Ärger über Wirtschaftsförderung Wachtberger Handwerker kann seinen Metallbau nicht vergrößern

Wachtberg-Pech · Handwerker Herbert Flacke will unbedingt seinen Betrieb vergrößern. Von der Gemeinde hat er aber keine Fläche im Villiper Gewerbepark bekommen. Jetzt überlegt er, mit seinem Betrieb woanders hinzugehen.

In der Werkstatt von Metallbauer Herbert Flacke fehlt es an Platz, deshalb will er unbedingt auf ein größeres Areal umziehen.

In der Werkstatt von Metallbauer Herbert Flacke fehlt es an Platz, deshalb will er unbedingt auf ein größeres Areal umziehen.

Foto: Axel Vogel

Der 60 Jahre alte Pecher Metallbauer Herbert Flacke ist sauer – auf die Wirtschaftsförderung der Gemeinde. Denn der Handwerker will, nein muss, seinen Betrieb dringend vergrößern und hatte sich daher auch an der Ausschreibung für die Vergabe von Gewerbeflächen im erweiterten Villiper Gewerbepark beworben. Doch im Mai kam ein Absage aus dem Rathaus: Sein Unternehmen wäre in die engere Wahl gekommen, wurde Herbert Flacke mitgeteilt, aber leider würde sein Metallbaubetrieb „nicht ins Schema des erweiterten Gewerbebetriebs passen“.

Für Flacke ein Unding: „Ich zahle hier schon seit über 30 Jahren Gewerbesteuer, sodass ich davon ausging, etwas zu bekommen.“ Auch bei der Suche nach einer Ausweichfläche fühlte er sich von der Wirtschaftsförderung nicht angemessen betreut.

Flacke ist seit 1988 mit seinem florierenden Betrieb auf einem Grundstück mitten in Pech zu Hause. „Die bislang gepachtete Fläche von rund 200 Quadratmetern ist einfach zu klein.“ Brauchen würde er rund 2000 Quadratmeter, zumal er zwei Hallen errichten will. Dazu muss man wissen, dass sein Familienunternehmen, das insgesamt sechs Mitarbeiter zählt, auch größere Werkstücke herstellt: etwa Toranlagen, Geländer und Überdachungen. Was zudem am Pecher Standort wenig optimal ist: „Es fehlt an Platz für die Warenanlieferung“, sagt Flacke. Oft bekommt er seine Werkstoffe per Tieflader geliefert. „Das ist dann oft mit Millimeterarbeit beim Rangieren verbunden“, führt er aus.

Darum würde er lieber heute als Morgen den Betrieb auf eine größere Fläche verlagern. Auch soll es dieses Mal Eigentum sein. „Das Geld dafür liegt bereit“, betont er. Flacke geht von einer Investition im hohen sechsstelligen Bereich aus. Ob seines Bedarfs wäre Flacke auch froh gewesen, wenn die Gemeinde ihm eine Alternativfläche aufgezeigt hätte. Doch den einzigen Hinweis, den er bekam, war: In fünf bis sechs Jahren könnte sich in Sachen Gewerbeflächen etwas nahe des Geländes am Bauhof tun: „Solange kann ich aber nicht warten, ich will innerhalb der nächsten zwei Jahre umziehen“, sagt Flacke.

Grundstücke werden von der Gemeinde Wachtberg vergeben

Gemeindesprecherin Margrit Märtens erklärte dazu: „Mit Start der Vermarktung hat Herr Flacke, so wie alle anderen Bewerber auch, am 6.Dezember 2018 alle notwendigen Unterlagen zum Vermarktungsstart erhalten.“ Im Schreiben seien alle vom Rat festgelegten Kriterien für eine Grundstücksvergabe aufgeführt gewesen. So hat die Gemeinde beispielsweise Zielgruppen priorisiert, etwa Unternehmen aus der Forschung und Entwicklung sowie der IT-Branche, ferner Dienstleistungsbetriebe mit hoher Büroausnutzung und hohem Maß an Fachkräftebedarf, aber auch Handwerksbetriebe, „allerdings nur in Ergänzung zum bereits bestehenden Angebot“. Flackes Betrieb schien nicht zu passen, denn laut Märtens hatte der Rat „in seiner Sitzung am 26.3.2019 einem Grundstücksverkauf an ihn nicht zugestimmt“. Weiter helfen konnte man dem Handwerker nicht, „weil die Gemeinde derzeit über keine weiteren Gewerbeflächen verfügt“, betont Märtens. Allerdings habe der Wirtschaftsförderer der Gemeinde, Jens Forstner, weiterhin mit Flacke in Kontakt gestanden.

Herbert Flacke will auf alle Fälle jetzt in Nachbargemeinden nach einer entsprechenden Fläche Ausschau halten. Anbieten würde sich etwa Meckenheim, wo gerade die Erweiterung des Industrieparks Kottenforst abgeschlossen wurde. „Wir möchten grundsätzlich allen Unternehmen Flächen anbieten, haben uns aber zum Ziel gesetzt, ressourcenschonend mit dem endlichen Gut Boden umzugehen und Grundstücke nur an Betriebe zu veräußern, die unsere Kriterien erfüllen“, stellt Meckenheims Wirtschaftsförderer Dirk Schwindenhammer klar.

Vor allem sollen sich auf dem Areal am Eingang des Stadtgebietes „grüne Technologien“ ansiedeln. Aber nicht zwangsläufig und ausschließlich, betont Schwindenhammer. „Wir führen gerne auch mit anderen Unternehmen Gespräche.“ Die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen müssten stimmen und die Bereitschaft müsse bestehen, nachhaltig zu bauen, etwa mit Holz und anderen ökologischen Baustoffen.

Für das Pecher Gewerbe wäre der Wegzug von Metallbauer Flacke freilich ein weiterer herber Rückschlag: Wie berichtet, hatte am Wochenende der einzige Bäcker im Ort, „Charly´s Backstube“, von Karl und Maria Sonntag die Pforten geschlossen.

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