Klimawandel Waldbesitzer pflanzt Bäume in Wachtberg für das Klima

Wachtberg · Vom Sturmtief bis hin zum Borkenkäfer: Für Waldbesitzer Georg Freiherr von Loë besteht kein Zweifel daran, dass der Klimawandel im Gange ist. Bei der Winterakademie in Wachtberg wünschte er sich deshalb ein Bundesprogramm zur Aufforstung.

 Georg Freiherr von Loë zeigt Küstentannen, die er in Adendorf neu angepflanzt hat. Sie wachsen sehr schnell (oben). Der extremen Trockenheit sind auch einige der mehr als 100 Jahre alten Buchen zum Opfer gefallen.

Georg Freiherr von Loë zeigt Küstentannen, die er in Adendorf neu angepflanzt hat. Sie wachsen sehr schnell (oben). Der extremen Trockenheit sind auch einige der mehr als 100 Jahre alten Buchen zum Opfer gefallen.

Foto: Axel Vogel

Mit Sturmtiefs wie  Wiebke, Lothar, Kyrill oder Friederike hat Waldbesitzer Georg Freiherr von Loë es schon zu tun gehabt. Seit 2018 habe sich mit dem Borkenkäfer noch ein tierischer Bote des Klimawandels hinzu gesellt. „Er führt zu Schäden, wie ich sie noch nicht erlebt habe“, sagte der Adendorfer am Mittwochabend in der Gnadenkirche vor rund 150 Zuhörern. Auf Einladung des Heimatvereins Pech hielt von Loë den Eröffnungsvortrag der Winterakademie 2020.

„Forstwirtschaft – Quo vadis?“ hatte der Waldbesitzer seine Ausführungen betitelt. Denn für ihn besteht kein Zweifel daran, dass der Klimawandel im Gange ist. Und neben der Natur eben auch Wirtschaftszweige wie der seine betroffen sind. „Ein Viertel der Fläche von Nordrhein-Westfalen ist Wald, 62 Prozent davon sind in Privatbesitz“, führte von Loë aus.

62 Prozent des Waldes in NRW sind in Privatbesitz

Spätestens seit dem extrem trockenen Jahr 2018 sieht der Freiherr den Wald in seiner Existenz bedroht: „Wir haben kahle Laubbäume im Sommer und große Flächen mit braunen, vertrockneten Fichtenbeständen.“

Fichten, aber auch weitere Nadelbäume, sucht sich der Borkenkäfer besonders gerne aus. Das Tier habe keine natürlichen Feinde, führte von Loë aus. Vitale Bäume würden durch Ausharzen ein Eindringen des Käfers verhindern, sodass er seine Brut nicht austragen könne. Die durch den Klimawandel verursachte Trockenheit kehre den Prozess um. „So ist das mit fünf Millimetern winzige Tierchen nicht zu stoppen.“ Die Folge seien große Mengen Totholz, was kein schädliches Kohlenstoffdioxid speichere. „Wenn ich aber aus einem Baum ein Möbelstück anfertigen lasse, bleibt das CO2 darin gebunden“, warb er für die Bewirtschaftung des Waldes. Die Natur an allen Stellen sich selbst zu überlassen, wie von einer Zuhörerin später angeregt, lehnt er ab: „Wir brauchen den Wirtschaftsfaktor Holz.“

In seinem Wald, der zu 75 Prozent aus Laubholz wie Buche, Eiche, Esche oder Ahorn und zu 25 Prozent aus Nadelholz wie Fichte, Kiefer und Douglasie besteht, will von Loë neue Wege gehen. Es müsse mehr Licht an den Boden, damit die Naturverjüngung gelinge. „Diese Bäume muss man nicht pflanzen und damit bezahlen, wenngleich auch sie Pflege brauchen.“ Zudem sei ein Baum, der von sich aus anwachse, stabiler. Auch setzt der 61-Jährige auf den Dauerwald mit einer Mehrstufigkeit aller Baumarten.

Weg also von der Monokultur, wie sie auch im alten Forst-Betriebswerk seiner Familie von 1888 zu finden ist und das er bis heute führt. Darin sind Standort, Baumarten, Alter und jährlicher Zuwachs gelistet. In Adendorf pflanzt der Waldbauer neue Baumarten wie die Amerikanische Eiche oder die Küstentanne, weil diese widerstandsfähiger seien und schneller wüchsen. An die Naturschutzverbände adressiert, die die Einführung fremder Arten kritisieren, sagte er, es sei Zeit, das Ideologisieren zu lassen.

Forderung: Mehr Bürgeraufklärung

Daneben hat von Loë, der den Forstbetrieb in sechster Generation führt, Forderungen an die Politik. Diese greife das Thema zwar auf, aber jetzt müsse ein Waldschutzmanagement samt Waldbaukonzept eingerichtet werden. Zudem müsse ein sofortiger Abtransport von befallenen Bäumen möglich sein, sodass das Sonntagsfahrverbot aufgehoben werden müsse. „Außerdem sollte es eine unbürokratische Bereitstellung von Lagerflächen außerhalb des Waldes geben und das Käferholz muss Vorrang haben bei der Verarbeitung“, meinte der Referent.

Er glaubt, dass die Spitze des Borkenkäferbefalls noch nicht erreicht ist und wünscht sich ein Bundesprogramm zur Wiederaufforstung. Beim Waldgipfel der Bundesregierung 2019 seien zwar 800 Millionen Euro beschlossen worden: „Aber bislang weiß keiner, wie man die Mittel abruft.“ Was laut von Loë auch notwendig sei, ist die Aufklärung der Bürger. Es helfe niemandem, wenn ein Buchautor hingehe und den Wald vermenschliche, sagte er, ohne explizit den Namen von Förster Peter Wohlleben zu nennen. „Halbwissen bereitet der Forstwirtschaft Probleme“, betonte er und erwähnte, dass er auch schon in Adendorf versperrte Waldwege, Menschenketten und die Blockade von Lkw erlebt habe.

Am 26. März berichten Johanna und Johannes Bitzenhofer bei der Winterakademie über Herausforderungen im Weinbau. Dorfgeschichten erzählt am 12. Februar Heimatvereinsvorsitzender Oliver Neft. Los geht es jeweils um 19.30 Uhr in der Gnadenkirche, Am Langenacker 12.

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