Feuerwehrtag in Wachtberg Wehrführer nimmt Politik und Verwaltung in die Verantwortung

WACHTBERG · "Wunschzettel" der Feuerwehr ist eine Formulierung, welche die Wachtberger Wehrführung bei den Beratungen über die Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplanes aus den Reihen der Politik zu hören bekam. Solche Begriffe ärgern Markus Zettelmeyer, Chef der Feuerwehr, wie viele seiner rund 170 aktiven Kameraden.

Zumal auch Zettelmeyer glaubt, dass die Politik es angesichts langer Vorplanungen und eines eigens eingesetzten kommunalpolitischen Arbeitskreises zum Feuerwehrwesen besser wissen müsste, dass bei Ausrüstung und Personalwesen großer Handlungsbedarf besteht. Daher nutzte der Wehrleiter anlässlich des Feuerwehrtages am Freitag in Berkum die Gelegenheit, um nochmals Klartext vor allem in Richtung Politik zu sprechen.

Wie der General-Anzeiger berichtete, hatten Finanzausschuss und Rat erst jüngst Verbesserungen für die Feuerwehr beschlossen. Doch wichtige Entscheidungen, vor allem Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Ehrenamtes, vertagte der Ausschuss mit Blick auf die Zeit nach der Kommunalwahl.

Zum Bedauern von Wehrführer Zettelmeyer. Schließlich habe man strukturelle Probleme bereits in dem ersten Brandschutzbedarfsplan der Gemeinde 2003 und der Fortschreibung 2009 beschrieben. Mit Hilfe eines von der CDU neu initiierten Arbeitskreises seien laut Zettelmeyer auch Prioritäten herausgearbeitet, sowie ein Ist-Zustand mit einem Soll-Zustand abgeglichen worden.

"Daraus ergab sich nun ein Maßnahmenkatalog, welcher in den letzten Wochen doch teilweise als berechtigte Wünsche der Löschgruppen oder gar als Wunschzettel meinerseits gedeutet wurde", staunte er.

Zettelmeyer erinnerte daran, dass es in einem Brandschutzbedarfsplan nicht um ein Wunschkonzert gehe, sondern um die "Übernahme von Verantwortung". Dabei habe man sich an bindenden Vorgaben der Kölner Bezirksregierung zu orientieren. Nach den 2012 neu definierten Anforderungen an Feuerwehren muss ein erster Voraustrupp grundsätzlich in mindestens 80 Prozent der Alarmierungen innerhalb von acht Minuten am Einsatzort eintreffen.

Verstärkung sollte dann in 90 Prozent der Fälle fünf Minuten später zur Stelle sein, so dass der Einsatzleiter nach 13 Minuten über insgesamt 22 Funktionsträger verfügen kann.

Diese Vorgaben kann Wachtbergs Feuerwehr allerdings bei Weitem nicht erfüllen: 2011 konnte nur in rund 63,6 Prozent der Fälle die erste Acht-Minuten-Hilfsfrist eingehalten werden und nur in 80 Prozent der Fälle die zweite Hilfsfrist. In den beiden Folgejahren sank vor allem die Erfüllungsquote der ersten Hilfsfrist nochmals drastisch, von 40 (2012) auf 23 Prozent (2013).

Auch die vorgegebene Quote für die zweite Hilfsfrist konnte laut Zettelmeyer in keinem Jahr erfüllt werden. Anders ausgedrückt: "Von zehn Einsätzen liegen wir nur bei zweien im Soll", so der Wehrführer. Wie er den Vorgaben in der derzeitigen Situation Rechnung tragen soll, ist ihm schleierhaft: "Bei einem Tagesalarm bekomme ich bestenfalls 20 Leute zusammen. 22 sollen es aber nach den Vorgaben nach 13 Minuten sein."

Für den Wehrleiter ist das ein grundsätzlicher Missstand, der vor allem mit fehlendem Personal und fehlender Motivation zusammenhänge, und für den in letzter Konsequenz die Gemeindespitze hafte. "Feuerwehr ist eine Pflichtaufgabe", betonte der Wehrführer gegenüber dem General-Anzeiger. Angesichts der Diskussionen in den letzten Wochen bekam er freilich den Eindruck, "dass sich wirklich nur wenige in der Thematik befanden".

Ehrungen und Beförderungen für 29 verdiente Wehrleute

Anlässlich des Feuerwehrtages in Wachtberg wurden am Freitagabend zum Oberfeuerwehrmann befördert: Stephan Räther, Stefan Esser, Michael Ruck, Thomas Flemmer, Dennis Kirchner. Zum Hauptfeuerwehrmann Sebastian Sonntag und zum Brandmeister Michael Loup sowie Andreas Bell. Oberbrandmeister ist nun Stephan Schlieber und Hauptbrandmeister Sascha Wostmann. Die Ehrennadel des Kreisfeuerwehrverbandes Rhein-Sieg bekam Markus von Wirtz, und das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze Rainer Kirchner.

Geehrt für 60 Jahre Mitgliedschaft in der Feuerwehr wurden Peter Linke und Ferdinand Kaspari, 50 Jahre dabei ist Franz Manikowski, 35 Jahre im aktiven Dienst engagieren sich Karl-Heinz Schöneck, Johannes Mombauer, Herbert Groß, Rainer Kirchner, Johannes Auen, Uwe Lietz, Markus Zettelmeyer, Michael Cremer, Helmut Schwarz und Eric Tiedemann. 25 Jahre Feuerwehrmänner sind die Kameraden Jörg Fischer, Timo Schmidt, Thomas Dick und Hans-Jürgen Kreusch.

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