Untersuchungsergebnisse präsentiert Warum der Wachtberger Hochwasserschutz für Bad Godesberg nutzlos ist
Wachtberg · Mögliche Vorsorgemaßnahmen bei Hochwasser waren Thema im Wachtberger Ausschuss für Umwelt. Zuletzt war die Hoffnung geäußert worden, dass Rückhaltebecken in Wachtberg im Notfall auch Bad Godesberg vor den Wassermassen schützen könnten. Diese Hoffnung zerstreute nun aber ein Experte.
In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt der Gemeinde Wachtberg stellte Oliver Buchholz vom Aachener Unternehmen Hydrotec den Ausschussmitgliedern und rund 20 interessierten Bürgern die Ergebnisse der Untersuchungen zu möglichen Hochwasservorsorgemaßnahmen vor. Der Fokus lag auf Berechnungen zu Regenrückhaltebecken und der Optimierung von Wasserablaufgeschwindigkeiten. Der Hoffnung, dass Rückhaltebecken nicht nur Wachtberg, sondern auch Bad Godesberg vor Wassermassen schützen könnten, erteilte Buchholz eine Absage.
Wachtberg und Bad Godesberg seien in sehr unterschiedlichen Graden von Hochwasser betroffen, sagte der Fachmann. In Wachtberg richte eine Flut infolge von Starkregen wegen der tiefen Täler und der engen Gewässerverläufe mit hohen Fließgeschwindigkeiten in eng begrenztem Gebiet Schaden an. Dagegen überflute das schlammige Nass im weitgehend flachen Stadtteilkern Bad Godesbergs und den direkt anliegenden Bereichen große Areale mit dichtem Gebäudebestand. Deshalb sei das Schadenspotenzial auf den topografisch niedriger gelegenen Flächen deutlich größer als in Wachtberg. Die Untersuchung stellte aus diesem Grund auch die Frage, inwiefern wasserrückhaltende Maßnahmen in Wachtberg für Bad Godesberg von Vorteil sein könnten.
Neben dieser Frage zielte die Untersuchung mithilfe hydraulischer Modelle darauf, die abfließenden Wassermengen und -geschwindigkeiten in Wachtberg durch geeignete Landnutzungsänderungen, die Entschärfung von Engpässen oder alternative Entlastungsrinnen zu verringern. Dabei waren immer die sogenannten Jahrhunderthochwasser im Blick, die, wie Christoph Fiévet (CDU) und Oliver Henkel (Grüne) erinnerten, infolge der Klimaveränderungen deutlich häufiger als alle 100 Jahre vorkommen.
Veränderte Landnutzung könnten Wasserströme bremsen
Buchholz skizzierte beispielsweise technisch mögliche Rückhaltebecken am Gut Marienforst und unterhalb der Wattendorfer Mühle. Andere Beckenstandorte seien in der Nähe des Ölbachs, oberhalb der Burg Gudenau oder am Godesberger Bach (Schildgen) denkbar. Keine der möglichen Rückhaltemaßnahmen schütze jedoch vor Starkregenereignissen, wie sie in den Jahren 2013 und 2016 stattgefunden haben, sagte der Fachmann. Ein wirksamer Schutz für Bad Godesberg sei selbst durch die so möglicherweise erzielten Reduktionen der Fließgeschwindigkeiten uneffektiv und unrealistisch.
Für Wachtberg könnte die Situation hingegen laut dem Fachmann in Einzelfällen durch die Vertiefung oder Aufweitung von Wasserwegen, wo dies möglich sei, entschärft werden. In seinen Ausführungen sprach Buchholz weiterhin die Möglichkeit an, durch veränderte Landnutzung Wasserströme zu bremsen oder mehr Versickerungsflächen zu schaffen.
Anderswo seien Entsiegelungsmaßnahmen oder die Schaffung von Wald auf versiegelten oder anderweitig genutzten Flächen gut einsetzbar, um schnell ablaufendes Wasser zu bremsen und den Versickerungsanteil zu erhöhen. Der Effekt aus solchen Maßnahmen wäre wegen des langsamen Baumwachstums erst in 30 bis 40 Jahren relevant und in Wachtberg aufgrund der bereits weitgehend landwirtschaftlichen Nutzung sehr begrenzt. Allerdings müsse man überdenken, inwieweit man Fließgeschwindigkeiten durch den großflächigen Einsatz von Folientunneln beschleunige.
Gewässerverlauf an Brücke über Pecher Landstraße korrigiert
Viele Engpässe in den Gewässerverläufen habe die Gemeinde Wachtberg bereits nach der Zerstörung von fünf Brücken bei der Flut von 2016 beseitigt. Die Verwaltung hatte beispielsweise ehemals veränderte Gewässerverläufe wie den 90-Grad-Winkel an der Brücke über die Pecher Hauptstraße so korrigiert, dass dort kein massiver Wasserstau aufgrund einer veränderten Gewässerführung auftritt. Weiterhin berücksichtigte sie bei Neubauten und Sanierungen deutlich größere Durchlässe.