Heimatverein Niederbachem Wanderung zum Nachhaltigkeitsprinzip

NIEDERBACHEM · 300 Jahre ist es nun schon her, seit der Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz die Lösung für ein Problem ersann, das vielen damals gar nicht bewusst war. Zu seiner Zeit wurde Holz für alles verwendet, vom Hausbau übers Heizen bis zum Bergbau.

Forstliche Nachhaltigkeit und Kopfbuchen sind Themen bei der Wanderung mit Förster Roland Migende (rechts).

Foto: Stefan Knopp

Wälder wurden abgeholzt, und die Eichelmast - im Herbst wurden die Schweine in den Wald getrieben, damit sie sich an herabgefallenen Sämlingen bedienten - verhinderte, dass sie sich selbst erholten. Es musste ein System her: Der Sachse von Carlowitz gilt als der Begründer der modernen Form der forstlichen Nachhaltigkeit.

"Man soll nicht mehr verbrauchen, als nachwächst", erklärte der Förster im Ruhestand Roland Migende am Samstag dieses Nachhaltigkeitsprinzip. Bei einer vom Heimatverein Niederbachem organisierten Wanderung in den Wald hinter der Grundschule machte er bewusst, dass man es eben jenem Mann zu verdanken habe, dass es in Deutschland wieder viele Wälder gibt.

"Heute weiß man, wie viel Holzmasse vorhanden ist und wie viel Holz man jedes Jahr nutzen darf." Der Wald, erklärte Migende, ist in Abteilungen unterteilt. Es gebe einen Durchforstungszyklus: "Jede Fläche wird etwa alle fünf Jahre behandelt." So könne sich der Wald in den anderen Abteilungen erholen. In Sonderfällen, etwa nach dem verheerenden Sturm Kyrill, werde das Baumfällen deshalb eine Zeit lang ausgesetzt.

Früher war es auch üblich, Bäume nicht vollständig zu fällen, sondern sie immer wieder um einen guten Teil ihres Holzes zu kürzen. So entstanden die Kopfbuchen mit mehreren Stämmen, die bei Niederbachem noch zu finden sind. Sie waren das eigentliche Ziel der Führung.

Dort, etwas abseits des Weges, erläuterte Migende, worauf der Förster bei er Aufforstung achten muss: Bei Buhen etwa müsse man darauf achten, ältere Bäume stehen zu lassen, weil nur die auch Eckern abwerfen, aus denen sich neue Buchen bilden können. "Wir lichten den Bestand, damit die Sämlinge genug Platz und Licht haben."

Das erfordere Fingerspitzengefühl: Schafft man zu große Lichtungen, zieht das unerwünschte Kräuter und Pflanzen an. Außerdem seien Bäume den Freistand erst mal nicht gewohnt, bei dem sie dem Wind ausgesetzt sind, so der ehemalige Förster. "Jeder Baum ist auf den anderen angewiesen.

"Er sei kein Freund davon, Bäume in Reih und Glied zu pflanzen. Das habe den Vorteil, dass man mit forstwirtschaftlichen Großgeräten gut die Reihen abfahren und Unkraut schneiden könne. "Aber natürlich ist das nicht."