Naturschutzprojekt in Wachtberg Webcam beobachtet Turmfalken bei der Brut

Wachtberg · Zwei Turmfalken nehmen einen Nistplatz des Nabu bei einem Obstbauern in Wachtberg erneut an. 2019 schlüpften an gleicher Stelle sechs Jungtiere. Insgesamt gibt es 100 Nistkästen in Bonn und der Region.

 Am Mittwochmittag sonnt sich der Turmfalke auf der Plattform am Nistplatz in Werthhoven.

Am Mittwochmittag sonnt sich der Turmfalke auf der Plattform am Nistplatz in Werthhoven.

Foto: Silke Elbern

Während die Welt angesichts der Coronakrise gerade die Pause-Taste gedrückt hält, geht es an der Lagerhalle des Obstbaubetriebs Wolf in Wachtberg-Werthhoven geschäftig zu. Wie Monika Hachtel vom Nabu Bonn mitteilte, haben dort erneut Turmfalken zur Brut Quartier bezogen. Noch sind es nur Inspektionsflüge, die Männchen und Weibchen vornehmen – aber auch diese lassen sich mittels Webcam unter www.nrw.nabu.de verfolgen.

Im vergangenen Jahr begleiteten viele User das Aufwachsen der damals sechs Jungtiere in Wachtberg. „Von April bis Juni gab es knapp 36.000 Klicks mit bis zu 1738 Aufrufen pro Tag“, zog Diplombiologin Hachtel Bilanz. Seit 2018 sind die zwei Kameras, die tierische Außen- und Innenansichten vermitteln, angebracht. Möglich macht das eine Kooperation mit der Rewe Group und dem Obstbauern, der Strom und Internet bereitstellt, so Hachtel.

100 Nistkästen gibt es mittlerweile an Betrieben von mehr als 40 Obst- und Gemüsebauern in Bonn und der Region, nicht alle jedoch werden direkt von den Tieren angenommen. Die meisten Kästen befinden sich laut Hachtel in Wachtberg und Meckenheim. „2019 haben wir circa 65 Kästen kontrolliert und 18 Bruten mit mindestens 65 Jungen gefunden“, erzählte Hachtel. Die Umweltschützer hätten davon 45 Jungen beringt. Auffällig sei die hohe Anzahl an Bruten mit sechs Jungtieren gewesen. Erstmals seit Bestehen des Projekts 2012 wurden zwei im Projekt beringte Falken wieder gefunden. Leider in einem Fall ohne Happy End. „Ein Tier ist mit einem Flugzeug der Militärbasis Nörvenich zusammengestoßen“, so die Nabu-Fachfrau. Das zweite Tier, ein Jungvogel aus Werthhoven, sei jedoch wohlauf und im Januar bei Ließem kontrolliert sowie abgelesen worden.

Nistkasten dient seit vier Jahren als Brutplatz für die Falken

Seit vier Jahren dient der mittlerweile mit Kameras ausgestattete Nistkasten an der Kühlhalle des Betriebs Wolf den Turmfalken als Brutrevier. „Und da sich die Tiere sehr früh getroffen haben, gehe ich davon aus, dass es wieder dieselben sind“, sagte Hachtel. Männchen und Weibchen kämen regelmäßig zu Besuchen vorbei. „Das Weibchen hat auch schon eine Brutmulde in der gleichen Ecke angelegt wie 2019“, sagte die Naturschützerin. Für gewöhnlich lege das Weibchen fünf bis sechs Eier. Diese seien in der Regel zwischen 3,4 und 4,4 Zentimeter lang und hätten eine ockergelbliche Färbung mit rostrot-braunen Flecken.

 Der Turmfalke bereitet in der linken Bildecke eine Brutmulde vor.

Der Turmfalke bereitet in der linken Bildecke eine Brutmulde vor.

Foto: Nabu-Webcam

„Die Eier werden rund 30 Tage dauerhaft bebrütet, bevor die Jungen schlüpfen“, erklärte Hachtel. Meist sitze das Weibchen auf den Eiern. „Man erkennt es an dem einheitlich braunen Gefieder. Das Männchen hat einen gräulich gefärbten Kopf und ist etwas kleiner.“ Während das Männchen Futter für beide jage, sitze das Weibchen auf den Eiern. Nur während das Weibchen die mitgebrachte Beute verzehre, übernehme das Männchen die Brut.

Da es in der nächsten Zeit für die beiden also stressig wird, stand am  Mittwoch vor allem morgendliches Sonnen auf dem Programm. Dafür nutzte das Weibchen die Außenplattform, von der die Jungtiere dereinst in die Freiheit starten. Doch davor stehen erst einmal Eiablage, Brüten, Schlüpfen, Füttern, Wärmen und Fliegenlernen an.

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