen, damit die Leute den Weg wiederfinden.“ Von Loës Appell: „Bitte auf den Wegen bleiben.“

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