Als die Post kam, dachte er zuerst an ein Knöllchen Wachtberger Gero Nölken erhält die Bundesverdienstmedaille

Wachtberg-Werthhoven · Landrat Sebastian Schuster zeichnet den Wachtberger Gero Nölken für seinen Einsatz rund um die Flüchtlingshilfe aus. Dass der „Pössemer Treff“ in Werthhoven je realisiert wurde, ist ein weiterer Verdienst des neuen Ordensträgers.

 Gero Nölken (links) erhält im Kreishaus in Siegburg Verdienstmedaille und Urkunde aus den Händen von Landrat Sebastian Schuster.

Gero Nölken (links) erhält im Kreishaus in Siegburg Verdienstmedaille und Urkunde aus den Händen von Landrat Sebastian Schuster.

Foto: Rhein-Sieg-Kreis

Mit dem Wort Stolz, so sagt der Geehrte, könne er nicht viel anfangen. „Aber gefreut habe ich mich schon, als ich von der Auszeichnung mit der Bundesverdienstmedaille erfahren habe“, sagt Gero Nölken. Diese wurde dem Werthhovener jetzt für sein jahrzehntelanges Engagement für die Integration von Geflüchteten und im kirchlichen Bereich stellvertretend von Landrat Sebastian Schuster im Kreishaus überreicht.

Dabei dachte der 77-Jährige zunächst an ein Knöllchen, als er die Einladung aus Siegburg in der Post sah. „Aber das Papier war doch vornehmer“, sagt er mit einem Schmunzeln. Als Imi kam er 1979 mit seiner Frau nach Werthhoven. Eine Stelle beim heutigen Fraunhofer-Institut hatte den Nachrichtentechniker in die Region geführt. „Wir haben uns von Anfang an wohlgefühlt“, verteilt er ein Lob an seinen Ort.

Mit der Krise auf dem Balkan startete sein Engagement

Der evangelischen Kirche war er zugetan und schon bald trug der Wachtberger Lehrer und Presbyter Richard Diehl die erste „Nachbarschaftshilfe“ an ihn heran: Ein Knecht, die es damals noch gab, lebte mit seiner Frau in beengten und wenig schönen Verhältnissen. „Ich habe mich dann um Einrichtung und Kleidung gekümmert“, erinnert er sich. Als Anfang der 1990er die jugoslawischen Nachfolgekriege losgingen und die ersten Asylbewerber auch im Ländchen anklopften, mischte Nölken schon im Ökumenischen Arbeitskreis mit; der bald darauf den Zusatz „zur Betreuung von Aussiedlern und Asylbewerbern“ erhielt. „Es gab was zu tun“, begründet der Werthhovener kurz und knapp, warum er sich einsetzte. Eine ganze Portion Nächstenliebe war wohl zusätzlich im Spiel.

Seit sich Harald Uhl 2015 gesundheitlich bedingt vom Amt des Vorsitzenden zurückziehen musste und später starb, ist  Nölken auf evangelischer Seite Chef des Arbeitskreises. Parallel dazu begann eine neue Flüchtlingskrise. Mit Kurt Zimmermann, seinem Pendant auf katholischer Seite, und weiteren Ehrenamtlichen hilft der 77-Jährige den Menschen seitdem bei Behördengängen, Wohnungsbesichtigungen, der Suche nach Ausbildungs- und Praktikumsplätzen sowie anfallendem Schriftverkehr.

Derzeit ist der Arbeitskreis zur Untätigkeit verdammt

Hinzu kommt, zusammen mit dem Arbeitskreis, die Organisation des wöchentlichen Kleiderpavillons, des „Samstagstreffs“, und die Koordination der Übernahme von Patenschaften für Familien. „Heute basiert die Flüchtlingshilfe auf dem Drei-Säulen-Modell, einer Zusammenarbeit des Deutschen Roten Kreuzes, der Gemeinde Wachtberg und des Ökumenischen Arbeitskreises“, heißt es in der amtlichen Ordensbegründung. Nölkens beispielhafter Einsatz für die Integration habe eine hohe Tragweite für das Allgemeinwohl.

„Mir ist bei meinem Engagement für die geflüchteten Menschen immer der Gedanke der Hilfe zur Selbsthilfe wichtig gewesen, sodass sie es schaffen, hier in Deutschland auf eigenen Füßen zu stehen“, unterstreicht der Ordensträger die persönliche Motivation für sein Tun. Das derzeit wegen der Krise leider ruhen muss. Seine Angst für die Zeit danach: „Ich weiß nicht, wie viele Köpfe noch mitmachen.“

Nölken wird im Zweifelsfall neue Mitstreiter motivieren. Das scheint so gut wie sicher, wenn man sich sein Engagement für den „Pössemer Treff“ in Werthhoven anschaut. 40 Jahre gehört er dem Bürgerverein nächstes Jahr in unterschiedlichsten Funktionen an, gefühlt ebenso lange hielt er an dem Traum fest, die Begegnungsstätte zu bauen. Und leistete nach eigenen Angaben mehr als 100 Stunden gemeinnützige Arbeit, um das Projekt für Jung und Alt gemeinsam mit anderen zu realisieren. 2017 war die Einweihung.

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